Die Riesen vom Ganymed
nickend. »Gehen wir.« Als er sich zur Tür umdrehte, ergatterte er einen Blick von Yvonne, die im Hintergrund des Raumes an einer Video-konsole arbeitete, und winkte ihr schelmisch zu. Sie wurde deutlich rot und blickte krampfhaft auf die Tastatur unter ihrem Schirm. Dann blickte sie auf und blinzelte ihm schnell lächelnd zu, bevor sie sich wieder mit ihrem Apparat beschäftigte.
Draußen vor dem Gebäude stießen weitere Ganymeder zu ihnen, und auch ein Kontingent der Schweizer Polizei schloß sich ihnen an, angeführt von einem besorgten Chef.
Die Gruppe folgte einem Fußpfad, bis sie hinab zu einer Straße kamen, und bog dann links ab, um zwischen den Hütten entlang auf ein Gitter mit Maschendraht zu stoßen, das einen Teil der Umzäunung ausmachte. Als sie die Hütten hinter sich ließen und auf der leicht abfallenden, mit Kieseln belegten Straße weiter auf das Tor zuschritten, lief eine Bewegung durch die Menschenmenge, die sich auf den grasbewachsenen Hügeln jenseits der Umzäunung und jenseits des freigehaltenen Sicherheitsstreifens aufhielt. Die Leute sprangen auf und blickten hinab zum Zaun. Die Erregung wuchs, als die Ganymeder anhielten und Schweizer Konstabler das Gatter aufschlossen und aufschwangen.
Hunt war auf beiden Seiten flankiert, Garuth marschierte auf der einen, der Schweizer Polizeichef auf der anderen.
Er geleitete die Gruppe durch das Tor, und das Stimmengewirr vor ihnen schwoll an und ging in Beifallsrufe über.
Die Leute begannen, die Hänge hinabzurennen und drängten sich kurz vor dem Polizeikordon zusammen, winkten und brachen in Zurufe aus, als die Gruppe auf der Straße durch die Sicherheitszone weiter voranschritt.
Der Kordon öffnete sich, um sie passieren zu lassen, und plötzlich starrten die Menschen, die zusammengedrängt am Rande der Straße standen, geradewegs in die ehrfurchtge-bietenden Gesichter aus einer anderen Welt. Während der Lärm in der weiteren Umgebung unvermindert anhielt, wurden die Reihen unmittelbar vor den Riesen seltsam still und drängten zurück, so als wollten sie eine ehrerbietige Entfernung aufrechterhalten. Garuth blieb stehen und blickte langsam in den Halbkreis von Gesichtern. Als seine Augen von einem zum nächsten wanderten, wandten sich ihre Blicke ab. Hunt konnte ihre Unsicherheit verstehen, gleichzeitig war er jedoch darauf bedacht, daß die von den Fremden beabsichtigte Geste nicht unerwidert blieb.
»Mein Name ist Vic Hunt«, rief er mit lauter Stimme der Menge entgegen. »Ich bin den gesamten Weg vom Jupiter bis zur Erde mit diesen Leuten zusammen gereist. Das hier ist Garuth, der Kommandeur des ganymedischen Schiffes.
Er und seine Begleiter sind hierhergekommen, um euch auf ihren eigenen Wunsch hin einmal persönlich kennenzulernen. Sorgt bitte dafür, daß sie sich wie zu Hause fühlen.«
Immer noch schienen die Menschen zurückzuweichen.
Einige schienen Willkommensgesten vollführen zu wollen, jeder wartete jedoch, daß ein anderer die Initiative ergrei-fen würde. Und dann entwand ein kleiner Junge aus der vordersten Reihe seine Hand aus der seiner Mutter, trat vor und baute sich keck vor Garuths riesiger Gestalt auf. Er trug derbe Bergstiefel und Seppelhosen und war etwa zwölf Jahre alt, mit einem blonden Wuschelkopf und einem sommersprossigen Gesicht. Seine Mutter wollte ihm instinktiv folgen, der Mann direkt neben ihr hielt sie jedoch am Arm zurück.
»Mich kümmern die Leute nicht, Herr Garuth«, sagte der Junge in beherztem Ton. »Ich möchte Ihnen die Hand geben.« Mit diesen Worten streckte er vertraulich seine Hand nach oben. Der Riese beugte sich nieder, sein Gesicht verzog sich zu etwas, was nur ein Lächeln sein konnte, packte die Hand und schüttelte sie herzlich. Die Spannung in der Menschenmenge verflüchtigte sich blitzartig, und jubelnd begannen die Leute sich vorzuschieben.
Hunt blickte sich um und stellte fest, daß sich das Bild plötzlich völlig verändert hatte. Hier posierte ein Ganymeder, der einen Arm um die Schulter einer Frau mittleren Alters gelegt hatte, vor der Kamera ihres Ehemannes, dort nahm ein Riese die angebotene Tasse Kaffee an, während hinter ihm ein dritter etwas zweifelnd zu einem hartnäckig mit dem Schwanz wedelnden Schäferhund hinabsah, den eine Familie mitgebracht hatte. Nachdem er den Hund ver-suchsweise einige Male getätschelt hatte, hockte sich der Riese nieder und begann sein Fell zu streicheln, woraufhin er mit eifrigem Abschlecken der Kinnpartie seines langen, spitz
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