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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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ich bin mir im Klaren darüber, welche Strafe McMahon zu erwarten hat«, meinte Jeremy trocken.
    »Leider ist das nicht alles. Da Euer irischer Freund weder einen festen Wohnsitz noch Arbeit hat, also als Dieb und Vagabund gilt, wäre es eigentlich meine Pflicht, ihn für unbestimmte Zeit ins Zuchthaus zu schicken. Das Londoner Bridewell Hospital untersteht allerdings einem unabhängigen Rat, der sich aus dem Lord Mayor und einigen Stadträten zusammensetzt. Sie allein entscheiden, wie lange die Verurteilten in Haft bleiben und welche Strafen ihnen auferlegt werden, das heißt, sie können einen Gefangenen so oft auspeitschen lassen, wie sie es für richtig halten. Und Sir John Deane ist eines der Mitglieder dieses Rats. Ihr wisst, was das bedeutet. Wenn ich McMahon nach Bridewell schicke, liefere ich ihn damit seinem Feind aus. Und ich fürchte, das könnte für beide katastrophale Konsequenzen haben.«
    Jeremy war blass geworden. »Gibt es eine Möglichkeit, das zu vermeiden?«
    »Nun, Bridewell ist wie alle Gefängnisse ständig überfüllt, und die Unterbringung der Ärmsten der Armen kostet Geld. Mit diesen Argumenten könnte ich wahrscheinlich verhindern, dass McMahon eingewiesen wird – vorausgesetzt, ich finde jemanden, der für ihn bürgt.«
    »Ich verstehe, Mylord. Gebt mir Zeit bis morgen, dann bringe ich Euch einen Bürgen.«
    »Denkt Ihr dabei an Meister Ridgeway?«
    »Ja.«
    Richter Trelawney zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Ihr müsst tatsächlich davon überzeugt sein, dass McMahon unschuldig ist, denn Ihr würdet Euch wohl kaum einen Dieb ins Haus holen!« Die Zukunft würde zeigen, ob es eine kluge Entscheidung war, dem Iren zu vertrauen, sagte sich Sir Orlando, während er dem Jesuiten beim Verlassen des Zimmers nachsah. Doch wohl fühlte er sich bei dem Gedanken nicht.

 Fünfzehntes Kapitel 
    E s war Aufgabe des Recorders, am letzten Tag der Sitzung im Old Bailey das Strafmaß zu verkünden. Für Breandán Mac Mathúna lautete es: »… dass Ihr von hier an den Ort zurückgebracht werdet, von dem Ihr kamt, und von dort an einen Karren gebunden durch die Straßen vom Newgate nach Tyburn geführt, den Körper vom Gürtel aufwärts entblößt, und dabei ausgepeitscht werdet, bis Euer Körper blutet.«
    Zwei Tage später, an Sankt Cosmas und Damian, wurde das Urteil vollstreckt. Am Straßenrand hatte sich wie stets zu solchen Gelegenheiten eine neugierige Menschenmenge eingefunden, um das Schauspiel zu sehen. Auch Jeremy war gekommen, und Alan hatte ihn unaufgefordert begleitet. Der Jesuit hatte keine besondere Zungenfertigkeit aufwenden müssen, um seinen Freund zur Übernahme der Bürgschaft zu überreden. Der Wundarzt war über die Härte des Strafmaßes entsetzt und betrachtete es als einen Akt der Barmherzigkeit, dem jungen Mann weitere Misshandlungen zu ersparen.
    Jeremy bemerkte zu seinem Missfallen auch Sir John Deane und Thomas Masters unter den Schaulustigen. Beide saßen zu Pferde, um dem Pöbel nicht zu nahe zu kommen. Offensichtlich wollten sie sich ihre Rache, auch wenn sie unvollkommen war, nicht entgehen lassen.
    Nachdem man dem Verurteilten die Ketten abgeschlagen hatte, wurde er von einem der Schließer des Newgate dem Henker übergeben, der ihn hinten an den bereitgestellten Karren heranführte und ihn unsanft an der Schulter packte, um ihm das Hemd auszuziehen. Gereizt durch die rohe Behandlung, begann sich Breandán zu wehren, so dass Jack Ketch seinen Gehilfen, der das vor den Karren gespannte Pferd hielt, zu sich rufen musste.
    »Halt endlich still, verdammter Bastard, sonst lass ich dir die Ketten wieder anlegen!«, knurrte der Henker und riss dem Gefangenen schließlich gewaltsam das Hemd herunter.
    Sein Gehilfe, der mit einem Strick bereitstand, fesselte Breandáns Handgelenke rechts und links an die Holzstreben der Seitenwände des Karrens und nahm dann die Zügel des Pferdes. Während Jack Ketch die Peitsche durch die Finger gleiten ließ, um die fünf Riemen zu entwirren, die in gleichmäßigen Abständen mit Knoten versehen waren, ritt Sir John Deane zu ihm heran und warf ihm ein Geldstück zu.
    »Macht Eure Arbeit gründlich, Henker! Gerbt ihm tüchtig das Fell.«
    Jack Ketch nickte ihm verständnisinnig zu und befahl seinem Gehilfen: »Los, aber nicht zu schnell.«
    Alan schnitt eine angewiderte Grimasse. »Bei dieser Strafe ist die Zahl der Schläge durch das Gesetz nicht vorgeschrieben«, sagte er betroffen. »Das heißt, je langsamer sich der Karren

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