Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
stürzte, wurde umgehend von Pons erledigt, während die beiden anderen die Waffen wegwarfen und vergeblich um Gnade flehten, bevor sie ebenfalls niedergemacht wurden: der eine von Eudo, der andere von einem von Wace’ Männern, einem großen und breitschultrigen Gascogner, dessen Namen ich vergessen hatte.
    Ich blickte um mich, weil ich wissen wollte, wie es meinen Männern ergangen war. Wace hatte das Schwert fallen lassen. Er stand vornübergebeugt da und hielt sich die linke Seite. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, dunkel und glitzernd, und sein Gesicht verriet deutlich, dass er starke Schmerzen hatte. Da der Mann, der ihn attackiert hatte, tot vor ihm am Boden lag, hoffte ich, dass Wace’ Verletzung nicht sehr gravierend sein konnte.
    »Hat es dich schlimm erwischt?«, fragte ich ihn.
    »Ich werd’s überleben, falls du das meinst«, entgegnete er keuchend und verzog das Gesicht. Er wies mit Tränen in den Augen auf seinen Gefolgsmann Harduin, der nicht mehr vom Boden aufgestanden war. Sein Gesicht und sein Hals waren von schauderhaften Bissspuren entstellt.
    Doch uns blieb keine Zeit, den jungen Mann zu betrauern. Unsere übrigen Kameraden hatten lediglich ein paar Schrammen und Kratzer davongetragen. Serlo hinkte allerdings und schimpfte laut, während einer von Eudos Männern ihm den Unterarm verband. Aber immerhin hatten acht von uns überlebt.
    Acht, obwohl wir eigentlich neun hätten sein müssen. Aber unser englischer Freund Runstan war verschwunden. Während ich mein Schwert und meinen Dolch wieder in die Scheide schob, blickte ich in alle Richtungen, weil ich hoffte, ihn irgendwo zwischen den Leichen zu entdecken; doch diese Hoffnung trog. Er war einfach verschwunden.
    »Wo ist der Engländer?«, fragte Pons, der gerade mit Eudo von seiner kleinen Verfolgungsjagd zurückkam.
    »Ich dachte, dass du auf ihn aufpasst«, sagte ich und konnte meine Wut kaum beherrschen. »Wenn er uns entkommen ist …«
    »Ich habe drei Dänen umgebracht!«, fiel Pons mir aufgebracht ins Wort. »Wie hätte ich das wohl anstellen und gleichzeitig auf ihn aufpassen sollen?«
    Ich stieß eine Verwünschung aus. Wenn Runstan seinen Landsleuten erzählte, was hier gerade vor sich ging, würden gewiss schon bald die ersten Bewaffneten aufkreuzen. Dann war unsere Chance, lebendig aus Beferlic herauszukommen, gleich null. Die Zeit drängte mehr denn je.
    Dann sah ich, dass sich einer der Dänen, den ich für tot gehalten hatte, noch bewegte. Er lag mit geschlossenen Augen und von sich gestreckten Gliedern auf dem Rücken. Doch vor seinem halb geöffneten Mund bildeten sich immer wieder kleine Atemwölkchen, und seine Brust hob und senkte sich kaum merklich. Im nächsten Augenblick stand ich über ihm.
    »Los, steh auf!«, sagte ich. Als er nicht reagierte, versetzte ich ihm einen kräftigen Tritt in die Weichteile.
    Das brach seine Verstellung. Jaulend und fluchend wälzte er sich auf die Seite und versuchte seine empfindlichste Zone mit beiden Händen zu schützen.
    »Aufstehen!«, schrie ich ihn an, nahm ihm mit Eudos und Pons’ Hilfe den Helm ab und stellte ihn auf die Beine. Dann blickte ich ihm in die Augen und spuckte ihm in das von Warzen entstellte Gesicht. »Wo sind die Geiseln?«, fragte ich ihn auf Englisch und auf Französisch.
    Zuerst gab er vor, mich nicht zu verstehen, und brabbelte etwas auf Dänisch. Doch als meine Hand zu meinem Messer wanderte, verstand er mich plötzlich und zeigte auf das kleinste der drei Gebäude hinten im Hof. In anderen Klöstern waren in diesem Gebäude die Küchen untergebracht. Ich dankte ihm für seine freundliche Auskunft und versenkte dann mein Messer zuerst in seinen Eingeweiden, bevor ich ihm sicherheitshalber auch die Gurgel durchschnitt.
    In dem Augenblick präsentierte einer von Wace’ Männern – der vierschrötige Gascogner – stolz einen Ring mit vier Schlüsseln, den er am Gürtel des Anführers der Huscarls gefunden hatte. Ich ließ Wace und Serlo an der Kampfstätte zurück, damit sie ihre Wunden versorgen und gleichzeitig Wache halten konnten. Dann nahm ich die Schlüssel, bedeutete Pons und Eudo, mir zu folgen, und ging zu dem Gebäude hinüber. Die Tür stand offen. Wir traten in einen Raum mit einem großen Tisch, auf dem neben diversen Alekrügen auch eine brennende Laterne stand. Überall waren Fässer und Kisten gestapelt, und an den Deckenbalken waren an schweren Haken mehrere Hirsche aufgehängt, denen man bereits das Fell abgezogen hatte. An einer

Weitere Kostenlose Bücher