Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
Vom Netzwerk:
auf den Lippen, hinausging.

 Zweiundzwanzigstes Kapitel 
    M it geschickter Hand ließ George Jeffreys die Würfel über das polierte Holz des Schanktischs rollen.
    »Ihr gewinnt wieder«, knirschte sein Gegenüber missmutig. »Irgendwann muss Eure Glückssträhne doch ein Ende haben.«
    »Tut mir Leid, mein Freund«, lachte Jeffreys. »Ihr schuldet mir sechs Shilling.« Er nahm einen kräftigen Schluck Ale. Über den Rand des Kruges hinweg fiel sein Blick auf den in Schwarz gekleideten Mann, der eben die Schenke »Zum Prinzenwappen« betrat. »Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich unser Spiel abbreche«, sagte George Jeffreys zu seinem Kommilitonen. »Ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, Euch weiter auszunehmen.«
    »Ihr wollt doch nicht etwa gehen«, beschwerte sich der andere. »Ihr schuldet mir Revanche.«
    »Ein andermal, wenn’s recht ist. Ich komme darauf zurück, ich verspreche es.«
    Jeffreys leerte den Humpen in einem Zug und stellte ihn auf den Tisch zurück. Er war bekannt dafür, dass er nichts verkommen ließ. Als er den tadelnden Blick des Ankömmlings sah, lächelte er entwaffnend. »Ihr missbilligt meine Gewohnheiten, Dr. Fauconer, hab ich Recht?«
    »Auf die Dauer sind sie gesundheitsschädlich«, warnte Jeremy. »In einigen Jahren werdet Ihr die Konsequenzen zu spüren bekommen.«
    »Übertreibt Ihr da nicht ein wenig?«
    »Keineswegs. Unmäßiges Trinken ist oftmals der Auslöser gefährlicher und schmerzhafter Krankheiten wie des Steinleidens oder der Gicht.«
    »Ihr nehmt mich auf den Arm.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Ja, warum solltet Ihr?«, räumte Jeffreys ein. »Ich glaube fast, Euch liegt wirklich etwas an meiner Gesundheit.«
    »Nur Ihr selbst könnt sie Euch erhalten.«
    »Ich werde mir Euren Rat zu Herzen nehmen, Doktor.«
    »Das bezweifle ich«, widersprach Jeremy mit sichtlichem Bedauern.
    Sie verließen gemeinsam die Schenke und schlenderten die Middle Temple Lane entlang in Richtung der Gärten des Inner Temple.
    »Ihr kommt zur rechten Zeit, Dr. Fauconer«, wechselte George Jeffreys schließlich das Thema. »Ich habe die beiden Namen überprüft, die Ihr mir nanntet. Der Anwalt Richard Conway starb völlig unvermutet letztes Jahr. Alle, die ihn kannten, sagten, er sei stets gesund und munter gewesen und habe nie über irgendwelche Gebrechen geklagt. Nach einem Festmahl zu Ehren der Benchers vom Gray’s Inn, zu denen er gehörte, brach er plötzlich zusammen. Eine Woche siechte er dahin, dann starb er.«
    »Konntet Ihr irgendetwas über seine Krankheit in Erfahrung bringen?«
    »Sein ganzer Körper war in Mitleidenschaft gezogen. Er konnte das Bett nicht mehr verlassen. Seine ganze rechte Seite war gelähmt.«
    »Beschreibt mir Mr. Conway näher.«
    »Er war ein untersetzter Mann, der in den letzten Jahren ziemlich fett geworden war. Alle, die ihn kannten, bescheinigten ihm eine cholerische Ader. Er musste regelmäßig geschröpft werden.«
    »Nun, ich glaube, dass Mr. Conways Tod auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist. Alles spricht dafür, dass er an einem Schlagfluss starb.«
    »Auch ein Opfer übler Gewohnheiten, nehme ich an«, meinte Jeffreys selbstironisch.
    »So ist es. Was ist mit dem Kronanwalt Sir Michael Rogers?«
    »Im Mai dieses Jahres verbrachte er mit einigen Freunden den Abend in einer Schenke. Einen Teil des Heimweges legten sie gemeinsam zurück, dann trennten sie sich, und Sir Michael ritt allein weiter. Am nächsten Morgen fand man ihn tot im Fleet-Fluss. Bei der Leichenschau stellte die Jury Tod durch Ertrinken infolge eines Unfalls fest. Man nahm an, Sir Michael sei so betrunken gewesen, dass er sich nicht auf seinem Pferd halten konnte.«
    »Haben seine Freunde diese Annahme bestätigt?«, fragte Jeremy.
    »Sie sagten aus, Sir Michael habe nur mäßig getrunken. Aber da sie selbst an diesem Abend sternhagelvoll waren, nahm man ihre Behauptung nicht ernst.«
    »Habt Ihr mit seiner Witwe gesprochen?«
    »Ja. Ich erklärte ihr, dass ich in Sir Orlando Trelawneys Auftrag Nachforschungen über den Tod ihres Gatten anstellte, so wie Ihr es mir aufgetragen habt«, berichtete der Student. »Zunächst reagierte sie zurückhaltend, doch nach einer Weile wurde sie gesprächiger.«
    »Zweifellos aufgrund Eures Charmes, Mr. Jeffreys.«
    »Ich versuche nur, den Menschen, mit denen ich zu tun habe, gefällig zu sein. Dann kommen sie auch mir entgegen.«
    »Hat seine Witwe irgendetwas gesagt, das uns weiterhilft?«
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher