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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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gelassen, ja, hatten sie während ihrer nächtlichen Wanderung nicht einmal gesehen. Kim sehnte sich nur noch nach einem warmen Bett und einer heißen Mahlzeit Er wunderte sich, dass er noch nicht zusammengebrochen war, aber wie alle anderen setzte auch er mechanisch einen Fuß vor den anderen.
    In dem bleiernen Grau verschwommen Tag und Nacht zu einem Einerlei. Allmählich begann der Boden anzusteigen. Sie hatten jetzt die Muren erreicht, eine Ansammlung kahler Hügel zwischen dem Sichelgebirge und dem Meer, die Elderland wie ein niedriger, ausladender Schutzdeich von den Sümpfen trennte.
    »Wann sind wir endlich da?«, fragte Kim mit schwacher, erschöpft klingender Stimme. Seine Nase triefte, und seine Augen waren rotgerändert von Schlaflosigkeit und dem scharfen Wind, der vom Meer her wehte.
    »Bald«, antwortete Marina.
    Es war gegen Morgen der sechsten Nacht seit ihrem überhasteten Aufbruch. Sie hatten einen Unterschlupf im Schatten eines lehmigen Abhangs gefunden. Der schmale Überhang bot nur wenig Schutz, aber zumindest war es darunter fast noch trocken. Leider nur fast.
    »Wohnlich«, meinte Burin. »Ein paar Blumen, ein Teppich, ein bisschen von diesem und jenem, und du hättest eine prima Sommerresidenz.«
    Fabian sah gequält auf. »Bitte, Bubu, lass es. Meine Stimmung ist äußerst schlecht, und ich möchte nicht, dass wir uns streiten …«
    Burin sah den Freund an und nickte nur.
    Er konnte ihn verstehen. Nicht nur das Wetter machte dem Prinzen zu schaffen. Auch der Gedanke an die Drohung aus dem Westen lastete auf ihm: die Dunkelelben und ihre Diener, die Bolgs, und vielleicht noch andere, schrecklichere Wesen, welche die dunklen Brüder der Elben mit ihrer finsteren Magie beschworen haben mochten.
    Und jeder von den anderen wusste ebenfalls darum, ob er es sich nun eingestand oder nicht. Auch Marina und Kim waren nicht so weltfremd, als dass sie nicht ahnten, dass mit den Dunkelelben der alte Fluch der Mittelreiche zurückgekehrt war. Sie befanden sich an diesem Spätseptembertag im
    siebenhundertsiebenundsiebzigsten Jahre der Zeitrechnung des Ffolks am Vorabend des nächsten großen Krieges.
    »’tschuldige, alter Freund«, brachte der Zwerg hervor und schniefte.
    »Hör auf, Bubu«, sagte der Prinz. »So schlimm war es nicht. Und wenn ich endlich wieder eine Nacht in einem Bett geschlafen, einen Humpen Bier getrunken und eine warme Mahlzeit gegessen habe, dann darfst du ruhig wieder spotten; aber jetzt …«
    Fabian brach ab und sah in den Himmel hinauf, der schwer mit tiefgrauen Wolken verhangen war, aus welchen ohne Unterlass der Regen fiel.
    »Ich verstehe«, sagte der Zwerg nur, und die beiden Freunde reichten sich die Hand.
    Alle schwiegen sie und starrten in das Zwielicht.
    »Ob wir ein Feuer machen können?«, wagte Kim schließlich einen Vorstoß. »Immerhin haben wir in den letzten beiden Nächten von den Bolgs weder etwas gehört noch gesehen.«
    »Ich würde es nicht raten«, ließ Gilfalas sich vernehmen. »Vielleicht sind sie nur knapp außer Hörweite an uns vorbeigezogen. Immerhin hatten wir eine hervorragende Führerin, die uns so manche Ungemach mit den belegim oder ihren Herren erspart haben mag. Aber ein Feuer, mag es noch so klein sein, könnte sie herbeilocken. Und keiner von uns ist in der Verfassung für einen längeren Kampf.«
    »Er hat leider recht«, brummte der Zwerg. »Wir werden also hoffen müssen, dass uns die Sumpflinge freundlich aufnehmen und uns ein oder zwei Tage Rast im Trockenen gestatten.«
    »Seid gewiss«, sagte Marina. »Wer die richtigen Worte kennt, der steht unter einem heiligen Schutz. Damit verknüpft ist auch das Gastrecht, und das nehmen sie sehr ernst. Wir können in ihren Hütten für ein paar Tage Unterschlupf finden und uns dort wie zu Hause fühlen.«
    »Ich fürchte, dass wir nicht lange dort bleiben können«, meinte Fabian. »Die Kunde muss das Imperium erreichen. So schnell wie möglich …«
    Burin sah seinen Freund finster an, wusste aber, dass dieser recht hatte.
    »Aber«, fuhr der Prinz fort, »ein paar Stunden Ruhe und eine warme Mahlzeit können wir uns sicher gönnen.«
    Bald darauf versuchten sie unter dem schmalen Überhang zu schlafen.
    Kim zitterte unter der klammen Decke vor Kälte, doch irgendwann übermannte ihn die Erschöpfung, und er fiel in einen unruhigen Schlaf.
    »Herr Kimberon!«
    Es war die Stimme Marinas, die in Kims schlaftrunkenes Hirn drang. Er hatte wirr geträumt, konnte sich jedoch nur noch daran

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