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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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sagte er sich, sicherlich bloß das engstirnige Denken des Ffolks in ihm durch, keinem Fremden völlig zu vertrauen.
    Der graue Himmel hing schwer wie an den Tagen zuvor über ihnen. Mühsam schleppten die Gefährten sich vorwärts. Modrige Dünste, wie von faulen Eiern, stiegen ihnen in die Nase und dämpften ihre von der Erschöpfung bereits abgestumpften Sinne. Ab und zu flüchtete ein aufgescheuchter Vogel vor ihnen und keifte ihnen böse hinterher. Ansonsten herrschte eine unheimliche Stille, in der das Schmatzen ihrer Tritte gefährlich laut klang.
    So folgten sie im Gänsemarsch ihrem Führer. Den Schluss bildete Fabian, der aufmerksam um sich blickte. Auch er fühlte sich unwohl. Misstraute er wie Kim dem Sumpfling? Oder war es nur der Sumpf, der ihm Sorgen machte? Sollten die Bolgs sie hier im Moor stellen, blieb ihnen allen nur der Kampf. Jede Flucht würde mit dem Tod im Schlick enden; hinabgezogen von dem gnadenlos trügerischen Boden, würde ein Flüchtling in flüssiger Erde ertrinken.
    Auch die übrigen waren unruhig; selbst Marina war davon nicht ausgenommen. Vorsichtig setzte sie einen Schritt vor den anderen und beäugte von Zeit zu Zeit misstrauisch die Umgebung.
    Gwrgi ging immer schneller. Kein Wunder, er war ausgeruht. Die Gefährten hingegen waren am Ende ihrer Kräfte angelangt. Fünf Nächte im Regen hatten sie spüren lassen, dass sie nicht das harte Leben führten, das einen auf solch ein Unternehmen vorbereitete. Der Abstand zu ihrem Führer wurde immer größer.
    »He!«, rief Fabian von hinten. »Was rennst du so, Sumpfling?«
    »Gwrgi euch wollen bis Nacht in Dorf führen. Sein noch weit bis Dorf«, antwortete Gwrgi hastig.
    »Aber das stimmt nicht …«, begann Marina, doch sie führte den Satz nie zu Ende.
    Genau in diesem Augenblick rannte Gwrgi, einen schrillen Schrei ausstoßend, davon, und das hohe Gras ringsum begann lebendig zu werden.
    Sie waren auf eine Art Lichtung gelangt, die frei von Bäumen und Gebüsch, doch von hochgewachsenem Röhricht umgeben war. Wie Pilze schossen bewaffnete Sumpflinge aus dem Boden hervor. In ihren Händen hielt sie Knüppel, Prügel und Beile, vereinzelt auch rostige Klingen.
    Gwrgis Ruf war ein Angriffssignal!
    Fabian und Gilfalas griffen nach ihren Schwertern. Burin riss mit einer einzigen Bewegung die Lederhülle vom Blatt seiner mächtigen Streitaxt.
    »So, Ynzilagûn, es gibt Arbeit«, knurrte er und schwang die Axt zur Probe.
    Kim zog seinen Dolch und stellte sich vor Marina. Er war zu allem entschlossen, obwohl er sich aufs Kämpfen überhaupt nicht oder nur wenig verstand. Zwar hatte er die Pflichtübungen in der Ffolkswehr absolviert und während des Studiums ein paar Fechtstunden von Fabian erhalten. Aber das würde kaum reichen, sich der kreischenden Übermacht aus dem Sumpf zu erwehren.
    Es mochten mehr als zwanzig von ihnen sein, die im trüben Zwielicht der regenverhangenen Dämmerung auf sie eindrangen. Irgendwo erklang der schrille, unheilvolle Klang eines Stierhorns. Mochten die finsteren Mächte wissen, woher die Sumpflinge es hatten!
    Marina konnte das alles nicht fassen. Tränen standen ihr in den Augen. Sie hatte Herrn Kimberon, die beiden Prinzen und den Zwerg in diese Falle geführt. Aber, dachte sie hilflos, ich habe doch die Worte, die richtigen Worte gebraucht …
    Da erreichten die ersten Sumpflinge die Gefährten. Fabian und Gilfalas wehrten mit ihren Schwertern Hiebe ab. Burin hob seine Axt zum Schlag.
    In diesem Augenblick erwachte Marina aus ihrer Starre.
    »Nein!«, schrie sie. »Tötet sie nicht! Das alles ist ein Irrtum. Die Worte des Paktes sind heilig!«
    Schrill hallte ihre Stimme über den Sumpf, übertönte für einen Moment den Kampflärm.
    Fabian und die anderen hielten inne.
    »Hört auf sie!«, rief Fabian. »Tötet nur, wenn ihr nicht anders könnt!«
    »Na gut!«, knurrte Burin. »Wenn du meinst …«
    In diesem Moment drang einer der Angreifer mit einer Keule aus Eichenholz auf den Zwerg ein. Burin fing den Hieb mit der flachen Klinge der Axt ab. Das Holz war im Feuer gehärtet und überstand den Hieb, ohne Schaden zu nehmen. Der Zwerg trat einen schnellen Schritt vor, und bevor der Sumpfling begriffen hatte, was geschah, hämmerte ihm Burin den Ellenbogen gegen das Kinn.
    Der Getroffene verdrehte die Augen und ging zu Boden. Burin ließ seine Axt fallen und hob die Keule des Sumpflings auf, wog sie kurz in den Händen und knurrte befriedigt. Die Keule mochte zwar ein paar Knochen brechen, aber sie

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