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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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unvorsichtig gewesen war, rannte dann mit dem Messer in der Hand zur Tür, riss sie auf und spähte in die Nacht hinaus.
    Ich sah sie sofort. Fünf Männer, ungefähr vierzig Schritte entfernt auf der Straße, kaum mehr als Schatten in der Dunkelheit. Und mitten unter ihnen entdeckte ich die zierliche Silhouette der Dienerin. Das Mädchen lag am Boden und schlug verzweifelt mit Händen und Füßen um sich, während sie sie festhielten. Zwei von den Männern versuchten ihr das Kleid vom Leib zu reißen, während ein Dritter über ihr stand und sich schon die Hose aufknöpfte. Die Übrigen standen mit ihren Lederkrügen in der Hand daneben, machten sich auf Französisch über das Mädchen lustig und stießen immer wieder wüste Beleidigungen aus.
    Während ich noch überlegte, was ich tun sollte, stürmte Beatrice schon an mir vorbei. Sie rannte auf die Straße und wäre fast über ihre eigenen Röcke gestolpert; dabei rief sie den Namen ihrer Dienerin. Wie auf Kommando drehten sich die Männer alle gleichzeitig um; einige warfen sofort die Krüge weg und griffen nach ihren Waffen.
    »Beatrice!«, brüllte ich und stürzte mit gezücktem Dolch hinter ihr her. Schon nach wenigen Schritten hatte ich sie eingeholt, packte sie an der Taille und hielt sie zurück.
    »Papia«, rief sie und versuchte sich von mir loszureißen, gab ihren Widerstand jedoch bald auf, da sie ohnehin keine Chance gegen mich hatte.
    Das Mädchen lag immer noch am Boden, bewegte sich aber wie eine Krabbe rückwärts davon, als die Männer durch uns abgelenkt wurden. Gleichzeitig schob sie sich den Rock wieder über die Beine, um ihre Blöße zu bedecken.
    »Wer da?«, brüllte der Anführer, der an den goldenen Ringen zu erkennen war, die er an den Fingern trug. »Noch ein Kerl mit seinem Flittchen?«
    Die Männer waren offensichtlich betrunken und schon etwas wackelig auf den Beinen, deshalb aber nicht weniger gefährlich. Zu viel Ale verminderte zwar die Fähigkeit, das Schwert zu führen, wirkte aber auch enthemmend und machte unberechenbar. Tatsächlich wusste ich aus eigener Erfahrung, dass ein Mann, der das eigene Leben wenig achtete, ein bedrohlicher Gegner sein konnte.
    »Lasst das Mädchen in Ruhe«, schrie ich. »Sonst bekommt ihr es mit meiner Klinge zu tun.«
    Wie ich es mit fünf Männern gleichzeitig aufnehmen sollte, war mir zwar selbst auch nicht klar, aber irgendetwas musste ich schließlich tun. Außerdem hatte ich mittlerweile Blut geleckt und verspürte schon ein gewisses Kribbeln in der Schwerthand.
    »Habt ihr das gehört?«, sagte der Anführer. »Er bildet sich ein, er kann es mit uns aufnehmen.«
    Er brach in lautes Gelächter aus, und ein paar von seinen Leuten fingen an zu kichern. Als sie auf der Straße Aufstellung nahmen, sah ich, wie unterschiedlich sie waren: groß, klein, breitschultrig, vierschrötig, schlaksig und hager. Sie waren alle mit Schwertern bewaffnet. Daher nahm ich an, dass wir es mit Rittern zu tun hatten, obwohl sie nichts weiter am Leib trugen als Röcke und lange Hosen. Fünf gut platzierte Stöße – mehr brauchte es nicht, um sie außer Gefecht zu setzen. Allerdings hoffte ich, dass es gar nicht erst so weit kommen würde.
    »Tancred«, sagte Beatrice. Sie hatte mir die Hand auf die Schulter gelegt, doch ich machte mich von ihr los und trat den Männern entgegen. Ich nahm den Dolch in die linke Hand, während ich mit der rechten das Schwert zog. Mit zwei Klingen gleichzeitig zu kämpfen war für mich zwar sehr ungewohnt. Doch da ich weder einen Schild noch ein Kettenhemd oder auch nur einen Helm hatte, blieb mir gar keine andere Wahl.
    So starrte ich dem Anführer unverwandt in das von Pockennarben und alten Schnittwunden entstellte Gesicht. Seine Nase war zertrümmert, und die kräftigen Augenbrauen ließen seine Augen wie zwei dunkle Höhlen erscheinen.
    »Jetzt verschwindet«, sagte ich.
    Ich hoffte, dass die Kerle endlich einsehen würden, dass es Unsinn war, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Die Männer tauschten Blicke, vertrauten aber offenbar auf ihre Überzahl und blieben einfach stehen.
    »Oder was?«, schnaubte der Anführer.
    »Oder ich bringe euch um – und zwar einen nach dem anderen – und überlasse euch den Hunden zum Fraß.«
    »Du – und wo sind noch mal deine Mitstreiter?«, fragte er, während seine Leute abermals in lautes Gelächter ausbrachen. »Ich würde mal sagen, dass du hier verschwindest, Freundchen, es sei denn, du möchtest unbedingt Eisen schmecken.«
    Wer bis

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