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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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sowohl Bullen wie auch Computer sind darauf programmiert zu erkennen, wenn man sie durch eine falsche Karte oder einen Joker kurzgeschlossen hat, und in beiden Fällen stehen gewöhnlich ausreichend kompetente Techniker auf Abruf bereit, die das Problem lokalisieren und die Maschinerie ziemlich schnell wieder ins Laufen bringen.
    Genau … und jetzt sind wir in eine gefährlich komplexe Abweichung vom Thema geraten. Und die hat sich so ausgeweitet, dass sie nicht mehr unter Kontrolle zu halten ist … Aber bevor wir in welche Richtung auch immer abdriften, wollen wir fairerweise doch noch erwähnen, dass die Times die erste Zeitung war, die die Story von den Pentagon-Papieren aufbrachte, eine Führungsentscheidung, die Nixon und seine Möchtegernvollstrecker dazu brachte, mit gefletschten Zähnen vor die Öffentlichkeit zu treten und knurrend damit zu drohen, jeden, der mit der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere zu tun habe, entweder sofort hinter Gitter zu bringen oder unter Strafandrohung in so viele Gerichtssäle vorladen zu lassen, dass sie im Kopf aushakten, bevor sie schließlich im Armenhaus endeten.
    Wie sich jedoch herausstellte, riss man sich beim Times -Management am Riemen, schnallte sich harte Bandagen um und verkündete, man sei bereit, in dieser Sache mit Nixon in den Ring zu steigen – eine überraschend mutige Haltung, die beinahe auf der Stelle von so einflussreichen Zeitungen wie der Los Angeles Times , der Washington Post und der St. Louis Post-Dispatch unterstützt wurde … Diese geschlossene Front verursachte ernsten Aufruhr im Weißen Haus, mochte sie auch noch so wacklig sein. Spiro Agnew musste seinen Schmiergeldgeschäften eine Weile entsagen und wurde auf die Reise geschickt, mit großen Worten die Schweigende Mehrheit gegen die »Radikalliberalen« und die »Elitärliberalen« des »Medienestablishments der Ostküste« aufzuhetzen – gegen die »nervenden Nabobs des Negativismus«.
    Jesus, das waren noch Zeiten, was?
    Die Schlagzeile in der Washington Post von heute lautet, Richard Nixon fühle sich unten in seinem Exilversteck von San Clemente »einsam und deprimiert«. Jesus! Wie viel abgelutschten Bockmist müssen wir uns von dem dämlichen kleinen Saftarsch noch bieten lassen? Wen kümmert es schon einen Scheißdreck, ob er da draußen in San Clemente einsam oder deprimiert ist? Gäbe es so etwas wie wahre Gerechtigkeit auf dieser Welt, befände sich sein verrotteter Kadaver jetzt irgendwo unten in der Nähe der Osterinsel, und zwar im Bauch eines Hammerhais.
    Aber nein – er sitzt da unten in dem mit Kunstleder ausgeschlagenen Büro seines Wohnsitzes am Ozean, noch immer rund um die Uhr von einem Sonderkommando Geheimdienstagenten bewacht und noch immer mit der Außenwelt in Kontakt: durch einen anderswo nicht einsetzbaren Vorquatscher namens Ron Ziegler, der auch noch 40000 Dollar im Jahr dafür kassiert … und er quält die nationale Presse noch immer mit derselben Sorte hinterfotzig ausbaldowerter Spezialinformationen, die ihm in den letzten Monaten seiner zum Untergang verurteilten Präsidentschaft so von Nutzen gewesen sind …
    »Er ist schrecklich deprimiert, und es gibt ja auch genug, was ihn deprimieren muss«, sagt ein Freund. »Jeder würde in seiner Situation deprimiert sein. Ich will damit nicht sagen, dass er aushakt. Ich meine nur, ihm ist aber auch alles zugestoßen, und das auch noch gleichzeitig. Und er weiß einfach keinen Ausweg.«
    Ach, du lieber Himmel. Ich fühle mich schon versucht, meinen Geist darauf zu verwenden, dem armen Schlucker zu helfen, einen »Ausweg« aus dieser grausamen Bredouille zu finden, in die er irgendwie hineingestolpert ist … aber ich habe den starken Verdacht, dass diese Bande gemeiner Nigger in Washington eh schon das Problem für ihn gelöst hat. Sie werden den Hundesohn anklagen und versuchen, ihm den Prozess zu machen.
    Nixon weiß das. Er ist weiß Gott kein Anwalt von dem Schlag, den man anheuert, wenn man ernsthafte Schwierigkeiten hat, aber die Realität seiner Situation gegenüber der Großen Jury im Watergate-Fall ist so mies, dass selbst er das erkennen muss … und eben das ist der Grund, glaube ich, für die mehr oder weniger täglichen Titelseitenkommentare zu seinem halb verrückten und mitleiderregend kranken Geisteszustand. Ihm ist wieder einer von seinen berühmten Tricks eingefallen, dem Spiel in letzter Sekunde eine Wende zu geben – vergleichbar der abgewichsten Entscheidung, dem Impeachment-Prozess den

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