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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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war, hatte der Wundarzt daraus den Schluss gezogen, dass der Ire die Nacht in den Armen der Lady verbracht haben musste – eine Vorstellung, die bei Alan sofort ein lustvolles Ziehen in den Lenden zur Folge hatte. Er selbst hätte eine derartige Erfahrung zutiefst genossen und noch tagelang davon gezehrt. Und so erschien es ihm unbegreiflich, dass Breandán seit seiner Rückkehr noch verschlossener und trübsinniger wirkte als an dem Tag, da er nach seiner Auspeitschung zu ihnen gekommen war. Was war zwischen ihm und Lady St. Clair vorgefallen? Was nahm er sich nur so zu Herzen? Breandáns Verhalten erschien Alan dermaßen widersinnig, dass ihm diese Fragen ständig durch den Kopf gingen. Und als am dritten Tag die maskierte Frauengestalt wieder in seiner Chirurgenstube erschien, überließ er ohne Zögern seinem Gesellen die Zubereitung der Salbe, der er sich gerade hatte widmen wollen, und geleitete Amoret in Jeremys Kammer.
    »Ihr kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, Madam«, klärte er sie auf. »Pater Blackshaw stellt Nachforschungen in der Mordsache an, und Breandán erledigt eine Besorgung für mich. Es tut mir Leid, wenn ich gewusst hätte, dass Ihr kommen würdet, hätte ich John an seiner Stelle geschickt.«
    Amoret warf dem Wundarzt einen verunsicherten Blick zu. »Ihr wisst es«, stellte sie fest.
    »Ja, aber nicht von Breandán. Ich habe es mir selbst zusammengereimt.«
    »Weiß Pater Blackshaw auch Bescheid?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Er hat nichts gesagt, aber Ihr wisst ja selbst, dass es sehr schwierig ist, etwas vor ihm zu verbergen.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete Amoret seufzend und ließ sich auf einen Stuhl sinken.
    Alan beobachtete sie aufmerksam. Sie erschien ihm ebenso bekümmert wie Breandán.
    »Vergebt mir meine Neugier, Madam. Es geht mich nichts an, aber es ist so offensichtlich, dass ich es nicht übersehen konnte. Seit Breandán mit Euch in Whitehall war, ist er völlig verändert. Irgendetwas liegt ihm auf der Seele. Ich bin sicher, es hat mit Euch zu tun. Ich würde ihm gerne helfen, aber er redet nicht mit mir. Wollt Ihr mir vielleicht sagen, was geschehen ist?«
    Amoret betrachtete zögernd das Gesicht des Wundarztes, um herauszufinden, wie er über die Angelegenheit dachte. Doch der Blick seiner graublauen Augen war sanft und verständnisvoll. Er genoss seine eigene lasterhafte Lebensart zu sehr, um anderen Vorhaltungen zu machen. Amoret entschloss sich, ihm zu vertrauen. Sie nickte ihm zu und wartete, bis er sich auf einen Hocker gesetzt hatte, dann berichtete sie ihm in kurzen Worten von Breandáns Reaktion auf ihr Geständnis, dass sie schwanger sei. »Er riss die Tür auf und rannte davon. Ich konnte ihn nicht zurückhalten.«
    Alan legte betroffen die Stirn in Falten. »Er ist eifersüchtig auf den König! Dann hat es ihn schlimmer erwischt, als ich befürchtet hatte. Herzloses Frauenzimmer! Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Ihr habt ihn so lange belagert, dass er gar nicht anders konnte, als Euch zu verfallen.«
    »Ich hatte nie vor, ihn zu verletzen«, verteidigte sich Amoret verärgert.
    »Ihr habt es nicht mit einem abgestumpften Höfling zu tun, dessen Herz von zahllosen Affären ausgebrannt ist. Nach allem, was er erlebt hat, ist Breandán für die Zärtlichkeit einer Frau besonders empfänglich.«
    Amoret lächelte gerührt. »Ihr sprecht wie ein wahrer Freund. Ich bin froh, dass Ihr ihn aufgenommen habt. Er hätte es nicht besser treffen können. Aber auch mir bedeutet er sehr viel, glaubt mir. Ich habe für einen anderen Menschen noch nie so gefühlt wie für ihn. Dass ich das Kind des Königs in mir trage, kann ich nicht ungeschehen machen. Ich wünschte nur, er könnte es vergessen und mir vergeben.«
    »Ich glaube, Ihr meint es tatsächlich ehrlich«, sagte Alan. »Ihr solltet mit ihm reden.«
    »Deshalb bin ich gekommen.«
    »Gut, ich schicke ihn zu Euch, sobald er zurückkommt. Wartet in meiner Schlafkammer, dort könnt Ihr Euch unbehelligt unterhalten.«

    Als Breandán eine halbe Stunde später auf Meister Ridgeways Geheiß die Schlafkammer betrat, ließ der Anblick der wartenden Amoret ihn überrascht innehalten. Er hörte noch, wie der Wundarzt die Tür schloss, so dass sie ungestört waren, vergaß aber, sich darüber zu wundern.
    Das Gesicht der jungen Frau offenbarte hoffnungsvolle Freude und ängstliche Unsicherheit anstelle von Arroganz und Spott, wie er befürchtet hatte. Ein tiefes Glücksgefühl stieg in ihm auf und ließ seine Zähne in

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