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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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zögerten sie einen Moment, doch nicht lange. Dann ging ihr Anführer mit der gebrochenen Nase mit wutverzerrtem Gesicht auf mich los.
    »Das zahle ich dir heim«, fauchte er. Die beiden anderen sahen sich nervös an. »Das zahle ich dir heim.«
    Und er warf sich mit erhobenem Schwert auf mich. Ich konnte gerade noch zur Seite springen, doch der Mann war schneller, als ich gedacht hatte, und erwischte mich mit der Schwertspitze an der rechten Schulter. Ich verspürte einen heftigen Schmerz, stolperte zur Seite, ließ das Schwert sinken und griff mir mit der Linken unwillkürlich an die Schulter. Doch mir blieb keine Zeit, mich zu sammeln, da der Kerl schon wieder auf mich losging.
    »Fahr zur Hölle«, brüllte er, »verdammter Hurensohn!«
    Ich biss die Zähne zusammen, zwang mich, das Schwert wieder hochzuheben, wieder zum Schlag auszuholen, zum nächsten Stoß und so fort. Klirrend ging ein ganzer Hagel von Schlägen über mir nieder. Ich konnte nichts weiter tun, als die Schläge des Mannes zu parieren, während er mich vor sich hertrieb, bis ich mit dem Rücken an der Wand eines der Häuser am Straßenrand stand. Ich saß buchstäblich in der Falle.
    Er sah mich triumphierend an, hob schon das Schwert zum alles entscheidenden Hieb, als hinter ihm plötzlich jemand entsetzlich aufschrie – nicht etwa eine Frau, sondern ein Mann. Der Anführer hielt kurz inne – eine Chance, die ich mir nicht entgehen ließ. Ich beugte mich nach unten, rammte ihm den Kopf in die Magengrube und riss ihn an den Rockschößen zu Boden. So stürzten wir auf das Pflaster. Ich schmeckte Blut; und während er nach dem Griff seines Schwertes tastete, das ein Stück hinter ihm am Boden lag, sprang ich auf und setzte ihm meine Klinge an den Hals.
    »Keine Bewegung, sonst bist du ein toter Mann«, sagte ich.
    Er wurde plötzlich ganz zahm, beäugte mit weit aufgerissenen Augen meine Klinge und erkannte, dass mit einem Streich sein Leben zu Ende sein würde. »Gnade«, sagte er. »Gnade, ich flehe Euch an.«
    Ich stand nassgeschwitzt neben ihm und atmete schwer. Ringsum war alles still. Das Einzige, was ich hörte, war das Pochen meines Herzens. Einer der beiden Männer, mit denen ich bisher noch nicht gekämpft hatte, lag zusammengekrümmt in einer Pfütze. Neben ihm hatte sich eine große Blutlache gebildet. In seiner Seite klaffte eine tiefe Wunde, und ich sah mit einem Blick, dass sie tödlich war. Papia stand weinend neben ihm und hielt ein Messer in der Hand: mein Messer, das ich an jedem Ort der Welt sofort erkannt hätte. Sie rührte sich nicht von der Stelle und konnte offenbar selbst nicht begreifen, was sie da soeben getan hatte.
    Dann war da noch der fünfte Mann, ein Kerl mit einem kantigen Kinn, der mit offenem Mund auf der Straße stand und nicht wusste, was er tun sollte. Er sah zuerst seinen sterbenden Freund an, dann mich, dann seinen Anführer, der vor mir auf dem Pflaster lag, schließlich seine beiden verwundeten Zechkumpane: den Mann namens Gisulf mit der Wunde am Oberarm, und den anderen, der sich fluchend am Boden wälzte und seinen verletzten Oberschenkel umklammert hielt.
    »Los, verschwindet«, sagte ich zu dem Mann mit dem kantigen Kinn und zu Gisulf, die als Einzige noch auf den Beinen standen. »Oder wollt ihr, dass es euch genauso ergeht wie euren beiden Kumpanen oder eurem Anführer hier?«
    Beide sahen zuerst mich und dann ihre Kameraden ratlos an, überlegten es sich dann aber und verschwanden eilig in einer engen Gasse. Das Echo ihrer Schritte wurde immer leiser und war schon kurz darauf nicht mehr zu hören.
    Nun richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Anführer, dessen Arroganz wie verflogen war. Ich berührte ihn immer noch mit der Schwertspitze seitlich am Hals, und er lag winselnd im Schmutz und flehte um Gnade.
    »Warum sollte ich dich verschonen?«, fragte ich. »Erst hast du versucht, das Mädchen zu vergewaltigen, und dann wolltest du mich umbringen.«
    Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, sondern schloss die Augen, murmelte ein Gebet und erwartete den tödlichen Stoß. So ließ ich ihn im Schmutz liegen, ging zu Papia und nahm ihr vorsichtig den Dolch aus der zitternden Hand. Dann wischte ich die Klinge am Mantel des Toten ab und schob sie wieder in die Scheide an meinem Gürtel. Beatrice, die sich auf dem Friedhof versteckt hatte, kam herbeigelaufen und nahm das schluchzende Mädchen in die Arme.
    »Es tut mir leid«, sagte sie und strich Papia über das Haar. »Es tut mir so

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