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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Kongressabgeordneten, dem es gelang, seine ganz spezielle Chose über diese Barriere hinwegzuhieven, war ein augenscheinlich seniler 67-jähriger Ex-Sheriff und Footballtrainer aus West Virginia namens Harley Staggers.
    Irgendwann während des verkrampften Interims zwischen John Dean und »Bob« Haldeman gelang es dem Kongressabgeordneten Staggers, ein paar storyhungrige Sportschreiber der New York Times so lange zu belämmern, bis sie schließlich verkündeten, sein Komitee – das »House Committee on Investigation« – sei in ein derart höllisches Wespennest von Beweismitteln gestolpert, als man den »Gebrauch von Drogen durch Sportler« untersuchte, dass das Komitee drauf und dran war – beziehungsweise fast drauf und dran, je nachdem ob sich noch weitere Beweise finden ließen –, es als seine natürliche Menschenpflicht anzusehen, sehr bald mit einem Gesetzesentwurf vorzupreschen, der individuelle Urintests von allen Profiathleten und ganz besonders von den Profi-Footballspielern verlangte.
    Gütiger Himmel … schon wieder auf den falschen Kurs geraten. Irgendwo im Hinterkopf erinnere ich mich daran, dass ich mal eine Abmachung unterschrieben habe, niemals mehr so was zu machen. Eine der Bedingungen meines Wechsels ins Profilager bestand darin, jeder Art von Nonsensgequatsche abzuschwören …
    Aber, wie sagt Gregg Allman doch so schön? »Ich hab so viel Zeit vergeudet … mit meinen Schuldgefühlen …«
    Irgendwo in meinem Kopf gibt es eine Hintertürverbindung zwischen dem Footballendspiel und den Allman Brothers – eine seltsame Titelmelodie, die all diese verdammten Stories begleitet, egal in welcher Ecke ich schließlich gezwungen bin, sie niederzuschreiben. Der Sound der Allmans, und Regen. Es goss in Strömen letztes Jahr, und ich saß auf dem Balkon meines abgedunkelten Hotelzimmers nicht weit vom Sunset Strip in Hollywood … und noch mehr Regen draußen vor den Fenstern des Bürogebäudes in San Francisco, wo ich schließlich »die Story« in die Schreibmaschine tippte.
    Und jetzt, fast ein Jahr später, besteht meine hauptsächliche Erinnerung an die Super Bowl VIII in Houston aus Regen und grauem Nebel draußen vor den Fenstern eines anderen Hotelzimmers, und derselbe abgedrehte Sound der Allman Brothers dröhnt aus denselben tragbaren Lautsprechern, die ich letztes Jahr in Los Angeles hatte.
    Der Fußboden der Herrentoilette im Hyatt Regency war immer von weggeworfenen Zeitungen bedeckt – zentimeterdick –, und diese Zeitungen waren scheinbar vollständig und ungelesen, bis man nach genauerem Hinsehen entdeckte, dass jeder dieser Zeitungen der Sportteil fehlte. Die Toilette war direkt neben dem Zeitungsstand des Hotels im Mezzanin, gleich gegenüber der »Presse-Lounge« der NFL, einem riesigen Raum voller Telefone. Dort gab es Schnaps umsonst, und die meisten der ungefähr 1600 Sportjournalisten, die beauftragt waren, über das »Große Spiel« zu schreiben, verbrachten hier während der Super-Woche gut sechzehn Stunden täglich.
    Schon nach dem ersten Tag wurde ermüdend klar, dass es für niemanden außer vielleicht für die einheimischen Reporter Sinn hatte, jeden Tag mit dem Pressebus zu den sorgfältig vorbereiteten »Spielerinterviews« zu fahren, die, wie es Manny Fernandez, ein Angriffsspieler der Dolphins, ausdrückte, ungefähr so waren, als ginge man jeden Tag zum Zahnarzt, um sich immer wieder denselben Zahn füllen zu lassen. Und die Schreiber, die nicht in Houston ansässig waren, begannen, die Einheimischen als eine Art unfreiwillige Informationsquelle anzuzapfen … so ähnlich wie einst die Kriegsberichterstatter der British Navy, denn die Einheimischen hatten schließlich keine andere Wahl. Sie fuhren jeden Morgen hinaus zu den Hotels der Miami- und Minnesota-Teams, und rissen pflichtbewusst ihre täglichen Interviews ab … sodass ungefähr zwei Stunden später diese Masse von sinnlosem Geblubber Wort für Wort entweder in der Post oder im Chronicle erscheinen konnte.
    Vom Balkon der Presse-Lounge konnte man den Eingang des Hotels überblicken, und immer wenn der Zeitungsjunge mit seinem Stapel druckfrischer Zeitungen hereinkam, traten die auswärtigen Journalisten ihren 50-Meter-Gang zum Kiosk an und spuckten ihre 15 Cent für eine Zeitung aus. Auf dem Rückweg zur Presse-Lounge gingen sie dann erst mal pissen und warfen die Zeitung – mit Ausnahme der wichtigen Sportseiten – auf den Fußboden der Toilette. Die ganze Woche war das stille Örtchen so mit

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