Die Richter des Königs (German Edition)
froh, seine Freunde gesund wiederzusehen. Alles andere war nicht mehr wichtig. Bald würde auch die Pest erlöschen und die gegeißelte Stadt zu neuem Leben erwachen.
Nachwort der Autorin
D ie Geschichte der Katholiken in England gehört zu den vernachlässigten, dabei aber überaus spannenden Kapiteln der Geschichte. Die Verfolgung Andersgläubiger durch die Inquisition in Ländern wie Spanien oder Frankreich ist den meisten ein Begriff. Der deutsche Leser, der mit der englischen Geschichte vielleicht nicht ganz so vertraut ist, wird wahrscheinlich überrascht sein, zu erfahren, dass es auch in England religiöse Unterdrückung gab. Die Leidtragenden waren hier extreme Protestanten wie Puritaner oder Quäker und Katholiken. Seit der Regierungszeit Elizabeths I. wurden nach und nach immer strengere Gesetze erlassen, die den Katholizismus oder »Papismus«, wie man sagte, im Land ausrotten sollten. Aufgrund ihrer Gehorsamspflicht gegenüber dem Papst, den man als Potentaten eines fernen Landes sah, galten die Katholiken als potentielle Verräter. Dabei hatten Wortführer der katholischen Sache immer wieder beteuert, dass sich ihre Treue gegenüber dem Papst allein auf Glaubensangelegenheiten beschränkte und dass man ihn im Namen des englischen Königs bekämpfen würde, sofern er als weltlicher Fürst eine Invasion Englands plante. Die Angst, die kleine protestantische Insel könnte von den katholischen Mächten des Kontinents (Spanien und später Frankreich unter Ludwig XIV.) überrannt werden, war jedoch zu groß und ließ keinen Platz für religiöse Toleranz. Antikatholizismus entwickelte sich in England aus politischen Motiven zur Tradition. Jegliche Ausübung des katholischen Glaubens stand unter Strafe, der Besuch der Messe ebenso wie der Besitz von religiösen Objekten wie Rosenkränzen oder Kruzifixen. Die gesetzlich verhängten Strafen beinhalteten meist Gefängnis, jedoch in erster Linie hohe Geldstrafen und die Konfiszierung von Gütern. Bald war das Ziel der Verfolgung nicht mehr die Auslöschung des Katholizismus, sondern die finanzielle Ausbeutung einer Minderheit, der nichtsdestotrotz eine Reihe von wohlhabenden Adelsfamilien angehörten. Viele Katholiken hatten, ruiniert von den drückenden Geldstrafen, ihrem Glauben abgeschworen, andere lebten das heimliche Dasein der »Kirchenpapisten«, die sich äußerlich anpassten und taten, was man von ihnen verlangte, im Geiste jedoch ihrem Glauben treu blieben. Ein kleiner Rest schließlich ließ sich durch all die Maßnahmen der Unterdrückung nicht einschüchtern. Ohne die Missionare, die in speziellen Seminaren auf dem Kontinent ausgebildet und dann heimlich ins Land geschmuggelt wurden, hätte der Katholizismus in England jedoch nicht weiterbestehen können. Aus diesem Grund ging der englische Staat mit besonderer Härte gegen die Priester vor. Dem Gesetz nach konnte jeder Engländer, der sich auf dem Kontinent zum Priester weihen ließ und danach auf englischem Boden aufgegriffen wurde, als Hochverräter hingerichtet werden, ohne sich eines Vergehens schuldig gemacht zu haben. So besagten es die Gesetze – in der Theorie. In der Praxis jedoch war das Rechtswesen der damaligen Zeit nicht so starr wie heute, und die Gesetze wurden nicht erlassen, um buchstabengetreu befolgt zu werden. Sie waren biegsame Werkzeuge der Abschreckung, auf die der Staat zurückgreifen konnte, wenn die politischen Umstände es erforderten. Man hütete sich jedoch davor, sie allzu streng durchzusetzen. Die englische Regierung wollte von den anderen Ländern Europas nicht geächtet werden, weil sie Menschen um ihres Glaubens willen hinrichten ließ, wofür man die Inquisition in den katholischen Ländern so gerne anprangerte.
Seit der Thronbesteigung Charles’ II. schließlich wurden die Strafgesetze gegen die Katholiken eine Zeit lang überhaupt nicht mehr angewendet, obgleich sie weiterhin in Kraft blieben. Charles hatte während des Bürgerkriegs die Erfahrung gemacht, dass Katholiken sehr wohl treue Untertanen sein konnten, auch wenn sie in spirituellen Fragen die Autorität des Papstes über die des Königs stellten. Es waren Katholiken, die Charles nach der verlorenen Schlacht von Worcester – ungeachtet der damit verbundenen Gefahren – bei sich aufnahmen und ihn vor Cromwells Soldaten versteckten, als so mancher anglikanische Edelmann aus Angst um seinen Besitz dem verfolgten König den Rücken kehrte. Charles hatte diese Loyalität nie vergessen und
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