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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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beiden Burgen und das Münster St. Peter zerstört hatte. Dabei hatte der Funkenflug auch die Strohdächer auf der anderen Seite des Flusses in Brand gesetzt, sodass es in der Stadt kaum noch ein intaktes Gebäude gab. Also waren die Dänen und der Ætheling abgezogen, weil es für sie in der zerstörten Stadt ohnehin nichts mehr zu verteidigen gab.
    Wirklich glauben konnte ich das alles jedoch erst, als wir am folgenden Tag vor den immer noch qualmenden Ruinen standen und ich das Ausmaß der Katastrophe mit eigenen Augen sah: die rußgeschwärzten, eingestürzten Palisaden und Stadttore; die Rauchfahnen, die immer noch aus dem eingestürzten Münster und aus den Kaufmannshäusern aufstiegen; die verbrannten Wehrtürme. Eingestürzt war aber auch das Dach des Vicomte-Palasts, in dem ich nach der Schlacht von Dunholm meine Wunden auskuriert hatte, das Gebäude, in dem ich bei der Familie Malet Aufnahme gefunden hatte und in ihre zahlreichen Schwierigkeiten verwickelt wurde.
    Als der König die Verwüstungen sah, die der Feind in Eoferwic angerichtet hatte, wurde er nur noch wütender. Die Nachhut war kaum eingetroffen, als er auch schon daranging, mehrere – jeweils vierzig, fünfzig Mann starke – Stoßtrupps aufzustellen, die das Gebiet nördlich und südlich der Use durchkämmen, die Flüchtenden verfolgen und aus ihren Verstecken aufscheuchen sollten. Ferner befahl er seinen Leuten, sämtliche Scheunen und Lagerhäuser in allen Dörfern der Gegend niederzubrennen, die Habseligkeiten der Bevölkerung zu beschlagnahmen und ihr Vieh abzuschlachten, damit dem Feind die Verpflegung ausging. Außerdem ordnete er an, zur Strafe für die Unbotmäßigkeit der Rebellen alle Männer, Frauen und Kinder in Northumbria zu töten. Als der Kaplan des Königs dagegen Protest erhob und erklärte, dass ein solches Gemetzel gegen Gottes Willen verstoße, wurden ihm auf der Stelle die Kleider und das Kreuz, das er um den Hals trug, vom Leib gerissen. Dann ließ der König ihn vor den Augen der ganzen Armee an ein Seil gebunden von einem Pferd durch den Schlamm schleifen.
    »Der Mann ist nicht mehr bei Verstand«, sagte Wace eines Nachmittags, als wir unmittelbar südlich der Stadt am Fluss Patrouille ritten. »Wenn er alles zerstört, was in diesem Land einen Wert besitzt, wofür kämpfen wir dann überhaupt?«
    Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, obwohl er natürlich so gut wie ich wusste, wie gefährlich eine solche Bemerkung sein konnte. Aber außer mir war weit und breit niemand zu sehen, der die Worte hätte mithören können. Außerdem war diese Meinung im Lager weit verbreitet und wurde inzwischen ganz offen ausgesprochen.
    »Er will den Ætheling und König Sven dazu zwingen, dass sie sich ihm in einer offenen Feldschlacht stellen«, sagte ich. »Alles andere interessiert ihn nicht. Anscheinend hofft er, dass er Eadgar und dessen Anhänger dazu bringen kann, wenn er das ganze Land hier verwüstet.«
    Inzwischen hatten wir erfahren, dass sich unsere Gegner auf ihre Schiffe zurückgezogen hatten, die vor der Halbinsel Heldernesse im Humbre-Delta auf Reede lagen, auch wenn niemand genau wusste, wo sie ankerten. Allerdings war der König nicht bereit, sich mit seinem ganzen Heer auf die von diversen Flüssen durchzogene Halbinsel mit ihren gefährlichen Sümpfen zu begeben. Stattdessen wollte er lieber abwarten, bis der Feind einen Ausbruchsversuch unternahm, damit wir ihm auf einem für uns vorteilhaften Terrain entgegentreten konnten. Das war die einzige strategische Entscheidung des Königs, die ich billigen konnte.
    Wace und ich folgten den Windungen des Flusses weiter stromabwärts, obwohl wir selbst nicht recht wussten, wonach wir eigentlich Ausschau hielten. Trotzdem war es besser, hier draußen zu patrouillieren, als den ganzen Tag im Lager herumzusitzen, auf Anweisungen des Königs zu warten und die Balgereien zwischen irgendwelchen Edelleuten oder ihren Rittern zu beobachten. Die Männer waren zwar hier, um gegen den Feind zu kämpfen, doch da sich ihnen dazu keine Gelegenheit bot, stritten sie untereinander.
    Draußen wurde es jetzt dunkel, und wir ritten zurück. Als die Stadt und das Lager vor der zerstörten Stadtmauer in Sicht kamen, zischte Wace leise.
    »Was ist denn?«, fragte ich.
    Wace zeigte auf eine Anhöhe etwa eine Vierteilmeile südlich der Stadt. »Siehst du den da oben zwischen den Bäumen?«, fragte er. »Ob das ein feindlicher Späher ist?«
    Dann stieg plötzlich eine Schar Tauben flatternd

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