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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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zerrte an Alans Nerven. Warum brauchte sein Verfolger so lange, um die Seitenstraße zu erreichen? Zögerte er, weil er sein Opfer aus den Augen verloren hatte? War er vielleicht sogar umgekehrt?
    Alan legte mit einem unterdrückten Stöhnen den Kopf in den Nacken. Was sollte er tun? Weitergehen? Er konnte nicht ewig an seinem Platz verharren. Bald würde es dunkel sein. Außerdem erwartete man ihn im Haus des Richters.
    Alan entschied sich, den Versuch zu wagen und seinen Weg fortzusetzen. Er hatte sich gerade von der Hauswand gelöst, als ein Geräusch in seinem Rücken ihn herumfahren ließ. Schnelle huschende Schritte! Sein Verfolger hatte seine List durchschaut und sich vom anderen Ende der Seitenstraße her unbemerkt an ihn herangeschlichen. Er war ihm bereits so nahe, dass Alan nur noch den dunklen Kapuzenmantel und das Messer wahrnahm, mit dem der andere auf seinen Oberkörper zielte. Alan machte einen reflexartigen Ausfall nach links, um dem Stoß auszuweichen, und riss dabei die Hand hoch, in der er seine eigene Waffe hielt. Im nächsten Moment spürte er einen scharfen Schmerz im rechten Arm und ließ sein Messer fallen. Obwohl er nun unbewaffnet war, verlor sein Angreifer offenbar die Nerven, denn er wandte sich ruckartig um und entschwand mit wehendem Mantel im Nebel.
    Vor Schmerz und Entsetzen wie gelähmt, starrte Alan ihm nach. Es fiel ihm schwer, zu begreifen, was ihm gerade passiert war. Dies war kein Raubüberfall gewesen, sondern ein kaltblütiger Mordanschlag. Fassungslos ließ er sich gegen die Hauswand sinken, unfähig zu einer Bewegung oder einem klaren Gedanken, bis der stechende Schmerz in seinem rechten Unterarm in sein Bewusstsein drang. Instinktiv legte er die Hand auf die Wunde und biss stöhnend die Zähne zusammen. Hätte er nicht so schnell reagiert, hätte die Messerklinge mit Sicherheit sein Herz durchbohrt. Bei diesem Gedanken wallte Panik in ihm auf und schwemmte seine Benommenheit fort. Er durfte nicht hier bleiben. Er musste so schnell wie möglich in eine belebte Straße und von dort zum Haus des Richters. Allmählich wurde ihm klar, dass er in eine Falle gelaufen war. Die Nachricht, die ihn zu so später Stunde auf die Straße gelockt hatte, stammte wahrscheinlich gar nicht von Jeremy. Vielleicht hatte dieser Anschlag sogar etwas mit dem Juristenmörder zu tun.
    Alan bewegte sich so schnell durch die leeren Gassen, wie es das spärliche Licht der Laternen und Fenster zuließ. Erst als er die Chancery Lane erreichte, fühlte er sich ein wenig sicherer und verlangsamte seine Schritte. Vor Trelawneys Haus angekommen, klopfte Alan ungeduldig mit der Linken an die massive Eichentür. Er musste nicht lange warten, bis ihm Malory öffnete.
    »Meister Ridgeway!«, rief der Kammerdiener nach einem Blick auf Alans abgehetztes Gesicht. »Was ist denn passiert?«
    Der Chirurg stolperte keuchend über die Schwelle, die Hand noch immer auf seinem blutenden Unterarm.
    »Ihr seid ja verwundet«, entfuhr es Malory, dessen Augen immer größer wurden. »Kommt mit, ich werde Euch verbinden.«
    Doch Alan machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich muss sofort mit Dr. Fauconer sprechen!«
    »Er ist nicht mehr hier. Seine Lordschaft bringt ihn mit der Kutsche nach Hause. Unterwegs wollen sie noch bei Meister Bloundel, dem Apotheker, vorbeifahren und Kräuter besorgen, die gegen Sir Orlandos Rückenschmerzen helfen sollen.«
    »Verdammt!«, grollte Alan, der sich sonst nicht so leicht zu Flüchen hinreißen ließ. »Wisst Ihr, ob Dr. Fauconer mir eine Nachricht geschickt hat?«
    »Nein, ich denke nicht.«
    Verwirrt und unruhig knirschte Alan mit den Zähnen. »Ich muss Seine Lordschaft und Dr. Fauconer so schnell wie möglich erreichen. Vielleicht sind sie in Gefahr.«
    »Ich werde Euch eine Mietkutsche anhalten«, erklärte Malory und trat ohne zu zögern auf die Straße hinaus.
    Sie hatten Glück. Auf der anderen Seite stiegen gerade die Passagiere eines Hackney aus. Der Kammerdiener machte dem Kutscher ein Zeichen, das dieser mit einem Nicken beantwortete. Auf ein Zungenschnalzen hin setzte sich sein Pferd in Bewegung. Das Gefährt wendete und blieb vor Alan stehen.
    »Paternoster Row. Rasch!«, rief der Wundarzt und stieg ein.
    Sein Arm schmerzte noch immer, hatte aber aufgehört, zu bluten. Die Messerklinge, die die Wunde verursacht hatte, war sehr schmal und nicht sonderlich lang gewesen. So war ihm eine schlimmere Verletzung erspart geblieben. Hätte die Klinge jedoch wie beabsichtigt seine

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