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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

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Hoffnung nicht endgültig aufgegeben.
    In der St. Georges hatte Lili behauptet, Rose wäre krank und käme
erst später zurück. Sie wusste, dass das nicht richtig war, aber es kam ihr vor
wie ein Strohhalm, an den sie sich klammern konnte. Wenn sie die Wahrheit sagen
würde, das wäre, als würde die letzte Hoffnung sterben, dass dies alles doch
nur ein schrecklicher Albtraum war. Allein Mademoiselle Larange hatte sie am
Telefon verraten, was geschehen war. Die Moiselle war außer sich gewesen, das
ausgerechnet die Begabteste ihrer Klasse ihre Chancen so leichtsinnig über Bord
warf. Sie war aber wie Lili der Meinung, man müsse weiter hoffen und dürfe sie
noch nicht aus St. Georges abmelden.
    Â»Das ätte, ma chère Lili, etwas Endgültiges. Lassen Sie uns offen
und beten«, hatte sie ihr eindringlich geraten.
    Ich gebe nicht auf, sprach sich Lili Mut zu, während ihr Blick am
Fenster hängen blieb und dem Regen, der dagegen prasselte.
    Plötzlich sprang sie auf. Sie hatte das Gefühl, verrückt zu werden,
wenn sie hier weiter tatenlos herumsaß. Sie verspürte das dringende Bedürfnis,
ihre Freundin Sibeal zu besuchen und sich mit ihr zu beraten.
    Sie war schon in Hut und Mantel, als das Telefon klingelte. Sie
überlegte kurz, ob sie das Gespräch annehmen sollte, doch sofort ergriff die
Hoffnung, es könne Rose sein, von ihr Besitz.
    Umso größer war ihre Enttäuschung, als sie die laute Stimme eines
Rinderzüchters aus Contin vernahm. Ihm war es gelungen, trotz der schlechten
Wirtschaftslage seine Herde zu vergrößern. Insgeheim vermutete Lili, dass er
ihr schon vor der Krise einige Kunden abgeworben hatte, denn seine Tiere
glichen der Art von Hochlandrindern, wie Dusten sie einst gezüchtet hatte.
    Â»Ich mache Ihnen ein Angebot, kleine Frau.« Ohne dass sie zu Wort
kam, fügte er hinzu: »Ich kaufe Ihnen die ganze Herde ab.«
    Lili schluckte ein paarmal. So ein Geschäft wäre der rasche Ausweg
aus ihrer finanziellen Misere, aber kam das nicht einem Verrat an Dusten
gleich? Er hatte die Zucht mit Herzblut betrieben.
    Â»Es kommt auf den Preis an«, hörte sie sich da bereits sagen.
    Der Preis, den er nannte, war zweifelsfrei weit unter Wert. Doch
wenn sie es auf die Herde hochrechnete, wäre sie die drückendsten Sorgen auf
einen Schlag los. Ich habe keine Wahl, schoss es ihr durch den Kopf.
    Â»Ich werde es mir überlegen«, erwiderte sie.
    Â»Kleine Frau, seien Sie nicht dumm. Was halten Sie davon, wenn ich
Sie morgen aufsuche und wir den Handel klarmachen.«
    Â»Ich sagte, ich überlege es mir«, wiederholte Lili mit Nachdruck und
hoffte, er durchschaute nicht, dass sie längst entschieden hatte. Sie hatte von
Dusten gelernt, bei einem Angebot nie gleich zu jubeln, sondern sich Bedenkzeit
auszubitten, um den Preis hochzutreiben.
    Â»Kleine Frau, dann trinken wir eben nur einen Whisky zusammen. Ich
gucke morgen vorbei.«
    Â»Meinetwegen«, entgegnete Lili gönnerhaft und rieb sich, kaum dass
sie aufgelegt hatte, die Hände. Glück im Unglück, dachte Lili und verließ das
Haus in einer weitaus weniger trübsinnigen Stimmung.

32
    D ie Scheibenwischer ihres Rileys konnten gar nicht so
schnell arbeiten, wie der Regen auf die Scheiben prasselte. Wenn Lili die
Strecke nicht im Schlaf gekannt hätte, wäre sie auf der Stelle umgekehrt und
hätte sich ins Bett verkrochen. So wie die Tage zuvor. Ihre kurze Freude über
das anstehende Geschäft war wie fortgeblasen. Doch nun, da sie sich schon
einmal aufgerafft hatte und bereits auf dem Weg zum Wagen trotz ihres
Regenumhangs pitschnass geworden war, gab es kein Zurück mehr. Sie war ja nur
froh, dass das Dach ihres Wagens den Wassermassen standhielt. Dennoch würde sie
mit Sicherheit mehr als das Doppelte an Zeit brauchen, denn sie konnte bei
diesem Wetter nur Schrittgeschwindigkeit fahren.
    Ich hätte sie wenigstens anrufen sollen, dachte sie, als sie bei
Marybank bereits das Tal verlassen hatte und in Richtung Muir of Ord schlich.
    Aber auch der Gedanke, die Freundin eventuell nicht anzutreffen,
konnte sie nicht von ihrem Plan abbringen, nach Inverness zu fahren. Das Gute
an dem Dauerregen war, dass nur wenige Fahrzeuge unterwegs waren.
    Lili schrak aus ihren Gedanken, als sie leicht ins Schlingern kam.
Dieses Stück Straße war mit Basaltkieseln bestreut, die die Fahrbahn bei Nässe
zu einer wahren Rutschbahn werden

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