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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Namen Wallot bekannt ist … und seit Langem wurde geflüstert, dass Muskie zu einer Droge von schwerem Kaliber greift, aber ich mochte das Gerede nicht recht ernst nehmen, bis ich vom Auftauchen eines mysteriösen brasilianischen Arztes hörte. Das war des Rätsels Lösung.
    Ich erkannte sofort die Ibogain-Symptome – von Muskies tränenreichem Nervenzusammenbruch auf dem Pritschenwagen in New Hampshire über die Wahnvorstellungen und illusionären Verkennungen während seines Wahlkampfs in Florida bis hin zu jenem »ungehemmten Jähzorn«, der schließlich in Wisconsin von ihm Besitz ergriff.
    Kein Zweifel also: Der Mann aus Maine hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als Ibogain in großen Dosen einzunehmen. Es blieb nur die Frage: Wann hatte er damit begonnen? Doch darauf wusste niemand eine Antwort, und mir selbst war es auch nicht möglich, den Kandidaten zu einer Antwort zu drängen, denn nach dem Zwischenfall im »Sunshine Special« in Florida war ich für immer von Muskies Wahlkampagne ausgeschlossen worden … und was bei jener Episode ablief, ist mir heute weitaus besser verständlich als damals.
    Muskie war immer stolz darauf gewesen, wie gut er mit Störern umzugehen wusste, ja, er hatte Zwischenrufer häufig sogar provoziert, vor großem Publikum zu sich aufs Podium geholt und die armen Teufel gezwungen, im gleißenden Scheinwerferlicht mit ihm zu debattieren.
    Aber nichts dergleichen in Florida. Als der Boohoo nach seinen Beinen griff und lauthals mehr Gin verlangte, verlor Big Ed völlig die Fassung … was Reporter, die seine Wahlkämpfe 68 und 70 begleitet hatten, argwöhnen ließ, Muskie sei nicht er selbst gewesen. Es wurde darauf verwiesen, dass er die Neigung entwickelt hatte, während seiner Fernsehinterviews wild die Augen zu verdrehen, dass seine Gedankengänge nicht mehr stringent blieben, sondern eigentümlich zerhackt wirkten, und dass selbst seine engsten Berater nicht vorhersagen konnten, wann er plötzlich in unkontrolliertes Gestammel ausbrechen oder gar in depressive Zustände abdrehen würde.
    Rückblickend ist leicht zu verstehen, warum Muskie im Bahnhof von Miami auf der Dienstwagenplattform seines Wahlkampfzuges komplett die Fassung verlor. Immerhin wurde er ja – be reits total in einen Ibogainrausch abgedriftet – plötzlich sozusagen ins kalte Wasser gestoßen, hatte einer aufmüpfigen Menge entgegenzutreten, und musste sich obendrein, während er den Leuten weiszumachen versuchte, »der einzige Kandidat in der Demokratischen Partei zu sein, der Nixon schlagen kann«, eines brüllenden Berserkers erwehren, der an seinen Beinen zerrte.
    In Anbetracht der bekannten Wirkungen von Ibogain ist es absolut denkbar, dass Muskies Gehirn zu jenem Zeitpunkt durch Halluzinationen fast komplett paralysiert war; dass er also auf die Menschenmenge hinunterblickte, nichts sah als ein Riesenrudel Gilamonster und schließlich überschnappte, als er spürte, wie eines dieser großen und zweifellos gemeingefährlichen Untiere die Klauen in seine Waden schlug.
    Wir können nur Vermutungen anstellen, weil diejenigen, die es wissen müssten, sich rundheraus weigern, zu Gerüchten Stellung zu nehmen, die mögliche ruinöse Experimente des Senators mit Ibogain betreffen. Ich versuchte, am Wahlabend in Milwaukee den brasilianischen Arzt ausfindig zu machen, aber als die Wahllokale schlossen, war er schon lange weg. Eine der speziell angeheuerten Tussies in Muskies Holiday-Inn-Hauptquartier sagte, ein Mann mit frischen Striemen am Kopf sei zum Seiteneingang hinausgezerrt und in einen Bus nach Chicago verfrachtet worden, aber bestätigen ließ sich das nicht.
    Humphreys Abhängigkeit von Wallot hat bisher noch nicht zu Kontroversen geführt. Er hat sich im Wahlkampf schon immer aufgeführt wie eine läufige Ratte, und jetzt tut er es eben 18 Stun den am Tag anstatt nur zehn. Seit 1968 hat sich bei seinen öffentlichen Auftritten nur eins auffällig geändert: Er scheint nicht mehr mitzubekommen, dass sein Geschwafel von niemandem ernst genommen wird außer von Gewerkschaftsbossen und Schwarzen aus der Mittelklasse.
    Mindestens die Hälfte aller bei Humphreys Kampagne akkreditierten Reporter sind der Überzeugung, dass der Mann senil ist. Schon als er vor vier Jahren Präsident werden wollte, war er nicht mehr als ein inkompetenter Clown, aber wenigstens darauf konnte man sich damals verlassen.
    Heute hingegen quasselt er wie eine 80-jährige Frau, die gerade Speed entdeckt hat. Er kriegt es fertig,

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