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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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»Wenn wir besser gekämpft hätten, wäre Ithel jetzt noch am Leben, die Usurpatoren wären tot, und wir hätten den Sieg errungen.«
    Ich drückte ihm tröstend die Hand, die ganz feucht und vom Fieber erhitzt war.
    »Ihr wart ein zuverlässiger Verbündeter, Tancred, dafür danke ich Euch.« Er verzog schmerzlich das Gesicht und hustete trocken, ein sicheres Vorzeichen seines baldigen Endes.
    »Ruht Euch aus«, sagte ich zu ihm. »Schont Eure Kräfte.«
    Maredudds Gefolgsleute bildeten einen engen Kreis um uns, und ich trat beiseite, um ihnen Platz zu machen. Er sollte seine letzten Augenblicke mit ihnen verbringen: seinen treuen Hausgenossen, die lieber mit ihm ins Exil gegangen waren, als das Knie vor den Usurpatoren zu beugen, und die ihn in all den Jahren nicht im Stich gelassen hatten. Zudem hatte ich an diesem Tag schon zu viele Männer sterben sehen und wollte dem Tod nicht ein weiteres Mal ins Auge blicken. Seit Hæstinges hatte ich nicht mehr so viele Männer an einem Tag fallen sehen.
    Obwohl ich die beiden walisischen Brüder noch nicht lange gekannt hatte, fühlte ich mich ihnen irgendwie verbunden. Zugegeben: Sie waren ehrgeizig und eigensinnig, wie es bei Männern von hoher Geburt oft der Fall ist, und sie taten zudem sehr freimütig ihre Meinung kund. Trotzdem hatten sie meine Achtung vor allem wegen dieser Eigenschaften gewonnen, nicht so sehr wegen ihrer Furchtlosigkeit und Tapferkeit, und das lag gewiss nicht zuletzt daran, dass ich viele dieser Eigenschaften nur zu gut von mir selbst kannte.
    Als ich später erfuhr, dass Maredudd gestorben war, wurde ich von einem heftigen Schauder erfasst, einem Schauder, der mir durch Mark und Bein ging, meine ganze Seele ergriff. Wusste ich doch nur zu gut, dass sein Schicksal mich ebenso gut selbst hätte treffen können.
    Trotz des schwierigen Geländes legten wir ein hohes Tempo vor. Denn auch wenn Earl Hugues noch kurz zuvor behauptet hatte, dass die Männer zu müde und zu hungrig seien, um zu kämpfen, trieb er sie jetzt rücksichtslos vorwärts.
    Mehr als einmal sahen wir an diesem Tag feindliche Voraustrupps, die sich jedoch nur in der Ferne blicken ließen. Sie waren nur leicht bewaffnet, trugen lediglich Helme und waren meist schnell wieder verschwunden. Der Wolf und Robert entsandten mehrmals kleinere Einsatztrupps, die die Feinde verfolgen und nach Möglichkeit einige von ihnen töten oder gefangen nehmen sollten, was jedoch in keinem einzigen Fall gelang. Sie waren einfach zu schnell und suchten entweder in den dichten Wäldern Deckung, oder sie teilten sich auf, wenn unsere Männer sie im offenen Gelände antrafen, sodass unsere Leute nicht mehr wussten, wen sie verfolgen sollten. Offenbar hatten diese Trupps aber auch gar nicht die Absicht, sich auf einen direkten Schlagabtausch mit uns einzulassen. Vielmehr sollten sie vor allem unsere Nerven strapazieren und uns zwingen, ständig auf der Hut zu sein. Und das gelang ihnen auch. Jedenfalls kehrten unsere Leute ein ums andere Mal mit leeren Händen zurück.
    In all den Stunden sprach der Wolf kein einziges Wort mit mir; allerdings hielt er sich auch den anderen gegenüber sichtlich zurück. Er ritt zielstrebig an der Spitze unserer Truppen und gab das Tempo vor. Wenn er überhaupt jemanden anschaute, dann zornig. Wahrscheinlich wusste er nicht, was er bei unserer Rückkehr nach Scrobbesburh sagen sollte. Schließlich war er es, der Fitz Osbern wüde erklären müssen, warum wir uns eine Niederlage eingefangen hatten, eine Aufgabe, um die ich ihn ganz und gar nicht beneidete.
    Als wir am nächsten Morgen durch das Stadttor zogen, war es draußen noch dunkel. Wir waren die ganze Nacht durchmarschiert, obwohl sich viele unserer Männer vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen oder im Sattel halten konnten. Viele von ihnen hatten es ohnehin nur bis Scrobbesburh geschafft, weil ihre Lehnsherren sie mit Drohungen und Beschimpfungen vorwärtsgetrieben hatten. Der Wolf hatte uns bereits durch einen Boten bei Fitz Osbern melden lassen, der uns zwar nicht am Stadttor, aber in seinen Räumen auf der Burg empfing. Er ließ den Wolf und Lord Robert sofort zu sich bitten, mich dagegen nicht.
    »Er wird Euch gewiss später noch empfangen«, sagte Robert, »aber im Augenblick ist es besser, wenn Ihr einfach abwartet und Euch erst einmal ausruht. Wir können alle weiß Gott etwas Ruhe gebrauchen.«
    »Dann wünscht Ihr also, dass ich schweige, während der Wolf mir die Schuld an der Niederlage

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