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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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verfolgte, fühlte sich Amoret St. Clair gegenüber entwaffnet und behandelte sie wie eine Freundin.
    Wenn aber keinen Höfling, wen sollte sie dann heiraten? Einen langweiligen Krautjunker oder gar einen bürgerlichen Emporkömmling? Undenkbar! Nein, für dieses Problem gab es im Augenblick keine Lösung. Er musste die Gegebenheiten hinnehmen, wie sie waren.

 Achtes Kapitel 
    V or dem Haus des Richters traf Jeremy auf den Jurastudenten George Jeffreys, der ihn vor einigen Tagen nach Whitefriars begleitet hatte. Der junge Mann erkundigte sich, ob die Untersuchungen etwas Neues ergeben hätten. Da Jeremy erriet, dass der Student ihm nicht zufällig über den Weg gelaufen war, reagierte er zurückhaltend.
    »Mr. Fauconer«, sagte Jeffreys daraufhin verschmitzt, »ich weiß, dass Ihr für Richter Trelawney Nachforschungen anstellt. Ihr wollt herausfinden, wer ihm schaden will, und ich möchte Euch helfen. Immerhin habt Ihr durch mich den Iren gefunden.«
    »Das ist wahr. Aber warum sollte Euch das Schicksal des Richters interessieren?«
    »Nun, ich habe nicht vor, mein Leben lang ein kleiner unbedeutender Advokat zu bleiben. Fleißiges Studieren allein wird mich jedoch nicht weit bringen. Ich brauche vor allem Beziehungen. Und was könnte da hilfreicher sein, als einem Richter des Königlichen Gerichtshofs einen Dienst zu erweisen?«
    Jeremy musterte den jungen Mann mit gemischten Gefühlen. George Jeffreys konnte kaum älter als neunzehn Jahre sein. Mit seiner schlanken, mittelgroßen Statur, den fein geschnittenen Zügen, den großen haselnussbraunen Augen und dem welligen dunklen Haar sah er ausgesprochen gut aus. Noch hatten die Ausschweifungen, denen sich die Studenten so gerne hingaben, keine Spuren in seinem schönen Gesicht hinterlassen.
    George Jeffreys Argument erschien zwar einleuchtend, doch Jeremys misstrauische Natur mahnte ihn trotzdem zur Vorsicht.
    »Ihr wollt also für mich arbeiten?«
    »Es kostet Euch nichts«, versicherte der Student. »Aber ich möchte, dass Ihr dem Richter gegenüber meinen Namen nennt.«
    »Also gut. Ich habe tatsächlich eine Aufgabe für Euch. Richter Trelawney hat vielleicht gar keine Ahnung, dass er Feinde hat. Ihr könnt Euch in juristischen Kreisen unauffälliger bewegen als ich. Hört Euch ein wenig um und berichtet mir, wenn Ihr auf etwas Verdächtiges stoßt.«
    »Ich werde Augen und Ohren offen halten«, versprach Jeffreys, dann tippte er sich an seinen Hut und eilte befriedigt davon. Der Jesuit sah ihm nach, bis er um eine Ecke verschwunden war. Das Interesse des Burschen war ihm nicht ganz geheuer, aber das lag sicher daran, dass er es gewöhnt war, Fremden zu misstrauen.
    Auf sein Klopfen hin öffnete ihm eines der Stubenmädchen. Das Gesicht der jungen Frau wirkte verstört. Irgendwo im Inneren des Hauses war ein geräuschvoller Streit im Gange. Jeremy konnte deutlich die erboste Stimme des Richters erkennen. Beunruhigt schob er sich an dem wie gelähmt dastehenden Hausmädchen vorbei in die mit schwarz-weißem Marmor geflieste Eingangshalle. Am Fuße der Treppe schien sich der gesamte Haushalt versammelt zu haben. Esthers schneidende Stimme übertönte die in halblautem Ton vorgebrachten Beteuerungen des Kammerdieners, während Lakaien und Dienstmädchen in stummer Betroffenheit aus dem Hintergrund zusahen.
    »Schluss jetzt! Seid still, alle miteinander!«, schrie Sir Orlando Trelawney, der in Nachthemd und Schlafrock auf dem Treppenabsatz stand, die rechte Hand um das Holzgeländer gekrampft, um sich aufrecht zu halten. Seine Beine zitterten vor Schwäche, und seine Stimme versagte, als er weitersprechen wollte. Jeremys Auftauchen unterbrach den Streit. Ohne sich um die anderen Anwesenden zu kümmern, trat er neben den Richter, der wie ein kraftloses Gespenst hin und her schwankte, und legte sich dessen Arm um die Schultern.
    »Ich sagte Euch doch, dass Ihr im Bett bleiben sollt!«, tadelte er seinen unvernünftigen Patienten. »Wenn Ihr meine Anweisungen nicht befolgt, wird es doppelt so lange dauern, bis Ihr wieder gesund seid.«
    »Wie kann ich mich ausruhen, wenn in meinem Haus alles drunter und drüber geht?«, ereiferte sich Trelawney, während er keuchend nach Atem rang. Die leichte Anstrengung hatte ihn völlig erschöpft. Jeremy half ihm die zwei Stockwerke zu seinem Schlafgemach hinauf und legte ihn auf das Bett. Dann zog er sich einen der neuartigen Stühle heran, die mit Sitzpolstern versehen waren, und setzte sich zu ihm.
    »Erzählt mir, was

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