Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
hast, du müsstest auf dein Motorrad springen und es durch den ganzen Verkehr schrauben und Bullenautos mit 140 überholen.
Denk an F. X. Leach. Er begegnete dem Richter, und er musste einen schrecklich hohen Preis zahlen – und so wird es auch dir gehen, wenn du nicht ein bisschen langsamer machst und nicht aufhörst, die Mädchen im Büro anzumachen. Der Richter ist jetzt auf seinem Posten, und er wird das nicht durchgehen lassen. Pass auf.
Hunters Problem mit Clinton
Am Freitag, den 31. Juli 1992, mitten im damaligen Präsidentschaftswahlkampf, setzte sich das innenpolitische Team des Rolling Stone – Hunter, Jann, William Greider, P. J. O’Rourke und Eric Etheridge – mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton bei Doe’s Eat Place in Little Rock in Arkansas zusammen. Das Ergebnis war ein lebendiges Round-Table-Gespräch über Themenschwerpunkte, Taktiken, Persönlichkeiten und Musik – außer vielleicht für Hunter, der in der Hoffnung zu dem Treffen kam, ein Verhältnis zu dem Kandidaten herzustellen oder zumindest in der Hoffnung, Clinton in eine Art verlängertes, offenes, enthüllendes Gespräch zu verwickeln, was zu den Spezialitäten von Hunter gehörte. Was er vorfand, war ein polierter Präsidentschaftsanwärter, ein Meister in der Kunst, auf eine risikoarme politische Strategie zu setzen, was in Hunters Augen alles andere als spaßig war. Nachdem seine ersten Fragen schnell durchschaut oder vom Kandidaten zurückgewiesen worden waren, erhob sich Hunter einfach vom Tisch und steuerte einen Hocker an der Bar an; dort setzte er sich und beobachtete das Interview mit dem nötigen Abstand. Von diesem Moment an war seine Haltung gegenüber dem Kandidaten Clinton, der bald der Präsident sein sollte, festgelegt; Hunter versuchte, es seiner Politik anzukreiden oder einem angeblichen Zusammenstoß, der Jahrzehnte früher stattgefunden hatte. Hunter behauptete, mit seinem Auto über den Rasen des Hauses, das Bill und Hillary in Washington, D. C., gemietet hatten, gefahren zu sein, als er sich 1972 am Heimweg von einer Wahlkampfparty für George McGovern befand. In der Tat war es gar nicht so kompliziert. Hunter drückte es in seiner Einleitung zu seiner Story über das Lunch-Interview so aus: »Bill Clinton hat keinen Sinn für Humor.«
Mr. Bills Nachbarschaft
17. September 1992
Memo aus der innenpolitischen Redaktion
Datum: 4. August ’92
Von: Dr. Hunter S. Thompson
Betreff: The Three Stooges gehen nach Little Rock … Jede Menge Geschwafel in Doe’s Café … Wo warst du, als es aufhörte, Spaß zu machen? … Gemein ist nicht genug; begrüßen Sie Präsident Clinton.
Wie Sie wissen, bin ich eben von einer top-geheimen Themenkonferenz mit unserem höchst erfolgreichen Kandidaten Bill Clinton zurückgekehrt – er ist der Gouverneur von Arkansas in der fünften Amtszeit, er ist der einzig lebende Kontoinhaber der Grameen Bank in Bangladesch, der ein Rolling Stone -T-Shirt trägt, wenn er hinter den Hecken bei Sonnenuntergang joggen geht.
Ah ja – die Hecken . Wie wenig man darüber weiß, stimmt’s? Und ich vermute tatsächlich, dass die Wahrheit niemals bekannt werden wird … Ich wollte sie überprüfen, aber es funktionierte nicht. Mein gemietetes Chrysler Cabrio verwandelte sich in eine Art umgekehrtes Trojanisches Pferd – und offen gesprochen war ich zutiefst beängstigt, auch nur für eine Nacht in Little Rock zu bleiben, aus Angst, gejagt und festgenommen und vielleicht sogar auf Anweisung irgendeines namenlosen Clinton-Faktotums eingesperrt und gedemütigt zu werden.
Das war böse, Bubba. Wir waren die ganze Zeit über unter strengster Beobachtung, und das trotz unserer verzweifelten Bemühungen, uns wie eine weitere Bande Guter Alter Clinton-Fans zu verhalten … Die wir spätestens dann waren, seit unser eifriger vorausschauender Redakteur sich bereits für die offizielle Unterstützung Clintons durch den RS entschieden und den Großen Bill bereits fürs Cover eingeplant hatte … Und seit Clinton und seine Leute dies mitbekommen haben, sind unsere Bemühungen, gnadenlos mit dem Kandidaten umzugehen, von Beginn an deutlich neutralisiert worden.
Wir waren wie The Three Stooges. Clinton hatte bereits Unterstützung und Cover, also war alles, was er uns sagen würde – mir, P. J. O’Rourke, und »Dollar« Bill Greider – nur noch eine Frage der Details.
Wir flogen mit Stil nach Little Rock. Wir saßen zu sechst in einer Lounge von der Größe eines
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