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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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meine Freunde, und staunt über Zwergenwerk!«
    Sie folgten Burin zum Rand der Klamm. Kim wurde fast übel, als er zum Trägerbalken hinabsah. Der Balken durchmaß gut drei Ffuß. Er verschwand im Fels.
    »Seht her. Man nennt es ingam-kevlar , Eisenholz«, dozierte Burin und kletterte hinab. Mit seiner mächtigen Axt schlug er auf den Stamm. Doch die Klinge drang nicht in den Balken ein, sondern prallte mit einem hellen Ton ab. Unter einer dünnen Schicht morschen Holzes war der Balken noch völlig intakt.
    »Wie kann es so was geben?«, fragte Kim.
    »Es ist eine alte Kunst der Zwerge. Man bringt in dem Holz die Zeit zum Stillstand; man braucht dazu nur den richtigen Klang zu treffen. Na ja, so wird es berichtet«, endete er lahm. »Es ist eben ein Geheimnis.« Seine Stimme klang ein wenig unsicher, was bei den Freunden den Verdacht nährte, dass er selber wenig darüber wusste; vielleicht war die Technik selbst bei den Zwergen in Vergessenheit geraten. »Jedenfalls, ihr seht, wir kommen rüber. Kein Problem.«
    »Aber nicht mehr heute«, ließ sich Fabian vernehmen. »Die Sonne steht tief, und ich möchte nicht, dass die Überquerung dieser Schlucht zu einem Wettrennen mit der Dunkelheit ausartet.«
    »Dann wir warten müssen«, quäkte Gwrgi, aber es war ihm anzumerken, wie erleichtert er war, diesen Weg nehmen zu können.
    Kim besah sich nachdenklich den Balken. Er war aus einem einzigen Stamm gearbeitet. Er konnte den riesigen Baum fast vor sich sehen, wie er sich im Wind wiegte, so alt wie die Welt, schier unverrückbar, ehe er dann von kräftigen Zwergenarmen und blitzenden Äxten gefällt wurde.
    Wenn er genau lauschte, glaubte er das Singen des Windes darin noch hören zu können. Oder war es ein anderer Ton: der Klang der verlorenen Zeit?
    »Wie habt ihr den Balken denn über diesen Abgrund bekommen?«, fragte er. »Das müssen fünfzig Ffuß sein, wenn nicht mehr.«
    »Noch ein Geheimnis«, knurrte Burin nur und setzte hinzu: »Ein bisschen Zauber hat schon geholfen.« Seine ganze Haltung drückte aus, dass er kein Wort mehr darüber verlieren wollte.
    »Dann lasst uns einen Lagerplatz suchen, solange es noch hell ist«, meinte Marina.
    »Die kleine Frau ist ausgesprochen praktisch veranlagt«, brummte Burin. »Also, suchen wir!«
    Nachdem sie sich umgesehen hatten, stellten sie fest, dass es auf dem Hochplateau eine ungemütliche Nacht werden würde. Es bot sich nirgendwo Schutz, und mit der untergehenden Sonne war der Wind, der nun aus allen Richtungen zugleich zu wehen schien, stärker geworden. Und kälter.
    »Wind riechen nach Schnee«, ließ Gwrgi sich wieder vernehmen. »Noch zu früh dafür.«
    »Keineswegs, guter Freund. Unten im Sumpf mag es dafür zu früh sein, aber hier in den Bergen liegen die Dinge anders. Der Winter beginnt früher, endet dafür aber auch später«, erklärte Burin.
    »Noch ein Geheimnis von Bergen«, sagte Gwrgi. »Sein viele Geheimnisse.«
    »Eben«, bestätigte der Zwerg. »Und manche davon sind genauso gefährlich wie ein Sumpf.«
    »Gut zu wissen«, sagte der Sumpfling. »Werden von dir lernen wie Sumpflinge von Schamanen. Bitte«, wandte er sich an Kim, »mir erklären, was Zwerg sagen. Gwrgi sein sich nie ganz sicher, was er meinen.«
    »Ja, gern«, lächelte Kim. »Wenn ich kann.«
    »Geht das schon wieder los«, sagte der Zwerg offensichtlich verzweifelt und rollte mit den Augen. »Ich werde mich noch den Abgrund hinabstürzen.«
    »Nein, Gwrgi«, sagte Kim. »Das tut er ganz sicher nicht.«
    »Ich werde mich unterhalb des Plateaus umsehen«, schlug Gilfalas vor. »Vielleicht gibt es da einen weniger zugigen Platz, wo wir die Nacht verbringen können.«
    »Tu das«, murmelte Fabian.
    Alle blickten dem Elben nach, wie er vom Hochplateau verschwand, und jeder von ihnen wünschte ihm Erfolg bei seiner Suche. Weder Kim noch die anderen waren begierig darauf, vom beißend kalten und pfeifenden Nachtwind in den Schlaf gesungen zu werden.
    Minuten vergingen, zogen sich quälend in die Länge, wie zu Eis erstarrter Sand in dem großen Stundenglas der Zeit. Kim, der sich in den Windschatten eines der Pfeiler geduckt hatte – sofern man überhaupt von Windschatten reden konnte, wenn es von allen Seiten zugleich zerrte und pfiff –, wusste schon nicht mehr, wie lange er bereits da hockte. Fast hatte er Angst, sich zu bewegen, erfüllt von einer irrationalen Furcht, es könnte ihm nicht mehr gelingen.
    Er blickte zu seinen Gefährten. Auch sie standen da wie erstarrt: Gwrgi

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