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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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leid , Kumpel! Schätze, mir sind die Nerven durchgegangen, was?«
    Was auch fast passiert wäre, wenn ich nicht knapp 30 Sekunden später festgestellt hätte, dass die Hand an meinem Gürtel und die Stimme, die immer wieder »Sheriff« gerufen hatte, George McGovern gehörten. Er saß direkt hinter mir, nur um Armeslänge entfernt, und aß mit seiner Frau und einigen seiner Wahlkampfhelfer zu Abend.
    Jetzt verstand ich, warum der Secret Service hier am Start war. Ich hatte so dicht bei McGovern gestanden, dass ich jedes Mal, wenn jemand »Sheriff« rief und ich mich umdrehte, alle Gesichter im Raum vor Augen gehabt hatte, nur nicht das direkt neben mir.
    Er drehte sich zur Seite, um mir die Hand zu schütteln, und lächelte wie ein Mann, der gerade einen wunderbaren Witz gerissen hatte.
    »Verdammt!«, brach es aus mir heraus. »Sie sind es!« Ich wollte zurückgrinsen, aber mir entgleisten die Gesichtszüge und ich hörte mich stammeln: »Na ja … äh … wie sieht’s denn aus?« Dann fügte ich schnell noch hinzu: »Klasse, was? Ja, nehm ich auch an. Auf jeden Fall sieht es so aus, als wenn … äh … aber was soll’s. Ich schätze, das wissen Sie doch schon alles …«
    Er sagte ein paar Dinge, die ich gar nicht richtig aufnahm, aber in jenem Moment hätte er nichts sagen können, was so beredt oder bedeutungsvoll gewesen wäre wie dieses unglaubliche Lächeln auf seinen Lippen.
    Die bekannteste Ibogain-Quelle sind die Wurzeln des Tabernanthe Iboga, eines in Westafrika heimischen Strauchgewächses. Schon im Jahre 1869 wurde berichtet, dass diese Wurzeln ein effektives Mittel gegen Müdigkeit und Erschöpfung darstellen und dass sie die Eingeborenen zu sich nehmen, um ihre Wachsamkeit zu steigern. Außerdem wird T.I-Extrakt zur Jagd verwendet. Er ermöglicht den Eingeborenen, bis zu zwei Tage lang reglos zu verharren und dennoch geistig ständig wachsam zu bleiben. Das Mittel wird seit Jahrhunderten von afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Stämmen in Verbindung mit fetischistischen oder mythischen Zeremonien gebraucht. 1905 wurden die erschreckenden Auswirkungen, die das Kauen großer Wurzelmengen nach sich zieht, wie folgt beschrieben: »Bald schon scheinen sich seine Nerven zum Äußersten anzuspannen; ein der Epilepsie ähnlicher Wahnsinn überkommt ihn, währenddessen er unbewusst Worte äußert, die von den älteren Stammesmitgliedern mit prophetischer Be deutung versehen werden und den Beweis dafür darstellen, dass der Fetisch in ihn gefahren ist.«
    Zur Jahrhundertwende wurde Iboga-Extrakt als Stimulans, Aphrodisiakum und Rauschmittel verwendet und war über drei ßig Jahre lang in Apotheken erhältlich. Außerdem wurden um fassende Tierversuche mit Ibogain angestellt. Bei Katzen beispielsweise führte eine intravenöse Zufuhr von 2–10 mg je kg Körpergewicht zu Erregung, geweiteten Pupillen, erhöhtem Spei chelfluss und wutanfallähnlichen Zuckungen. Das Tier war verängstigt und versuchte zu fliehen … Beim Menschen bewirkte eine oral verabreichte Dosis von 300 mg Visionen, Veränderungen der Wahrnehmung und Wahnvorstellungen. Die Halluzinationen traten häufig in Tierform auf. Ibogain ruft einen Zustand der Benommenheit hervor, in dem der Versuchsteilnehmer sich weder bewegen, die Augen öffnen noch sich seiner Umwelt bewusst werden will. Offenbar gibt es einen Zusammen hang zwischen der physischen Umgebung und der Tragweite des psychischen Erlebens. Daher ist die Wahl des richtigen Um felds von äußerster Wichtigkeit. Viele Patienten fühlen sich durch Lichter oder Geräusche gestört … Der Psychotherapeut Dr. Claudio Naranjo hat wohl die umfassendsten Forschungen zu den Auswirkungen des Ibogainkonsums auf den Menschen angestellt: »Meiner Erfahrung nach scheint der Konsum von Ibogain nachhaltigere Effekte hervorzurufen als der aller anderen Drogen.«
    – Aus einer Studie der PharmChem Laboratories,
Palo Alto, Kalifornien
    Viel ist über Ibogain und seine Auswirkungen als ernst zu nehmender Faktor im Präsidentschaftswahlkampf nicht geschrieben worden, aber gegen Ende des Vorwahlrennens in Wisconsin – ungefähr eine Woche vor der Wahl – sickerte durch, dass einige von Muskies Chefberatern einen brasilianischen Arzt zu Hilfe gerufen hatten, der angeblich den Kandidaten mit »irgendeiner merkwürdigen Droge« behandelte, von der bei der Presse noch nie jemand gehört hatte.
    Seit Wochen weiß eigentlich jeder, dass Humphrey eine exotische Sorte Speed nimmt, die unter dem

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