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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Wind aus den Segeln zu nehmen, indem er seine eigene Version »der Bänder« veröffentlichte, und vergleichbar mit der Art und Weise, wie er die Untersuchung des Watergate-Einbruchs auf die Schnelle abwürgen wollte, indem er die ganze Sache John Dean in die Schuhe schob.
    Hier die Meinung eines Obermackers aus Washington, der weithin respektiert wird als unanfechtbare Informationsquelle und scharfsinniger Beurteiler von Charaktereigenschaften, wie sie bei Präsidenten zu finden sind: »Dick Nixon hat nicht seinesgleichen, was Stil und Würde in einer extremen Zwangssituation angeht. Wenn es hart auf hart geht, sind seine Instinkte absolut erstaunlich.«
    Dem würde niemand widersprechen – dennoch zeichnet sich seine Strategie nach dem Verlassen des Weißen Hauses durch einen geradezu unnatürlichen Hang zur Subtilität aus. Der wilde Kämpe von einst stellt sich uns jetzt in der Verkleidung eines erbarmungswürdigen, furchtsamen alten Politikos dar – eines gepeinigten und gebrochenen Mannes, der Gnade seiner Feinde total ausgeliefert und sprachlos überwältigt angesichts der Katastrophenstürme, die ihn aus dem Weißen Haus vertrieben haben.
    Und das mag sogar teilweise wahr sein: Wahrscheinlich wird er in dem Glauben ins Grab gehen, er habe sich tatsächlich keiner Sache schuldig gemacht, außer dass er die Macht seiner Feinde unterschätzte … Aber es bleibt die Tatsache, dass Jaworski höchstwahrscheinlich die Nachricht von Nixons offizieller Anklage bekannt gibt, bevor noch dieser Artikel am Zeitschriftenstand erhältlich ist, und wenn das geschieht, wird es nur einen Mann im ganzen Land geben, der die Macht hat, nach eigenem Gutdünken die juristische Maschinerie anzuhalten, welche theoretisch Richard Nixon in denselben Zellenblock wie John Dean befördern könnte.
    Dieser Mann ist Gerald Ford, aber er dürfte es schwer haben, eine generelle Amnestie für einen erwiesenen Straftäter zu rechtfertigen, ohne wenigstens einen Anschein von Rückhalt in der Öffentlichkeit zu besitzen.
    Es wird eine sorgfältig ausgeklügelte Public-Relation-Kampagne in der klassischen Nixon-Tradition geben. Ziegler wird täglich Pressekonferenzen abhalten und feinsinnige Schilderungen des erbarmungswürdigen Zustands des Präsidenten abgeben, die aus der Schreibmaschine von Ray Price stammen, dem ehemaligen Hauptredenschreiber von Nixon aus dem Weißen Haus. Sowohl Price wie Buchanan, die linke und die rechte Hälfte von Nixons gespaltener Zunge, seit er sich 1965 zu seinem Marsch auf das Weiße Haus aufmachte, tauchten Anfang September in seiner Schutzburg in San Clemente auf und beharrten darauf, sie seien ausschließlich herausgekommen, um Hallo zu sagen und »mal zu sehen, wie’s dem Alten geht«. Zufällig trafen beide jedoch zu der gleichen Zeit ein, als in New York Gerüchte aufkamen, Nixon seien ungefähr zwei Millionen Dollar Vorschuss für seine Memoiren angeboten worden.
    Sowohl Price wie Buchanan behaupteten, nichts Definitives über das Buchangebot zu wissen, aber in New York wusste Spiro Agnews literarischer Agent jedem, der danach fragte, zu berichten, dass Nixons Deal jeden Augenblick für mindestens zwei Millionen oder gar noch mehr abgeschlossen werden dürfte.
    Das ist verdammt viel Geld für Memoiren überhaupt – sogar von Leuten, die zu der Erwartung berechtigen, dass sie die Wahrheit sagen. Aber auch eine lächerlich getürkte Darstellung seiner fünfeinhalb elenden Jahre im Weißen Haus nebst seiner eigenen verdrehten Version des Skandals, der ihn schließlich Kopf und Kragen kostete, würden automatisch zum Bestseller, wenn man das Publikum so weit an der Nase herumführen kann, dass es glaubt, er sei tatsächlich der Autor.
    Während also entweder Price oder Buchanan oder gar beide zusammen bereitstanden, seine Memoiren für ihn zu schreiben, erwog Nixon ein Angebot von Reader’s Digest , dort für ein Honorar von 100000 Dollar im Jahr als »beratender Redakteur« zur Verfügung zu stehen … Und am Donnerstag dieser Woche machte Präsident Ford Schlagzeilen, als er den Kongress drängte, 850000 Dollar zu bewilligen, um Nixons Pension, seine Lebenskosten und andere Kosten des schmerzvollen Umzugs aus dem Wei ßen Haus nach San Clemente zu decken. Wenn die 850000 Dollar ausgegangen sind, muss er bis zum 1. Juli nächsten Jahres knausern, denn erst dann bekommt er weitere 400000 Dollar, die bis zum 1. Juli 1976 reichen müssen. Solange er lebt, wird er eine jährliche Arbeitslosenunterstützung von

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