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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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normal. Mag ja sein, dass Euch ihre Gesellschaft viel bedeutet, aber von edler Geburt dürfte sie kaum sein.«
    »Sie ist meine Frau.« Ich wusste selbst nicht, warum ich so abweisend reagierte, schließlich hatte er ja nichts Falsches gesagt. Denn selbst wenn Leofrun mir einen Sohn schenken sollte, war der noch längst nicht erbberechtigt, weil er ja als Bastard geboren war.
    Robert zuckte mit den Achseln. »Ganz wie Ihr meint, es geht mich ja nichts an.«
    »Ich bin mit meinem Schwert verheiratet«, sagte ich. »Das ist mir im Augenblick genug.«
    Doch schon in dem Augenblick, als ich die Worte aussprach, wusste ich, dass das nicht stimmte. Natürlich bedeutete mir Leofrun sehr viel. Aber ich hing auch noch an einer anderen Frau, die jedoch schon seit über einem Jahr tot war. Und dann war da noch Beatrice, die mich schon bei unserer ersten Begegnung so sehr fasziniert wie irritiert hatte. Je mehr wir uns Scrobbesburh näherten, umso näher rückte auch die Begegnung mit ihr, und umso unruhiger wurde ich. Zum ersten Mal seit jenem Kuss kreuzten sich unsere Wege wieder, und seither war so viel geschehen.

Sechs
    •
    W ir trafen bei Sonnenuntergang in Scrobbesburh ein. Der Holzturm und die Palisaden der weiß gekalkten Burg leuchteten in der Abendsonne und waren schon von weither zu sehen. Die Saverna beschrieb hier eine weite Schleife, an deren engster Stelle sich die Burg erhob, die den Fluss nach beiden Seiten hin überblickte. An den Kais wurden gerade einige Schiffe entladen, die Güter aus weiter flussaufwärts gelegenen Orten wie Wirecestre und Glowecestre, aber auch aus so fernen Gegenden wie der Normandie, dem Königreich Dyflin und sogar aus Dänemark an Bord hatten. Doch das überraschte mich nicht weiter.
    Der Abendhimmel erstrahlte in einem intensiven Orange, das sich überall dort, wo gerade ein paar filigrane Wölkchen vorbeizogen, in zartes Rosa verwandelte. Auf dem fast vollständig von der Saverna umschlossenen Gelände unterhalb der Festung lagerten bereits die ersten jener Männer, die schon bald in Heeresstärke in den Kampf ziehen sollten. Sooft sich zwischen den Weiden, die das Flussufer dicht säumten, eine Lücke auftat, konnte ich die Zelte und die Lagerfeuer erkennen. Der schwache Wind trieb nicht nur den Rauch in trägen Schwaden über den Fluss, sondern auch Bratendüfte. Man hörte Männer lachen; andere sangen, doch ich konnte wegen der Entfernung nicht verstehen, worum es in den Liedern ging, zumal ich auch die Melodien nicht kannte.
    »Schaut dort drüben«, sagte Robert. Er wies auf das Banner, das in der Mitte des Lagers zwischen zwei kräftigen Masten vor einem großen Zelt aufgespannt war. Wegen der tiefstehenden Sonne war es schwierig, das Emblem auf der Flagge zu erkennen. Ich kniff die Augen zusammen, bis ich es erkennen konnte: einen schneeweißen Wolf auf blutrotem Grund.
    Fitz Osberns Wappen. Er war also schon da, und Beatrice somit höchstwahrscheinlich auch.
    »Ich sehe es, Mylord.« Ich versuchte meine Erregung zu verbergen, während ich die Zügel krampfhaft umklammert hielt.
    Es war erst mein zweiter Besuch in Scrobbesburh, seit ich in den Marken lebte. Soweit ich erkennen konnte, hatte sich dort kaum etwas verändert, nur dass an der Stelle, wo man früher von Süden her nur durch eine schmale Furt in die Stadt gelangt war, jetzt die fünf Bögen einer neuen Brücke das Wasser überspannten. Vor der Brücke waren mehrere Lagerhäuser, Lehmhütten und reetgedeckte Gebäude aus dem Boden gewachsen, in denen Handwerker arbeiteten und ihre Produkte anpriesen. Es roch vertraut nach Kuhdung und -urin, was darauf schließen ließ, dass es in der Nähe eine Gerberei geben musste.
    An der Brücke warteten schon ein paar Bettler, und wir mussten langsamer reiten, da sie sich uns mit ausgestreckten Händen und flehentlich erhobenem Blick in den Weg drängten. Sie wussten sehr gut, dass Männer des Schwertes, wie wir es waren, häufig ein paar Silbermünzen für sie übrig hatten. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Landsleute kannten sie auch keine Scheu, sich uns zu nähern, obwohl unsere Schwerter, unsere Helme und unsere polierten Kettenpanzer uns als Männer auswiesen, mit denen nicht zu spaßen war.
    Die mit Eisen beschlagenen Hufe unserer Pferde klapperten auf den Holzbohlen. Auf einer großen Wiese am anderen Ufer des Flusses war das Lager aufgebaut. Als wir näher kamen, standen mehrere Männer auf. Robert rief ihnen einen Gruß zu, und sie erwiderten ihn, indem sie die

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