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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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dahin seine Waffe nicht schon gezogen hatte, tat es nun mit leisem Klirren. Ich sah, wie im Licht der Sterne Klingen aufblitzten. Der Mann, der mir am nächsten stand, war noch etwa zehn Schritte von mir entfernt. Wenn sie alle gleichzeitig angriffen, würde es nur wenige Augenblicke dauern, bis sie mich – und auch Beatrice – umringt hatten. Dann war an Flucht nicht mehr zu denken. Trotzdem gab es für mich jetzt kein Zurück mehr. Ich würde Papia hier nicht ihrem Schicksal überlassen.
    »Schau dir mal die Frau an«, rief einer und wies mit der freien Hand auf Beatrice. »Die ist was Besseres. Die Furche würde ich zu gerne mal pflügen.«
    »Keine Sorge, Gisulf, du kommst schon zu deinem Recht«, sagte ein untersetzter Mann mit großen, abstehenden Ohren. »Aber mit der würden wir es, glaube ich, alle gerne mal treiben.«
    Ich sah Beatrice an, die unter den lüsternen Blicken der Männer schon den Rückzug angetreten hatte und langsam die Kirchentür ansteuerte, aus der ein schwacher Lichtschein drang. Aber auch dort würde sie keine Sicherheit finden. Es war ein Fehler gewesen, dass wir uns hier getroffen hatten. Die ganze Nacht war ein einziger Fehler gewesen, und zwar seit dem Augenblick, als ich eingewilligt hatte, mich von dem Mädchen zu ihrer Herrin bringen zu lassen. Und dann hatte ich die Situation noch schlimmer gemacht, indem ich die Männer herausgefordert hatte. Jetzt würden sie vermutlich zuerst mich und dann Beatrice umbringen, sobald sie mit ihr fertig wären.
    »So ein hübsches Luder«, rief der Kerl mit der platten Nase, der sich jetzt zu seinen Kumpanen gesellte. Die Männer genossen die Situation in vollen Zügen, das war nicht zu übersehen. »Die ist anders als die verdammten Huren in dem elenden Kaff hier. Und auch anders als die da drüben.« Er trat zu Papia, die gerade vom Boden aufstehen wollte, und packte sie so grob am Arm, dass sie das Gleichgewicht verlor und mit dem Gesicht voraus in die Gosse stürzte. »Wo hast du die denn aufgegabelt?«
    »Das Mädchen ist keine Hure«, sagte ich und hielt den Griff meines Schwertes noch fester umklammert. Allmählich wurde ich richtig wütend, und das Blut kochte in meinen Adern. Trotzdem durfte ich die Selbstbeherrschung nicht verlieren und musste geduldig auf meine Chance warten.
    »Wenn ich ihr mein Ding reinschiebe, schreit sie wie am Spieß«, sagte er und grinste höhnisch und in offensichtlicher Vorfreude. »Und dann besorg ich’s ihr, dass sie nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist. Ich …«
    Ich ließ ihn nicht ausreden. Plötzlich packten mich die Kampfeslust und der Blutrausch, und ich ging auf den Kerl los, wollte ihm nur noch das dreckige Grinsen aus dem Gesicht schlagen.
    Dann stand auch schon ein anderer mit dem Schwert in der Hand vor mir, der in mir offenbar eine leichte Beute sah. Doch ehe er sich’s versah, war ich schon bei ihm. Er schaffte es gerade noch, die Klinge hochzureißen, und unsere Schwerter trafen mit lautem Klirren aufeinander, Eisen auf Eisen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Mann, den der Anführer Gisulf genannt hatte, sich mir von der Seite näherte. Ich fuhr blitzschnell herum und erwischte ihn mit der Klinge am Oberarm, schlitzte ihm den Rockärmel auf. Augenblicklich ließ er die Waffe fallen, schrie auf und hielt sich mit der anderen Hand die Stelle, wo ich ihn getroffen hatte.
    Die anderen brüllten. Ich war jetzt mitten unter ihnen, schwang beide Klingen in weitem Bogen und hielt sie mir so vom Leib.
    »Ich will kein weiteres Blut vergießen«, rief ich. »Wenn ihr jetzt geht, wird keinem von euch etwas passieren.«
    Doch die Männer hörten mir gar nicht zu. Einer, der offenbar mehr Mumm hatte als die anderen, ging schreiend auf mich los und versuchte, wild um sich schlagend, mich mit dem Schwert am Kopf zu treffen. Dabei gab er seine Deckung auf. Ich tauchte nach unten weg und rammte ihm den Dolch in den Oberschenkel, wo die Waffe stecken blieb. Augenblicklich quoll dunkles, warmes, klebriges Blut über meine Hand. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen, und ich versetzte ihm einen kräftigen Stoß gegen die Brust, dass er rücklings auf Papia landete, die noch am Boden lag und nun aufschrie.
    »Steh auf, Papia!«, rief ich. »Steh endlich auf!«
    Die verbliebenen drei Männer hatten mich jetzt zwar umstellt, schienen aber nun, da ihre beiden Kameraden verwundet waren, nicht mehr ganz so zuversichtlich wie zuvor. Unsicher, ob sie lieber Abstand halten oder mich attackieren sollten,

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