Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
Pferde fertig machten, ihre Kettenpanzer anlegten und die Helme aufsetzten. Dann formierte sich die Vorhut unter dem Löwenbanner, obwohl es schon dunkel wurde. Kurz darauf erhielten sämtliche Vasallen und ihre Gefolgsleute den Marschbefehl. Auf Anweisung des Königs blieben nur ein paar Bewaffnete an unserem bisherigen Standort zurück, die dem Befehl des Grafen von Mortain unterstellt waren, der ebenfalls ein Bruder Guillaumes war. Dieser sollte das südliche Ufer des Yr verteidigen, falls die Feinde versuchen sollten, mit ihren Schiffen, die irgendwo in den Humbre-Sümpfen vor Anker lagen, flussaufwärts zu fahren, um in Mercia an Land zu gehen.
    »Kaum zu glauben, aber es geht wirklich weiter«, sagte Eudo sarkastisch, als wir im Licht der untergehenden Sonne aufs Pferd stiegen.
    »Wurde aber auch Zeit«, erwiderte ich. Aus Eoferwic hatten wir zuletzt nichts Neues gehört, und es gab auch kein Lebenszeichen von Lord Robert und Beatrice. Deshalb machte ich mir allmählich große Sorgen. Ich hoffte, dass sich die beiden nicht in Eoferwic aufgehalten hatten, als die Stadt gefallen war. Allerdings fragte ich mich, wieso sie nicht in den Süden gereist waren, wenn sie überlebt hatten.
    Mit dem Gedanken, dass sie tot sein könnten, wollte ich mich gar nicht erst befassen. Trotzdem drängte er sich mir immer wieder auf und stellte meine Hoffnung auf eine harte Probe.
    Wir erreichten die Furt, bevor der Feind Verstärkung heranführen konnte, um uns am Übertritt auf die andere Seite des Flusses zu hindern. Wir waren die Nacht und den halben folgenden Tag ohne Unterbrechung geritten. Tausende von Männern überquerten schließlich den Fluss, bis sich das ganze Heer am Vormittag des nächsten Tages auf der nördlichen Seite des Flusses befand, wo Northumbria begann. Inzwischen war unsere Armee zu einer beeindruckenden Streitmacht herangewachsen, da in den Wochen, die wir am südlichen Ufer des Yr in Stellung gelegen hatten, weitere Lords zu uns gestoßen waren. Unter ihnen befanden sich auch etliche englische Thane; einige von ihnen waren mit Eadgar Ætheling verfeindet, andere stammten aus Familien, die in früheren Generationen unter den Dänen zu leiden gehabt hatten; und dann gab es noch jene, die schlicht Angst davor hatten, den Zorn des Königs auf sich zu ziehen, wenn sie sich seinem Ruf verweigerten. Als wir nun gegen Eoferwic vorrückten, war unser Heer daher viele tausend Mann stark.
    Einige Feinde versuchten zwar, uns aufzuhalten, wurden aber rasch vertrieben; die meisten von ihnen suchten allerdings sofort das Weite, als sie unsere Streitmacht erblickten. Wir nahmen zwar in einigen Fällen halbherzig ihre Verfolgung auf. Da jedoch die Gegend südlich von Eoferwic flach und sumpfig war, konnten wir dort zu Pferde nicht so leicht operieren. Überdies kannten die Feinde das tückische Gelände wesentlich besser als wir. Deshalb wäre es dumm gewesen, sich mit ihnen in einer Umgebung anzulegen, in der sie uns leicht in einen Hinterhalt locken konnten. Also ließen wir sie entkommen, bahnten uns unseren Weg durch die Niederungen und rechneten jeden Augenblick damit, dass die Banner und Speere des feindlichen Heeres hinter der nächsten Biegung oder auf dem nächsten Feld auftauchen und Schlachtenlärm zu hören sein würde. Doch die Feinde kamen nicht. Wir sahen zwar unterwegs die Verwüstungen, die sie angerichtet hatten, bekamen aber nie ihre gesamte Streitmacht zu Gesicht.
    »Offenbar führen sie etwas im Schilde«, sagte Wace am zweiten Tag nach der Überquerung des Flusses. »Sonst hätten sie uns doch längst angegriffen.«
    »Es sei denn, sie haben Angst vor uns«, gab Eudo zu bedenken.
    Das sollte zwar ein Scherz sein, doch Wace hatte Eudos Humor noch nie verstanden. »Wann bitte sind die Dänen schon je einem Kampf aus dem Weg gegangen?«, ereiferte er sich. »Sie haben doch nicht den ganzen Weg auf sich genommen, wenn sie keine Absichten hätten. Nein, sie haben sich in Eoferwic verbarrikadiert, um uns dorthin zu locken. Und jetzt warten sie dort auf unseren Angriff – genau wie letztes Jahr.«
    Allerdings kam Eudos Einschätzung der Wahrheit näher als die von Wace. Unsere Späher berichteten nämlich, dass die Feinde die Stadt aufgegeben hatten. Angeblich waren die Dänen mit ihren Schiffen über die Use geflohen, während die Fußtruppen und die berittenen Verbände sich nach Norden zurückgezogen hatten. Ferner hieß es, dass im Ostteil der Stadt ein Feuer ausgebrochen war, das zunächst eine der

Weitere Kostenlose Bücher