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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Chefagenten des Geheimdienstes Wong, von seinen Elektronikexperten jedes Zimmer, jeden Schreibtisch, jede Lampe, jedes Telefon und jeden Kaminsims im Weißen Haus, wo der Präsident eventuell ein Wort von mehr als einer Silbe aussprechen könnte, mit Mikrofonen ausstatten zu lassen.
    Ich habe seit ungefähr zehn Jahren bei allen möglichen journalistischen Gelegenheiten Tonbandgeräte benutzt, von Geräten mit Studioqualität bis zu rosinengroßen Mini-Wanzen – aber ich habe niemals etwas gesehen , was dem System vergleichbar wäre, das Wongs Geheimdienstexperten für Nixon im Weißen Haus installierten. Zusätzlich zu den Dutzenden von drahtlosen, von der Stimme aktivierten Mikrofonen, die ungefähr Radiergummigröße hatten und in Holz eingebaut waren, gab es spezialangefertigte Sensoren, Verzögerungsmechanismen und Standby-Schalter, verbunden mit den Telefonen, die entweder Bull oder Butterfield aktivieren konnten.
    Im Kabinettsraum zum Beispiel hatte Nixon Mikros in den Fuß der Wandlampen einbauen lassen, und er konnte sie mit harmlos aussehenden Knöpfen, die mit »Haldeman« und »Butterfield« gekennzeichnet waren und sich auf dem Teppich unter dem Kabinettstisch vor seinem Stuhl befanden, an- oder ausschalten. Die Bandgeräte und sonstigen Apparaturen waren in einem verschlossenen Nebenraum im Kellergeschoss des Westflügels untergebracht, aber Nixon konnte die Spulen zum Laufen bringen, indem er einfach mit seiner Schuhspitze auf den Fußbodenschalter »Butterfield« drückte, und um die Spulen anzuhalten und die Maschinen auf Stand-by zurückzuschalten, brauchte er nur auf den »Haldeman«-Schalter zu treten …
    Jede genauere Beschreibung von Nixons eindrucksvollem Aufnahmesystem würde Tausende von Wörtern erfordern und jeden Laien total überfordern, aber schon dieser kleine Überblick reicht wohl aus, um zwei ziemlich naheliegende, aber nur selten erwähnte Schlüsse zuzulassen: Jedermann mit einer solchen Tonbandanlage, die überdies rund um die Uhr von den Elektronik-Experten des Geheimdienstes instand gehalten wird, die sie auch eingerichtet haben, wird unablässig Stimmenkonserven von extrem hoher Qualität erhalten. Und da es sich das Personalbüro des Weißen Hauses leisten kann, die beste Tonbandtranskriptionsmaschinerie, die es auf dem Markt gibt, den besten Spezialsekretärinnen zur Verfügung zu stellen, gibt es nur eine denkbare Erklärung für die Tausende jener frustrierenden und strategisch verteilten »Unverständlich«-Stellen in der Nixon-Version der Bänder aus dem Weißen Haus. Jede Sekretärinnen-Agentur im Lande hätte Nixon sein Geld zurückgeben müssen, hätten ihre Mädchen seinen Transkripten einen derartigen Schaden zugefügt. Schlamperei von derartigen Ausmaßen kann nur absichtlich geschehen, und man weiß, dass Nixon persönlich die meisten dieser Tonbandabschriften redigiert hat, bevor man sie für den Drucker abschrieb … Was nicht viel bedeutet, denn jetzt ist ja Nixons Version der Abschriften nicht mehr länger potenzielles Beweismaterial, sondern es sind nur noch schlampige Machwerke, nicht mal mehr interessant zu lesen, außer vielleicht als kläglicher Kontraststoff zu den sehr viel detaillierteren und logischeren Abschriften, die der Rechtsausschuss von denselben Bändern herstellen ließ. Die einzigen Leute, die einen Grund haben, sich über die Implikationen jener verhackstückten Abschriften oder über den plumpen Kriminellen Sorgen zu machen, der die abschließende Redaktion vorgenommen hat, sind die Lektoren irgendeines Verlages, der sich entschließt, Richard Nixon zwei Millionen Dollar für seine Präsidenten-Memoiren zu zahlen, die in höchstem Maße auf der Riesenmenge von Bändern aus dem Oval Office gründen und die nach der kürzlich erfolgten Entscheidung Gerald Fords das persönliche Eigentum von Richard Nixon sind. Die Schlussredaktion jener Abschriften wird er ebenfalls vornehmen – kurz bevor er die endgültige Fassung seiner Memoiren an den Drucker schickt. Das fertige Buch wird wahrscheinlich für 15 Dollar auf den Markt kommen; und es wird viele Leute geben, die dämlich genug sind, es sich zu kaufen.
    Der zweite und gewichtigere Aspekt von Nixons Tonband-System hängt mit der Art und Weise zusammen, wie er es benutzte. Die meisten Tonband-Freaks betrachten ihr Spielzeug als ein Mittel, andere Leute abzuhören, aber Nixon ließ sich von seinen Geheimdiensttechnikern alle versteckten Wanzen unter Berücksichtigung ihrer Nähe zu Richard

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