Die Ringe der Macht
Elderlands, sondern bereiten sich auf den Marsch gegen das Imperium vor. Kim, gibt es in Gurick-auf-den-Höhen Pferde, die mich tragen können?«
»Vielleicht bei den Kutschgäulen, die sind größer, aber auch langsamer«, sagte Kim.
»Ich weiß zwar noch nicht, was ich machen werde – das Imperium zu warnen ist nun aussichtslos –, aber irgendetwas werden wir tun, sobald ich klar sehe, sonst werde ich noch verrückt.« Der Prinz starrte verzweifelt in die Dämmerung und den aufsteigenden Nebel. Das tagelange Herumwandern in Elderland, durch Sümpfe, auf und unter den Bergen hatte an der Geduld des Prinzen genagt. Und Kim erging es ähnlich. Immer wenn sie gedacht hatten, sie wären auf dem rechten Weg, hatte sie etwas aufgehalten und zurückgeworfen.
Unter ihnen floss, von allem unberührt, der Elder dem Meer entgegen. Kim hatte es immer geholfen, in fließendes Wasser zu schauen, wenn er aufgewühlt war und seinen Frieden suchte. Gleiches empfahl er Fabian, aber der Prinz war nicht empfänglich für solche Ratschläge. Doch Kim wusste da noch anderen Rat.
Er bat um eine kleine Rast, und während sie so dasaßen, begann er, zwei seiner Pfeifen zu stopfen. Und er betete zum Vater, dass Feuerstein und Zunder trocken geblieben waren, als das Wasser durch die Höhlendecke gebrochen war. Kim hatte Glück. Er entzündete beide Pfeifen und reichte eine davon Fabian.
»Wenn du nicht in den Fluss starren willst, dann tue dich hier dran gütlich. Wir können sie auch während der Wanderung rauchen.«
Fabian lächelte dankbar und sog tief den Rauch des aromatischen Krauts ein, das in der Pfeife vor sich hin kokelte. Schweigend setzten die Freunde ihren Weg fort.
Kims Gedanken schweiften zu seinem Ring, der ihm als Zeichen seiner Würde im Elderland gegeben worden war, aber der wesentlich mehr zu sein schien. Wenn es ein Ring der Macht war, welcher der sieben mochte es sein?
Die Drei besaßen Fabian, Burin und Gilfalas. Die Zwei waren in Zwergenhand: Einer war von Hamafregorin in die Untererde geschleudert worden, der zweite prangte an der Hand ihres geheimnisvollen Begleiters aus ferner Vergangenheit, der sich als einer der Ältesten seines Volkes entpuppt hatte, Hamagregorin, ein Fürst der Zwerge der Untererde. Und der Eine Ring war fraglos noch in der Überwelt an der Hand des Hohen Fürsten der Elben, der einst alle Tore in diese Welt geschlossen hatte.
Blieb nur noch der siebte. Und wie hieß es in dem Gedicht über die Ringe noch:
Von dem siebenten Ring weiß keiner.
Immerhin wusste Kim nun, dass Magister Adrions Bemerkung nicht nur so dahingesagt gewesen war. Der Ring des Kustos besaß magische Fähigkeiten; er konnte zwar nicht Berge versetzen, aber Leute an einen anderen Ort. Dorthin, wo sie gebraucht wurden. Nur, was sollte Fabian hier? Und wo wurden die anderen ›gebraucht‹?
Kim konnte keinen Sinn in dem Ganzen erkennen. Was ihn aber noch mehr quälte, war die Frage, warum dieser Ring der Macht im Ffolk gelandet war, der schwächsten und friedliebendsten Rasse unter der Sonne der Mittelreiche.
Aber wie so oft in diesem Abenteuer ließen sich Fragen nicht beantworten; doch hatte es sich im Thronsaal von Zarakthrôr gezeigt, dass Geduld sich auszahlte und sich oft Antworten finden ließen, wo keine vermutet wurden. Kim beschloss, das Grübeln aufzugeben und erst einmal in Erfahrung zu bringen, was sich hier in Elderland tat. Und das ging am besten in Gurick-auf-den-Höhen, wo er Magister Adrion zu treffen hoffte. Auch im Fall des alten Kustos hatte es sich herausgestellt, dass der Schein oft trügt. Hinter dem biederen Äußeren des Magisters steckte mehr, als man vermutete. Von ihm würde Kim gewiss Antworten erhalten.
So konzentrierte sich der junge Ffolksmann nun ganz auf seine Pfeife, weil das Rauchen half, die Fragen aus seinen Gedanken zu verbannen. Und statt sich den Kopf zu zergrübeln, genoss er den milden Herbstabend und die Wanderung an der Seite eines Freundes.
»Wer da?«, rief eine Stimme, und eine Gestalt brach aus einer Hecke hervor, einen Spieß der Ffolkswehr vor sich her tragend.
»Kimberon Veit, Kustos des Ffolksmuseums, nebst Freund auf dem Weg nach Gurick-auf-den-Höhen«, antworte Kim.
»Häh …?«, scholl es ihnen entgegen.
Kim musterte die Gestalt. Der Ffolksmann war alt, und sein wettergegerbtes Gesicht, seine schwieligen Hände und die Kleidung unter dem Überwurf der Ffolkswehr wiesen ihn als Bauern aus, der Jahr für Jahr hart auf den Feldern gearbeitet hatte. Kim
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