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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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einem breiten Lächeln aufleuchten. Er hatte seinen Groll vergessen. Mit langen Schritten trat er zu ihr und riss sie stürmisch in seine Arme. Seine Lippen fanden die ihren, seine Hände ihre Schenkel unter den Röcken. Sie an die Wand in ihrem Rücken pressend, nahm er sie im Stehen, zu ungeduldig, um sie zum Bett hinüberzutragen.
    Alan, der vor der Tür stehen geblieben war, um sicherzugehen, dass kein anderer der Hausbewohner seiner Schlafkammer zu nahe kam, hörte ihr lustvolles Keuchen und grinste über das ganze Gesicht. Erst als es wieder still geworden war, verließ er seinen Wachposten und ging in die Offizin zurück.

    Jeremy kam schnell dahinter, dass sein Freund mit den Liebenden unter einer Decke steckte. Die Tatsache, dass Amoret das Haus des Chirurgen aufsuchte, ohne die Beichte abzulegen, wie sie es sonst tat, verriet schon, dass sie heimliche Sünden beging, die sie vor ihrem Beichtvater zu verbergen versuchte. Und für einen geübten Beobachter wie Jeremy war es zudem nicht besonders schwierig, zwei Menschen anzusehen, dass sie verliebt waren. Noch zögerte er, Lady St. Clair darauf anzusprechen. Er zweifelte nicht daran, dass die Schuld ganz und gar bei ihr lag. Breandán konnte und wollte er keine Vorwürfe machen. Wie hätte der arme Bursche einer solchen Versuchung auch widerstehen sollen? Allerdings hätte es wenig Sinn, diese sündige, wenn nicht gar gefährliche Liaison zu verbieten. Die beiden fänden dennoch einen Weg, sich zu treffen, ohne dass er es verhindern könnte. Da war es ihm schon lieber, sie sahen sich in Alans Haus, wo sie vor fremden Augen sicher waren, als in einer öffentlichen Herberge, wo man Lady St. Clair erkennen könnte. Auch musste Jeremy zu seinem Leidwesen feststellen, dass die Gefühle, die sie zusammenhielten, offenbar sehr stark waren, und das hatte er bei Amoret bisher noch nicht erlebt. Es beunruhigte ihn zutiefst, denn dass diese Beziehung keine Zukunft hatte, lag für ihn auf der Hand.

 Vierundzwanzigstes Kapitel 
    E in kalter Luftzug durchwehte die Chirurgenstube, als die Haustür geöffnet wurde. Alan blickte von seinen Instrumenten auf, die er mit Johns Hilfe säuberte, und hielt in der Arbeit inne, als er die füllige Gestalt Gwyneth Bloundels im Türrahmen auftauchen sah. Sofort zuckte ein jähes Lustgefühl in ihm auf, vermischt mit einer Spur Missmut, denn die Apothekerfrau hatte sich seit über zwei Wochen nicht mehr bei ihm blicken lassen. Und das ausgerechnet jetzt, da seine Gedanken durch Breandáns und Lady St. Clairs Anwesenheit noch öfter als sonst um leidenschaftliche Liebesspiele kreisten und der heraufziehende Winter es mit sich brachte, dass die Frauen in der Nachbarschaft hinter einem Bollwerk verhüllender Stoffe verschwanden. Alan hatte bereits in Erwägung gezogen, sich mit einem der meist willigen Schankmädchen einzulassen, fürchtete jedoch, sich dabei eine Krankheit einzufangen.
    Gwyneth winkte ihn zu sich, und er folgte erwartungsvoll ihrer Aufforderung. Ihr Gesichtsausdruck verhieß ihm allerdings keine baldige Erlösung von seinem Leiden.
    »Ist etwas passiert?«, fragte Alan ungeduldig.
    »Wir können uns eine Weile nicht mehr sehen«, antwortete Gwyneth ernst.
    »Hat Meister Bloundel Verdacht geschöpft?«
    »Ja. Einer der Nachbarn muss ihm gegenüber eine Bemerkung gemacht haben, denn er lässt mich kaum noch aus den Augen. Es war sehr gefährlich für mich, herzukommen, aber ich musste es dir sagen.«
    »Ein Jammer«, brummte Alan. »Bist du sicher, dass es notwendig ist? Wir könnten doch vorsichtig sein.«
    »Ich fürchte, wir haben keine Wahl, als uns fortan aus dem Weg zu gehen. Mein Gatte ist ein schwerfälliger Mann, doch wenn sein Argwohn erst einmal geweckt ist, lässt er nicht mehr locker. Es tut mir Leid, Alan. Ich muss jetzt gehen. Ich bin schon zu lange geblieben.«
    Enttäuscht sah er ihr nach, wie sie zur Tür ging und sie öffnete, ohne sich noch einmal umzudrehen. Im Türrahmen hielt sie inne, und für einen Moment schöpfte Alan Hoffnung, sie könnte ihre Meinung geändert haben. Doch dann hörte er sie sagen: »Meister Ridgeway? Ja, das ist seine Werkstatt.«
    Jemand von der Straße hatte sie angesprochen, Alan konnte aber nicht erkennen, wer es war.
    »Ich werde sie ihm geben«, antwortete Gwyneth dem Unbekannten und trat noch einmal in die Chirurgenstube zurück. »Hier, eine Nachricht für dich.«
    Verwundert nahm Alan das gefaltete Stück Papier entgegen, das sie ihm hinhielt. Die Nachricht war

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