Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
die Rucksäcke der Gefährten zu tragen; nur Burin ließ sich nicht dazu bewegen, den seinen abzugeben, und schleppte ihn lieber selbst.
    Kim schien es, als ob die Sumpflinge froh über den unerwarteten Ausgang des Kampfes wären. Ihre Feindseligkeit war wie weggeblasen, als habe ein Windstoß den üblen Dunst der Sümpfe fortgeweht. Doch Kim meinte auch Furcht in den Gesichtern der Geschöpfe zu lesen. War es nur die Furcht vor Fabian?
    Dennoch ließ sich der Angriff auf die Gefährten nicht wegleugnen; und da war Marinas Behauptung, dass Gwrgi einen Pakt gebrochen habe, was immer das auch bedeuten mochte. Einen heiligen Pakt. Kim merkte sich schon jetzt vor, bei seiner Rückkehr im Museum danach zu suchen.
    Misstrauen schien ihm jedenfalls angebracht. Und wenn sich der junge Ffolksmann so umsah, stellte er fest, dass auch Burin und Gilfalas kampfbereit waren. Selbst Fabian, der Gwrgi nun zu vertrauen schien, behielt die linke Hand am Schwert.
    Nicht zum ersten Mal bedauerte Kim, dass er so überhastet von Aldswick hatte aufbrechen müssen. Denn, so sagte er sich, vielleicht hätte sich in den Aufzeichnungen über die Sumpflinge auch ein Hinweis auf Fabians Ring finden lassen. So blieb das seltsame grüne Leuchten fürs Erste eine ungelöste Frage.
    Fabians Überraschung war nur kurz gewesen. Er war viel zu sehr Thronfolger, als dass er diesen Vorteil nicht zu nützen verstand. Doch Kim ertappte den Freund einige Male dabei, wie er die Finger spreizte, um einen Blick auf den Ring an seiner Rechten zu werfen.
    Sie stapften durch die hereinbrechende Nacht. Tief im Westen riss die Wolkendecke auf und gab den Blick auf den letzten roten Schimmer frei, den die versinkende Sonne am Horizont hinterließ. Immerhin regnete es nicht mehr, ob aus natürlichen oder sonstigen Gründen. Trotzdem war der Marsch durch den Sumpf eine Tortur; denn das Licht warf ungewisse Schatten, und der Boden auf den Pfaden durch das Moor war trügerisch. Jeden Schritt musste man sich erkämpfen, selbst die Sumpflinge hatten Mühe voranzukommen.
    Dann wich der Schlammweg einem Knüppeldamm, der rechts und links von Gräben gesäumt war, in denen es schwarz schillerte. Die Marschkolonne schien ihrem Bestimmungsort allmählich näher zu kommen. Kim vermeinte schon den Geruch von Essen und den Rauch eines brennenden Torffeuers wahrzunehmen.
    Doch er hatte zu sehr damit zu tun, auf das glitschige Holz zu seinen Füßen zu achten, um Ausschau halten zu können.
    Als er das Dorf entdeckte, befanden sie sich schon fast darin. Ein Halbrund niedriger, mit Ried gedeckter Hütten, deren Dachtraufen bis auf den Boden reichten, duckte sich in den Windschutz eines Birkenhains. Das Dorf war nicht von einer Palisade oder dergleichen umgeben. Wozu auch? Das Moor selbst war seine beste Verteidigung, ein natürliches Hindernis, das für einen Angreifer kaum zu überwinden war.
    Ihre Ankunft war schon bemerkt worden, bevor sie das Dorf betreten hatten. Ein gedrungener Mann, in ein sauberes erdbraunes Wams und eine dunkelgraue Hose gekleidet, trat auf sie zu. Gwrgi schien in Sachen Sauberkeit nicht das leuchtende Vorbild für sein Volk zu sein; denn nichts im Dorf, obwohl es mitten in den Mooren lag, war so verdreckt wie der Führer, der sie in die Falle geführt hatte.
    Der Mann, der sie erwartete, war alt – dem Aussehen nach der älteste aller Sumpflinge, denen sie bislang begegnet waren. Sein Haar war kurz geschnitten, und es war eisgrau. Die Kiemen an seinen Wangen waren fahl und eingefallen, und sein Gesicht war faltig, aber in seinen Augen lag Würde und die Weisheit des Alters. Doch Kim bemerkte auch etwas anderes, das er auf den ersten Blick nicht richtig beurteilen konnte. Es war, als hätten diese Augen einen Blick in einen dunklen Teich geworfen und es hätte ihnen nicht gefallen, was sie dort sahen.
    Das musste der Häuptling sein, der sie erwartete. In den Fensteröffnungen konnte Kim das eine oder andere Gesicht erkennen, das verstohlen zu den seltsamen Besuchern hinüberblickte, sich jedoch sofort zurückzog, wenn der Blick erwidert wurde.
    Eigentlich hatte der Anblick des Dorfes etwas Behagliches, aber über allem lag der Atem der Furcht. Was Kim in dem Blick des Häuptlings sah, war mehr als die Scheu vor Fremden. Es war Angst.
    »König«, brach es aus Gwrgi hervor, bevor der Häuptling sie begrüßen konnte. »Ang quari! Herr tragen Königs Ring!«
    Augenblicklich sank der Häuptling in die Knie.
    »So einen Ring möchte ich auch mal haben«,

Weitere Kostenlose Bücher