Die Richter des Königs (German Edition)
Stallknecht empfangen.
Ein Lakai öffnete ihnen. Als Alan seinen Namen nannte, nickte der Lakai und bat ihn, ihm zu folgen. Vor einem Zimmer im ersten Stock, aus dem Musik erklang, blieb der Diener stehen, kratzte an der Tür und trat ein.
»Meister Ridgeway, Mylady.«
Amoret, die am Spinett saß, hielt in ihrem Spiel inne und wandte sich freudestrahlend zu ihm um. »Wie schön, dass Ihr wieder da seid! Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«
»Ihr seid in London geblieben? Ich dachte, Ihr hättet den König begleitet«, wunderte sich Alan.
»Ihr wisst doch, wie dickköpfig sie ist, mein guter Freund. Sie wollte nicht ohne mich gehen«, erklang Jeremys Stimme aus dem Hintergrund. Er saß auf einem Stuhl nahe des Fensters, ein Glas Wein in der Hand.
»Der Jungfrau sei Dank!«, entfuhr es Alan erleichtert. »Ich glaubte Euch tot, als ich das Kreuz auf der Tür sah.«
»Es war auch nah dran! Ich verdanke es nur Lady St. Clair, dass ich noch am Leben bin. Glaubt mir, Alan, ich habe in den letzten Wochen etwas Wichtiges gelernt. Man hat kein Recht, sich leichtfertig in Gefahr zu bringen und damit den Menschen, die einem nahe stehen, Schmerz zuzufügen. Ich werde diese Lektion in Zukunft beherzigen.«
»Ihr seid also an der Pest erkrankt und habt sie überlebt?«
»Ja, und ich habe lange gebraucht, um mich davon zu erholen. Der Konstabler hatte uns für vierzig Tage eingeschlossen. Danach sind wir hierher übersiedelt. Ich muss zugeben, dass ich Euch vermisst habe, andererseits war ich froh, Euch außer Gefahr zu wissen.«
»Aus diesem Grund habt Ihr mir diesen üblen Streich gespielt, nicht wahr? Aber ich trage ihn Euch nicht nach, denn ich hätte vermutlich dasselbe getan. Als ich auf Eurem Familiensitz angekommen war und Eurem Bruder den versiegelten Brief übergeben hatte, passierten die merkwürdigsten Dinge. Die Familie schien auf einmal unter einem Unglücksstern zu stehen. Erst wurde dieser krank, dann hatte jener einen Unfall, der Sohn übergab sich, die Tochter hatte Ausschlag, die Kuh kalbte, die Stallmauer stürzte ein. Es war wie verhext. Ich kam einfach nicht mehr weg. Nichts lief mehr ohne meine Hilfe. Es dauerte Wochen, bis ich dahinter kam, dass Ihr all das ausgeheckt hattet, um mich von London fern zu halten. Als ich mich schließlich nach Wales aufmachte, um Euch die gewünschten Auskünfte zu besorgen, musste ich zu meinem Ärger feststellen, dass Richter Trelawney bereits jemanden geschickt hatte, um Erkundigungen einzuziehen. Ich war also völlig umsonst dorthin gereist.«
Jeremy lächelte amüsiert über seinen Erfolg. »Es war besser so. Dort wart Ihr sicher. Es war Gwyneth, die Euch vor die Kutsche gestoßen hatte. Sie hat auch die Anschläge auf Richter Trelawney durchgeführt. Sie war nämlich Jeffrey Edwards’ Mutter.«
»Sie war?«
»Ja, sie ist letzte Woche in Oxford, wohin man die Gerichte der Pest wegen verlegt hat, verurteilt und hingerichtet worden. Sir Orlando führte den Vorsitz und beschrieb mir alles in einem Brief.«
Alan war sichtlich erschüttert. »Wie konnte sie das tun? Wie konnte sie mich kaltblütig umbringen wollen, nachdem wir …«
»Vergesst sie, Alan. Es gibt jetzt Wichtigeres zu tun. Es tut mir Leid um Euer Haus. Es wird eine Weile dauern, bis es wieder bewohnbar sein wird. Die Zimmer müssen mindestens eine Woche lang ausgeräuchert und alles mit Essig geschrubbt werden. Kleider und Laken werden wir verbrennen müssen.«
»Was ist mit den anderen?«
»Mistress Brewster ist tot. John, Tim und Susan sind geflohen. Ihr müsst Euch einen neuen Gesellen und auch einen neuen Lehrling suchen.«
Es fiel Alan schwer, all diese Neuigkeiten zu verkraften. Schließlich schob Amoret ihn kurzerhand zu einem Stuhl und sagte fürsorglich: »Ihr seid doch bestimmt hungrig nach der langen Reise. Ich werde uns etwas zu essen auftischen lassen. Das wird Euch gut tun.«
Alan begegnete ihrem Blick und nickte dankbar.
»Habt Ihr etwas von Breandán gehört?«, fragte er plötzlich.
»Nein, leider nicht«, antwortete sie mit sichtlichem Bedauern. »Er hat mir versprochen, zu schreiben, aber wegen der Pest verkehrt kein Postboot mehr zwischen England und Frankreich. Ich werde mich wohl noch eine Weile gedulden müssen, bis ich ihn wiedersehe.«
Alan lächelte, als er den sehnsüchtigen Blick ihrer schwarzen Augen auffing. Aber was sind schon ein paar Monate, wenn es um die Liebe geht?, dachte er träumerisch. Ein angenehmes Gefühl der Entspannung überkam ihn. Er war
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