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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Alle Räume der Burg waren längst ausgemessen worden, man musste nur die langen Zahlenreihen zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfügen: die Außenmaße der Burg, Länge und Breite; die Dicke der
inneren Wände; Länge und Breite der Gänge; Anzahl der Stockwerke; und so weiter.
    Toms Taschenrechner, der im Übrigen ein weitgehend sinnfreies Dasein fristete, leistete mir wertvolle Hilfe bei meiner Arbeit. Immer wieder aufs Neue rechnete ich die Zahlenkolonnen durch. Indem ich die genaue Länge meines Schwerts ermittelte - dreiundneunzig Zentimeter - maß ich einige Räume nach.
    Die Zahlen stimmten überein. Aber die Linien auf dem Plan nicht!
     
    Eines Tages, es war schon spät am Abend, begriff ich, wo der Fehler lag. Ich beschloss, erst am Morgen zu Chris zu gehen, denn ich war hundemüde, und die bevorstehende Unterredung würde gewiss länger dauern. Von Natur aus bin ich wohl eher ein Frühaufsteher. Es fällt mir schwer, sehr lange aufzubleiben, dafür werde ich morgens früh munter.
    Am nächsten Tag stand ich noch bei Dunkelheit auf, so gegen fünf Uhr.
    Die Nacht ist die Zeit der überraschenden Entdeckungen. Davon konnte ich mich ein weiteres Mal überzeugen, als ich mich Chris’ Kammer näherte. An der Schwelle der angelehnten Tür empfing mich ein deutlich vernehmbares Flüstern. Als ich die Stimme erkannte, begann mein Herz heftig zu pochen.
    Es war Rita.
    Ich hätte wieder gehen können, ja sogar müssen, doch ich konnte mich nicht entschließen. Eine Hitzewelle stieg in mir auf, und meine Beine wurden weich. In meinem Kopf drehte sich nur ein einziger Gedanke: Was bin ich nur für ein dummer Junge, keinen Deut besser als Maljok!

    »Chris, mein Lieber«, flüsterte Rita, deren Stimme völlig klar durch den Türspalt drang, »wir haben doch alles richtig gemacht, niemanden trifft eine Schuld. Ich weiß gar nicht, was du hast.«
    »Ich hätte es ahnen können. Ich hätte es vorhersehen müssen.« Chris’ Stimme war fest wie immer, dennoch mischte sich ein Anflug von Zweifel in seinen Tonfall, so als wünschte er, dass man ihm widersprach, ihn eines Besseren belehrte.
    »Es ist doch nichts Schlimmes passiert. Mit uns jedenfalls nicht«, beschwichtigte Rita.
    »Aber Sershan... Und dann Lera und Olja.«
    »Kannst du dich auch nur an einen einzigen Monat erinnern, in dem niemand starb? Was hat die Konföderation damit zu tun? Und Olja geht es schon viel besser.«
    Für einen Moment kehrte Stille ein. Es wäre die Gelegenheit zum Rückzug gewesen, aber jetzt hatte ich Angst, dass sie mich hören könnten.
    »Lassen wir das, Chris. Es wird bald hell werden. Und du bist müde.«
    »Warte, Rita. Nur noch ein paar Minuten... Mach mich noch ein bisschen müder.«
    Rita lachte ein eigenartiges Lachen, wie ich es von ihr noch nie gehört hatte.
    »Zu Befehl, mein Kommandeur...«
    »Ist es so gut?«
    »Ja... Jaahh...«
    »Meine Prinzessin!«
    Es war höchste Zeit zu verschwinden. Langsam rückwärtsgehend, entfernte ich mich von den Stimmen, von dem kaum vernehmlichen Rascheln, von diesen beiden
erwachsenen Menschen, die so taten, als seien sie Kinder, damit es die wirklichen Kinder leichter hatten.
    »Ich brauche dich, Chris!«, hauchte Rita mit zitternder Stimme. »Du darfst nicht sterben, hörst du? Halt dich aus den Kämpfen heraus, bitte! Chris... Chris!«
    Plötzlich hörte Rita auf zu sprechen und begann stattdessen leise und gedämpft zu stöhnen. Die physische Nähe der fremden Lust wirkte natürlicherweise faszinierend auf mich, dennoch beschleunigte ich meinen Rückzug, da es mir peinlich war, dabei zuzuhören - ich wollte schließlich kein Voyeur sein.
    Das rhythmische Stöhnen und das Knarren des Bettgestells verhallten bereits in der Finsternis, als ich, immer noch rückwärtslaufend, plötzlich über mein verflixtes Schwert stolperte. Mit den Händen in der Luft rudernd, so als könnte ich mich darin festhalten, stürzte ich rücklings zu Boden. Krachend schlug die hölzerne Klinge des Schwerts auf dem Steinboden auf.
    Zwei oder drei Sekunden später riss Chris die Tür auf. Mit den Händen abgestützt, saß ich konsterniert auf dem kalten Marmor. Chris Silhouette hob sich in der hellen Türöffnung ab, denn seine Kammer war nach Osten ausgerichtet und schon schwach erleuchtet. Einer seiner Arme erschien unnatürlich lang - es war das Schwert, das er in der Hand hielt.
    »Ich bin’s, Chris, ich bin’s.«
    »Was ist passiert, Dima?«
    Als ich seine athletische, stramme Silhouette in der Tür

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