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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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sondern unten lag und schon geschlagen schien.
    »Ergibst du dich?«, fragte Pons, der Serlos Schultern zu Boden drückte.
    »Warum sollte ich?« Serlo biss die Zähne zusammen und versuchte Pons abzuschütteln. Dabei hielten sich die beiden gegenseitig vorne an den Rockaufschlägen fest. So rollten sie durch eine Pfütze geradewegs in einen Brombeerstrauch. Die umstehenden Männer traten hastig beiseite, feuerten je nach Sympathie mal den einen, mal anderen an und winkten ihre Freunde herbei. Kurz darauf balgten sich bereits zwanzig, dreißig begeisterte Männer um die besten Plätze.
    »Sollen wir nicht besser eingreifen?«, fragte Eudo.
    »Ach, lass sie doch«, sagte ich, während sich Serlo und Pons heillos in dem Brombeerstrauch verhedderten und die Umstehenden in brüllendes Gelächter ausbrachen. Obwohl beide fluchten und schimpften und sich gegenseitig die Kleider zerrissen, wollte keiner von ihnen nachgeben.
    Pons war von Anfang an der ruheloseste meiner jungen Gefolgsleute gewesen. Wenn es einmal längere Zeit keine militärischen Herausforderungen gab, konnte es passieren, dass er sich mit dem einen oder anderen seiner Schwertbrüder anlegte. Besonders viel Spaß machte es ihm allerdings, Serlo zu ärgern, der sich – mochten ihn auch viele für humorlos halten – zwischendurch ganz gerne mal auf eine Rauferei einließ, wenn jemand ihn herausforderte.
    Ein etwa dreizehnjähriger Junge drängte sich an mir vorbei, weil er den Kampf aus der Nähe sehen wollte. Aber es standen ohnehin schon so viele Männer vor mir, dass ich Serlo und Pons zwar noch hören, aber nicht mehr sehen konnte. Allerdings war es nicht das erste Mal, dass ich einer solchen Rauferei zwischen den beiden beiwohnte, und ich zweifelte nicht daran, dass sich mir dazu auch in Zukunft noch des Öfteren eine Gelegenheit bieten würde.
    »Also, damit das klar ist«, fuhr Eudo fort, »ich will hier auf gar keinen Fall irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen. Davon gibt es ohnehin schon genug. Nicht nur über die Waliser und den Ætheling, sondern auch über die Dänen.«
    »Die Dänen?«, wiederholte ich ungläubig. Das war mir völlig neu. Doch da Eudo an der windgepeitschten Küste auf der anderen Seite des Reiches beheimatet war, wusste er natürlich ungleich besser über diese Dinge Bescheid als ich. Schließlich war er unmittelbar betroffen, wenn Seeräuber und Plünderer seine Ländereien überfielen und verwüsteten.
    »Wir wissen zwar nichts Näheres«, sagte Eudo. »Aber die Kaufleute, die jene Häfen anlaufen, berichten regelmäßig, dass König Sven Estridsson gerade wieder eine Flotte zusammenstellt, die angeblich diesen Herbst in See stechen soll.«
    Nachdem Svens Invasionspläne im vergangenen Jahr gescheitert waren, hatte ich angenommen, dass er seine Ansprüche auf die englische Krone aufgegeben hatte. Vielleicht waren die Streitigkeiten am Hof und die Konflikte zwischen den Jarlen – seinen adeligen Kriegern –, die ihn damals daran gehindert hatten, sein Reich zu verlassen, aber auch längst beigelegt. Oder diese Adeligen hatten von den derzeitigen Aufständen in England gehört und waren jetzt auf leichte Beute aus: nicht nur auf Silber, sondern auch auf Land und Ruhm und auf Abenteuer in Übersee.
    Als Serlo und Pons wieder aus dem Gestrüpp gekrochen kamen, wo sie sich anscheinend auf einen Waffenstillstand geeinigt hatten, brachen die Zuschauer in lauten Jubel aus. An ihren zerfetzten Jacken hingen Blätter und Dornen; beide hatten Schnitt- und Schürfwunden im Gesicht und an den Armen; trotzdem grinsten sie zufrieden und schienen die allgemeine Aufmerksamkeit zu genießen.
    Dann gingen die Männer, die zugeschaut hatten, allmählich wieder zu ihren Zelten und Lagerfeuern, und ich sah wieder Eudo an. »Und was hältst du von den Angaben dieser Kaufleute?«
    »Nicht viel«, räumte er ein. »Auf einige von ihnen kann man sich jedoch halbwegs verlassen, und wir hören nun seit Wochen immer dieselbe Geschichte, also dürfte etwas daran sein.«
    Zuerst die Northumbrier, dann die Waliser, und jetzt auch noch die Dänen. Wenn Eudo mit seinen Mutmaßungen richtiglag, hatten wir es mit einer gewaltigen Übermacht zu tun, und ich konnte mir nicht recht vorstellen, wie wir mit so vielen Feinden gleichzeitig fertigwerden sollten. Trotz des warmen Sommerwetters lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, und ich hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen.
    »Allerdings dürfte es noch ein paar Monate dauern, bis es so weit

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