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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tür zerstörte. Holz splitterte, es krachte und
polterte. Dann endlich hatte sie es geschafft, ein Loch in die Tür zu hauen.
Schweißgebadet trat Lili mit dem Fuß gegen diese Stelle, sodass es größer wurde
und man ungehindert ins Zimmer sehen konnte.
    Â»Rose, Rose«, rief Lili angsterfüllt, doch dann erstarrte sie. Das
Bett war leer.
    Â»Was haben sie ihr bloß angetan? Sie haben sie entführt. Nun helft
mir doch.« Lili war zu schwach, weiter mit der Axt auf die Tür einzuschlagen
und sank weinend zu Boden. Nun nahm Fiona das schwere Werkzeug zur Hand und
schlug in Kürze ein so großes Loch in die Tür, dass sie sich nacheinander in
Roses Zimmer zwängen konnte.
    Â»Wo ist sie?«, schluchzte Lili und ließ sich auf das unbenutzte Bett
ihrer Tochter fallen. Jemand hatte es ordentlich hinterlassen. Sogar die
Überdecke war fein säuberlich glattgezogen. In ihrer Aufregung kam ihr gar
nicht der Gedanke, dass Rose womöglich gar nicht darin geschlafen hatte.
    Â»Sie ist entführt worden. Wir müssen die Polizei holen«, stöhnte
Lili, bis sie auf ein Stück Papier aufmerksam wurde, das auf Roses
Damensekretär lag. Sie wollte danach greifen, doch Isobel war schneller. Sie
nahm es zur Hand, und während sie die Nachricht las, bekam ihr kalkweißes
Gesicht einen Grünstich.
    Â»Bitte, sag, was sie von uns wollen. Ich zahle alles. Jeden Preis,
wenn sie nur wieder gesund zurückkommt.«
    Doch statt den Zettel Lili auszuhändigen, stieß Isobel einen erstickten
Schrei aus und sank zu Boden.
    Â»Wasser, bringt ein Glas Wasser«, befahl Lili mit schriller Stimme
und bückte sich, um nach der Nachricht zu greifen.
    Als sie das Stück Papier endlich in der Hand hielt, spielten ihr die
Augen einen Streich. Die Buchstaben tanzten ihr wild durcheinander vor der Nase
herum, als wollten sie Lili foppen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie den
Sinn der Botschaft begriff.
    Â»Oh Gott«, entfuhr es Lili schließlich verzweifelt, bevor sie das
Stück Papier stumm an Fiona weiterreichte. Die Köchin las die Nachricht und
stöhnte ebenfalls laut auf.
    Â»Ich bring ihn um!«, murmelte Lili nach einer halben Ewigkeit.
    Sie wurde unterbrochen, als Isobel wieder zu sich kam und einen
schrillen, nicht enden wollenden Schrei ausstieß.

31
    D as grausame Wetter war ein Spiegel ihrer Seele. Lili litt
Höllenqualen, seit Rose fort war. Es war Mitte Januar und hatte im Tal von
Strathconon immer noch nicht geschneit. Dafür regnete es in einer Art und
Weise, die Lili in den Highlands noch nie zuvor erlebt hatte. Normalerweise
wechselte das Wetter über dem River Conon so häufig wie eine launische Diva
ihre Stimmungen. Doch seit über einer Woche regnete es mit einer Beständigkeit,
die Lili, die ohnehin nur noch ein Schatten ihrer selbst war, den Rest gab.
    Es fiel ihr schwer, morgens aufzustehen, sich durch den Tag zu
schleppen und das Tagwerk zu verrichten. Doktor Gray machte sich große Sorgen
um sie und riet ihr dringend, in den Süden zu reisen. Einmal abgesehen davon,
dass sie kein Geld dafür hatte, würde sie sich nicht weiter als einige Meilen
von Scatwell Castle fortbewegen, bis sie endlich etwas über Roses Verbleib
wusste.
    Ihre Tochter war wie vom Erdboden verschwunden. Lili hatte alles
versucht. Sie hatte die Polizei eingeschaltet, die ihr aber aufgrund des
Abschiedsbriefes keine allzu großen Hoffnungen machen konnte. »Wenn sie den
Kerl wirklich geheiratet hat, sind Sie machtlos, Misses Munroy. Sie können nur
beten, dass es dazu nicht gekommen ist, wenngleich ich das, ehrlich gesagt, für
unwahrscheinlich halte. Der Kerl weiß doch sicherlich, dass er sich, solange er
unverheiratet mit ihr herumvagabundiert, auf gefährlichem Terrain befindet«,
hatte ihr der Inspektor der Kriminalpolizei in Inverness bedauernd zu verstehen
gegeben. Aber er hatte ihr versprochen, einen seiner Mitarbeiter nach Fortrose
zu schicken, um festzustellen, ob Rose dort wohnte. Auf die Weise erfuhr sie,
dass das Haus zwar fertig, aber unbewohnt war. Und kein Mensch hatte der
Polizei auch nur irgendeine Auskunft über Lord Fraser geben können. Der
Inspektor hatte Lili zugesagt, wöchentlich einen seiner Mitarbeiter nach
Fortrose zu schicken und sie umgehend zu benachrichtigen, falls ihre Tochter
dort eingetroffen sei. »Und wenn er mir nicht den Beweis bringen kann, dass sie
seine Frau ist, bringe ich sie

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