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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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erinnern, dass Fabians Ring und Magister Adrion in seinem Traum eine Rolle gespielt hatten …
    »Wacht auf!«, forderte Marina nachdrücklich. »Es ist so weit.«
    »Was ist so weit?«, fragte Kim und rieb sich die Augen. Doch die Antwort war offensichtlich: Ihre Gemeinschaft hatte Zuwachs erhalten.
    Es musste ein Sumpfling sein. Er trug eine Hose und ein Wams, die beide einmal graubraun gewesen sein mochten, aber ein Überzug aus Dreck ließ die Farbe nur mehr erahnen. Ähnlich war es mit seinem Umhang, der vielleicht einmal aus grauem Tuch bestanden hatte, als er die Schneiderwerkstatt verließ. Nun wurde er von Flicken in den verschiedensten Farben, soweit sich das noch erahnen ließ, und von Schmutz zusammengehalten.
    Kim stellte überrascht fest, dass die Sumpflinge dem Ffolk durchaus nicht unähnlich waren. Gut, so stand es auch in den Schriften, die Kim im Museum studiert hatte, aber eine Beschreibung zu lesen und etwas mit eigenen Augen zu sehen, waren zwei völlig verschiedene Dinge.
    Der zu ihnen gestoßen war, hatte etwa Kims Größe, war jedoch gedrungener als ein Ffolksmann. Das Gesicht war breitflächiger, die Wangenknochen nicht so hoch angesetzt. Die Augen lagen tief in den Höhlen, und die Ohren waren nicht ganz so spitz wie beim Ffolk. Wenn man zugrunde legte, was in den Schriften aufgezeichnet war, stand hier vor Kim ein Prachtexemplar von Sumpfling.
    »Sei gegrüßt. Kimberon Veit, zu Diensten«, murmelte Kim, während er sich erhob und versuchte, die steifen Knochen wieder geschmeidig zu machen, etwas, das ihm nach jeder Ruhepause schwerer fiel.
    Der Sumpfling wandte sich zu ihm um, wobei er nicht nur den Kopf drehte, sondern den ganzen Oberkörper, und Kim sah, dass zur Rechten und Linken seines eigenartig verdickten Halses buntschillernde Auswüchse hervortraten, von Äderchen durchzogen, wie eine Mischung von Fischkiemen und den Blasen eines Frosches.
    »Gwrgi, z’par servu. Sein auch gegrüßt, Kimberon Veit.« Es war eine hohe, beinahe quäkende Stimme. Und als der Sumpfling die Hand hob, konnte Kim Schwimmhäute zwischen den unteren Gliedern der Finger erkennen: den alten Schriften zufolge noch ein weiteres Merkmal, das diese Wesen kennzeichnete.
    Es war zu komisch. Kim unterdrückte ein Lachen, das in ihm aufsteigen wollte. »Du wirst uns durch die Sümpfe führen?«
    »Ja«, quäkte der Sumpfling. »Frau haben Gwrgi mit richtigen Worten … in Dienst gestellt. Gwrgi zeigen Weg.«
    »Dann lasst uns unsere Sachen zusammensuchen«, sagte Kim, stellte jedoch im selben Augenblick fest, dass nur noch er packen musste. Die anderen waren schon zum Aufbruch bereit. Der Ffolksmann lief rot an.
    »Kein Grund zur Aufregung«, brummte Burin. »Wir haben dich mit Absicht schlafen lassen. Keiner macht dir einen Vorwurf; such dein Zeug in aller Ruhe zusammen. Und dann nimm dir noch die Zeit, einen Kanten Brot zu essen.«
    Doch selbst das Brot war inzwischen, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, feucht geworden, und Kim brachte keinen Bissen herunter, sodass er mit knurrendem Magen den Rucksack schulterte.
    Kurz darauf, in der beginnenden Dämmerung des Abends, setzten sie ihren Weg fort. Das Gelände, ohnehin durchweicht vom tagelangen Regen, wurde immer sumpfiger. Torf begann die sandige Erde und den Fels der Muren abzulösen. Bei jedem Schritt versanken die Gefährten bis zu den Knöcheln im Morast, und Kim fragte sich, ob ihr Führer wusste, was er tat. Marina hatte ihren Teil erfüllt, und zwar außerordentlich gut, aber konnte man sich auch auf diesen Sumpfling verlassen?
    Seltsam verdrehte Büsche wucherten auf dem sumpfigen Grund, Riedgras und große, fahle Blüten, umgeben von fleischigen Blättern, zwischen denen es leise gluckerte. Auch Birken gab es, und beim Anblick dieser Bäume schweiften Kims Gedanken unwillkürlich zu einem behaglichen Kaminfeuer ab.
    »Gleich Boden werden fester«, ließ sich ihr Führer vernehmen, als hätte er Kims Gedanken erraten.
    »Das will ich hoffen«, murrte Burin. »Ich bin nicht so groß wie unsere menschlichen oder elbischen Gefährten, aber schwerer. Das heißt für mich: schlechte Karten, falls wir versinken. Die liebreizende Marina, unser kluger Freund Kim und ich wären die ersten, die Schlamm statt Luft atmen würden …«
    »Keine Sorge«, quäkte es von der Spitze her. »Folgen Gwrgi, und keiner versinken.«
    Dann lachte der Sumpfling – ein Lachen, das Kim eine Spur zu unecht klang. Aber gleich darauf schalt er sich einen Narren; denn da brach, so

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