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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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pflanzte.«
    Sie fanden einen leidlich trockenen Lagerplatz mitten in der Schonung, die, wie Marina erläuterte, zum Gut Dreimarken gehörte, welches im Ffolksmund aber nur der »Parschhoff« hieß. Zur Erheiterung der Gefährten ließ die Haushälterin, während sie das karge Frühstück bereitete, einige Episoden aus der Familiengeschichte der Gutsbesitzer folgen, in denen die Lichtungen im Parsch keine unmaßgebliche Rolle spielten. Doch selbst ihre Erzählungen konnten die Stimmung nicht heben.
    Gilfalas betrachtete misstrauisch das Stück Trockenfleisch, das man ihm gereicht hatte, und zögerte, hineinzubeißen.
    »Edler Prinz«, meinte der Zwerg, an ihn gewandt, dieweil er selber kraftvoll vor sich hin kaute, »habt Ihr schon einmal die Küche der Armee des Imperiums genossen?«
    »Nein«, antwortete dieser. »Nicht, dass ich wüsste …«
    »Dann wisst Ihr gar nicht, was Euch entgeht. Unser hochwohlgeborener Begleiter, Erbe diverser Throne der Menschheit, Herrscher in spe über ein riesiges Volk, ist schon ein lausiger Koch, aber im Vergleich zur Küche, die in den Legionen gepflegt wird, ist Prinz Fabian ein Meister …«
    »Oh«, entfuhr es dem Elben, der nicht wusste, was er erwidern sollte.
    »Mach ihn nicht so schlecht. Seine Steaks waren nicht übel«, mischte Kim sich ein, um Gilfalas aus der Verlegenheit zu helfen.
    »Auch ich mochte das Fleisch«, stimmte Burin zu, »aber nur das zwischen dem rohen und dem verbrannten Teil.«
    »Werte Herren«, versuchte Marina zu schlichten, »wenn Ihr redet, vergeudet Ihr nur Eure Kräfte. Jetzt esst und schlaft.«
    Dann ruhten sie bis in den Nachmittag hinein, so gut es eben ging. Auch Kim übernahm diesmal eine Wache. Danach hatte er Schwierigkeiten, einzuschlafen. Zum einen konnte er sich drehen und wenden, wie er wollte, immer hatte er die Wurzel eines Baums oder einen spitzigen Stein im Rücken. Und zum anderen glaubte er jedes Mal, wenn er die Augen schloss, das Heulen der Hunde in der Ferne zu hören.
    Aber er war sich nicht sicher.
    Als er schließlich geweckt wurde, war es später Nachmittag. Sie wagten es nicht, ein Feuer zu entzünden. Zwar gab es hier unter den Tannen abgebrochene Äste genug, um es zum Brennen zu bringen. Doch der Qualm des regenfeuchten Holzes und der nassen Tannennadeln wäre auf viele Meilen hin zu sehen gewesen und hätte gewiss ihre Anwesenheit verraten. Und obwohl keiner der Gefährten mehr über mögliche Verfolger sprach, waren sie sich doch ohne Worte einig, dass das Risiko zu groß war.
    So nahmen sie wieder ein kaltes Mahl zu sich: Brot, Käse und Hartwurst aus Kims Vorratskammer. Und obwohl es schmeckte, was Marina ihnen vorsetzte, so wünschte sich Kim doch etwas Warmes. Eine Suppe, Pfannkuchen, dann einen Braten und vielleicht ein wenig heißen Pudding – warm, mit Fliederbeersoße. Doch vorerst musste dies ein Wunschtraum bleiben.
    Die Stimmung blieb gedrückt; auch die Pfeife, die Kim sich anzündete, änderte nichts daran. Selbst Gilfalas hatte Schatten unter den Augen. Fabian reckte sich, dass seine Gelenke knackten.
    »Tja, ein Prinz, der es gewohnt ist, auf weichen Daunen zu ruhen, der tut sich eben schwer, wenn’s der harte Waldboden ist«, knurrte Burin, der einfach nicht unterzukriegen war. Aber auch dem Zwerg war anzumerken, dass er schlecht geschlafen hatte. Die feuchte Kälte und der anhaltende Regen trugen ein Übriges zur Gemütslage bei. Zum Glück ließ keiner der Gefährten seine schlechte Laune am anderen aus; aber Kim befürchtete, dass es nicht mehr lange dauern könnte, bis es so weit war. Ein Funke mochte genügen, um Unfrieden in ihre Gemeinschaft zu tragen.
    Weiter ging es, die ganze Nacht hindurch bis zum nächsten Tag. Diesmal war ihr Schlafplatz noch ungemütlicher, und als Dach dienten ihnen lediglich eine Hecke und ein paar Sträucher. Sie waren durchweicht bis auf die Knochen. Schon längst hielten die Umhänge den Regen nicht mehr ab, waren nur noch wie nasse Säcke, die einen zu Boden zogen. Auch die Sachen in den Rucksäcken waren feucht und klamm. Das zusätzliche Gewicht machte Kim arg zu schaffen. Gilfalas wirkte ebenfalls erschöpft, und nur sein unbeugsamer Wille, der ihn schon die Flucht vor den Bolgs und Dunkelelben hatte überleben lassen, schien den Elben noch auf den Beinen zu halten. Sein Gesicht wirkte noch bleicher als sonst, und die dunklen Ringe unter den Augen waren die einzige Farbe darin.
    In der vierten Nacht ihres Marsches hatten sie die Stadt Winder hinter sich

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