Die Richter des Königs (German Edition)
vor dem Galgen bewahrt, aber aus seiner Sicht wurde er dennoch unschuldig bestraft. Und um ehrlich zu sein, glaube ich, Ihr hättet mehr für ihn tun können, wenn Ihr gewollt hättet.«
»Nicht ohne die Geschworenen und die Ratsherren gegen mich aufzubringen!«
»Sir, ich kenne Euch mittlerweile gut genug, um sagen zu können, dass Euch das nicht davon abgehalten hätte, einen Freispruch zu erzwingen, wäret Ihr von der Unschuld des Angeklagten überzeugt gewesen. Aber Ihr dachtet, dass Mr. Mac Mathúna zumindest des Diebstahls schuldig sei und die Strafe verdiene. Und das wird er Euch nie verzeihen!«
»Ein ziemlich gutes Motiv für einen Mord, meint Ihr nicht?«, konstatierte Sir Orlando herausfordernd.
»Ihr verdächtigt doch nicht etwa Mac Mathúna!«, rief Jeremy ungläubig.
»Findet Ihr es nicht auffällig, dass er bei beiden Anschlägen auf mein Leben zugegen war? Und dass der zweite Mordversuch nach einer so langen Pause stattfand, die sich bezeichnenderweise mit dem Zeitraum deckt, den der Ire im Gefängnis verbrachte? Ich finde das schon reichlich verdächtig.«
»Mylord, Ihr habt Mac Mathúnas ungezügelten Charakter kennen gelernt«, gab Jeremy zu bedenken. »Glaubt Ihr ernsthaft, er hätte sich die Mühe gemacht, Euch zu vergiften oder Euch auf so raffinierte Weise mit Kerkerfieber in Berührung zu bringen? Wenn er Euch hätte töten wollen, hätte er es mit seinen bloßen Händen getan!«
»Auch wieder wahr«, gestand Trelawney. »Aber wer sollte denn sonst ein Motiv haben?«
»Nun, es fällt Euch nicht gerade schwer, Euch Feinde zu machen«, bemerkte Jeremy zynisch. »Besonders unter einflussreichen Männern wie Sir John Deane.«
Das Eintreten des Kammerdieners unterbrach ihr Gespräch. Er hatte mehrere Apotheken erfolglos abgeklappert, war dann aber doch fündig geworden und überreichte Jeremy mit unsicherer Miene die Spitze eines schmalen, gewundenen Horns. »Ist es das Richtige?«
Der Jesuit gab vor, das Horn eingehend zu prüfen, bevor er zufrieden verkündete: »Sehr gut, Malory. Es ist jeden Penny wert, den du dafür bezahlt hast.«
»Mylord, der Laufbursche ist eben zurückgekommen«, sagte der Kammerdiener an Trelawney gewandt. »Eure Nichte ist tatsächlich zum Haus des Barons gegangen, um Mistress Mary Peckham zu besuchen. Doch als man nach ihnen schickte, waren sie nicht aufzufinden. Sie müssen sich heimlich davongestohlen haben.«
»Und niemand wusste, wohin sie gegangen sein könnten?«
»Nein, sie gingen offenbar allein, ohne einen Diener mitzunehmen.«
»Danke, Malory. Sag mir Bescheid, wenn meine Nichte nach Hause kommt.«
Sir Orlando fing Jeremys nachdenklichen Blick auf und brummte gereizt: »Sagt nichts! Es ist unmöglich, dass Esther …«
Der Jesuit sah ihn eine Weile schweigend an und beschwor ihn dann eindringlich: »Versprecht mir, dass Ihr Malory mit einer geladenen Waffe neben Eurem Bett schlafen lasst, dass Ihr nicht allein auf die Straße geht und dass Ihr nie etwas zu Euch nehmt, wovon andere nicht auch essen. Wer immer es auch ist, der Euch töten will, wir dürfen ihn nicht gewinnen lassen!«
Als Malory sie von Esthers Rückkehr in Kenntnis setzte, nahm Jeremy das Horn an sich und eilte hinunter in die Halle, um die junge Frau abzufangen. Esther verhielt in der Bewegung, als sie den Mann in Schwarz auf der Treppe auftauchen sah. »Was führt Euch denn her, Doktor?«, fragte sie.
Jeremy hatte das Gefühl, als bemühe sie sich, möglichst unbeteiligt zu wirken. »Euer Onkel hatte einen schweren Unfall«, erklärte er mit ernster Miene.
»Ist er verletzt?«
Jeremy ließ eine kurze Zeitspanne verstreichen, bevor er antwortete. Doch Esthers Gesicht blieb ausdruckslos wie immer. Es gab weder Sorge noch hoffnungsvolle Erwartung preis. Wenn sie ihrem Onkel den Tod wünschte, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
»Jemand hatte ein paar Kinder angestiftet, sein Pferd während der Prozession zu erschrecken. Euer Onkel hätte sich dabei leicht den Hals brechen können, doch er hatte großes Glück und kam mit ein paar oberflächlichen Verletzungen davon. Daraufhin versuchte der Täter, ihn zu vergiften.«
»Aber er ist am Leben?«, fragte Esther, die nun doch ihre Ungeduld erkennen ließ.
»Ja, und es geht ihm gut. Der Täter rechnete nicht damit, dass Seine Lordschaft Freunde hat, die über ihn wachen und nicht so leicht zu übertölpeln sind.«
»Ich nehme an, damit singt Ihr Euer eigenes Loblied!«, konterte Esther spöttisch.
»Madam, ich
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