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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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sagte ich. »Ich wünsche, dass Ihr in meiner Abwesenheit hier die Aufgabe des Stewards übernehmt – dass Ihr Euch um Earnford kümmert. Und um Leofrun.«
    »Das mache ich.« Er schien nicht sonderlich überrascht, hatte offenbar nichts anderes erwartet. Tatsächlich war er die beste Wahl: Wenigstens fiel mir sonst niemand ein, der für diese Aufgabe besser geeignet gewesen wäre – der nicht nur mein Vertrauen, sondern auch das der Leute im Dorf genoss, und darauf kam es schließlich an.
    »Und vergesst bitte nicht, Tag und Nacht Wachen aufzustellen«, wies ich ihn an. »Falls der Feind wirklich hier auftaucht, dürft Ihr auf gar keinen Fall Widerstand leisten, sondern müsst die Leute sofort in Sicherheit bringen.«
    »Ja, Mylord.«
    Ich drückte ihm die Hand und hoffte, dass es nicht das letzte Mal war. Ebenso inständig hoffte ich, dass ich nach dem Ende unseres siegreichen Feldzugs gegen die Waliser hier an dieser Stelle noch ein Earnford vorfinden würde.
    »Oh, fast hätte ich es vergessen«, sagte er. »Da ist noch etwas, was ich Euch gerne mit auf den Weg geben möchte.«
    Er führte mich in die Kirche und brachte dort eine Kassette zum Vorschein, die er unter dem Altar verwahrte. Er entnahm dem Behältnis das Reliquien-Amulett mit dem goldenen Kreuz, das wir Byrhtwald abgekauft hatten.
    »Möge Sankt Ignatius Euch in den Tagen, die vor Euch liegen, beschützen«, sagte er, drückte mir das kalte Metallobjekt in die Hand und schloss meine Finger darum.
    Ich schluckte, da ich wusste, wie viel Kraft der Priester dem Knochensplitter beimaß, der sich in dem Behältnis befand, obwohl ich selbst immer noch nicht ganz von der Echtheit der Reliquie überzeugt war. Er blickte mich mit der ernsten Miene an, die ich immer dann an ihm sah, wenn er keinen Widerspruch duldete.
    »Danke«, sagte ich und schob mir den Lederriemen, an dem das Amulett befestigt war, über den Kopf. »Ich werde die Reliquie wie meinen Augapfel hüten und unversehrt zurückbringen.«
    Er nickte. Nachdem er die Kassette wieder weggeschlossen hatte, gingen wir ins Freie und verabschiedeten uns – diesmal endgültig – voneinander.
    »Möge Gott Euch behüten, Father«, sagte ich.
    »Und möge Gott seine schützende Hand stets über Euch halten, Tancred«, rief er mir nach.
    Ich drehte mich um und wollte lächeln, konnte es aber nicht, und so ging ich.
    Als ich an der Halle eintraf, war der Morgenhimmel schon lichterloh entflammt. Roberts Leute bauten die Zelte ab, die sie im Hof und neben der Koppel aufgeschlagen hatten, rollten ihre Decken zusammen und machten sich zum Aufbruch bereit, während meine eigenen Ritter draußen vor den Stallungen ihre Pferde sattelten. Wir nahmen jeweils zwei Pferde mit: ein ebenso energisches wie wendiges und schnelles Streitross, das sowohl für den Angriff wie für das Gefecht ausgebildet war; und ein robustes und zuverlässiges Packpferd für die Ausrüstung – Zelte und Proviant, Mäntel und Röcke, Lanzen und Ersatzmesser, Kienspäne und Zunder sowie Töpfe und die Kochlöffel.
    Ich überließ es den beiden Stallburschen Snocca und Cnebba, meine Stute reisefertig zu machen, während ich mein Gambeson und meinen Kettenpanzer anlegte und die Bänder der Kettenbeinlinge zuschnürte. Meine Satteltaschen waren bereits fertig gepackt. Die beiden Stallburschen befestigten sie rechts und links am Sattel meiner Stute. Die beiden hatten Order, uns auf dem Feldzug zu begleiten, da wir jemanden brauchten, der sich um die Tiere kümmerte, sie fütterte und striegelte, der die Kettenpanzer polierte und die Klingen schärfte. Keiner der beiden sprach. Vielleicht spürten sie, dass ich niedergeschlagen war, vielleicht hingen sie aber auch ihren eigenen Gedanken nach. Schließlich waren sie genauso in Earnford zu Hause wie ich selbst.
    Mein Schlachtross Nihtfeax war bereits gesattelt. Sein Name bedeutete Nachtmähne oder Schatten-Haar. Das hatte mir der Betreiber des Gestüts erzählt, von dem ich das Tier gekauft hatte. Der Name war gut gewählt, denn sein Fell und seine Mähne waren pechschwarz, die Sternblesse vorne auf der Stirn das einzige Abzeichen am ganzen Körper. Das willensstarke, temperamentvolle Tier befand sich jetzt schon fast ein Jahr in meinem Besitz. Nun würde es bald Gelegenheit erhalten, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
    Dann entdeckte ich Leofrun, die im Eingang der Halle stand. Plötzlich waren mir die Pferde ganz egal, und ich eilte ihr entgegen. Sie warf mir die Arme um den Hals und

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