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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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zerquetschen drohten. Sie hatte sich mit aller Kraft dagegengestemmt.
Vergeblich, doch im allerletzten Augenblick war sie aufgewacht.
    Sie war hochgeschreckt und saß mit klopfendem Herzen senkrecht im
Bett. An Schlaf war nicht mehr zu denken, denn sie war hellwach. Deshalb hatte
es keinen Zweck, wenn sie liegen blieb. Sie würde sich ohnehin nur von einer
Seite auf die andere werfen. Dann würden all diese Eindrücke des vergangenen
Tages über sie hereinbrechen und im Schatten der Nacht noch bedrohlicher
erscheinen als sie es ohnehin schon waren.
    Sibeal hatte sie beschworen, doch bei ihr zu übernachten, weil es
bei ihrer Rückkehr schon sehr spät gewesen und die Dunkelheit bereits
eingebrochen war. Sie waren wirklich noch zur Landzunge gefahren und hatten in
ein paar regenfreien Minuten die Gelegenheit wahrgenommen, am Strand
entlangzuwandern. Auch der Wind hatte für eine Weile nachgelassen, sodass sie
ihre Lungen mit der herrlich würzigen Luft hatten füllen können.
    Lili huschte ein flüchtiges Lächeln übers Gesicht bei dem Gedanken,
dass sie Sibeal selten so ratlos erlebt hatte. Sogar an Dustens Grab waren ihr
noch tröstende Worte für die Freundin über die Lippen gekommen, aber das
gespenstische Abbild von Scatwell Castle machte auch ihr schwer zu schaffen.
    Wahrscheinlich hätte sie gern mit Lili bei einem Whisky vor dem
Kamin ihres prächtigen Hauses über alles geredet, aber Lili hatte nur noch
einen Wunsch gehabt: Sich in ihr eigenes Bett zu verkriechen, um den Spuk zu
vergessen.
    Der Rückweg war sehr beschwerlich gewesen, denn die Straßen waren
voller tiefer Pfützen, in die der Wagen tief einsank. Mengen an Wasser waren
dabei bis zur Scheibe gespritzt. Dazu war ein heftiger Sturm aufgezogen. In
immer kürzer werdenden Abständen hatten heftige Böen an dem Wagen gerüttelt.
    Nachdem Lili die Brücke in Muir of Ord überquert hatte, war sie vom
Dorfpolizisten angehalten worden. Er hatte ihr geraten, die Nacht in dem
kleinen Ort zu verbringen, weil man befürchtete, dass der Conon jeden
Augenblick die Straße überfluten würde, Lili hatte ihn allerdings überreden können,
sie passieren zu lassen.
    Â»Es wird nicht gerade in den nächsten dreißig Minuten geschehen«,
hatte sie geseufzt. »Wenn es überhaupt passiert. Die Dämme schützen uns doch
stets vor dem Schlimmsten. Ich habe zu Hause so viel zu tun. Das kann nicht bis
morgen warten.«
    Alai, der gutmütige Dorfpolizist, hatte sie daraufhin auf die Straße
nach Strathconon fahren lassen. Sie war zwar nicht überschwemmt, aber eine
Freude war dieses letzte Stück wahrlich nicht gewesen. Der Wind hatte eiskalt
durch den Wagen gepfiffen, und ein paarmal hatte Lili Sorge, dass der Riley in
einer schlammigen Pfütze steckenbleiben würde.
    Durchgeschüttelt und verfroren war sie schließlich auf Scatwell
Castle angekommen. Fiona hatte sie mit einem Erleichterungsschrei empfangen,
als Lili durchnässt in die Diele getreten war.
    Â»Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht. Ich dachte, Ihnen wäre
etwas zugestoßen. Mein Gott, haben Sie mir einen Schrecken eingejagt. Ich hatte
befürchtet, der böse …«
    Lili hatte ihre Köchin in strengem Ton unterbrochen. »Sagen Sie
jetzt nicht, der böse Fluch hätte mich umbringen können! Es war nur das
schlechte Wetter. Ich habe hierher kriechen müssen. Es gibt keine Gespenster.
Basta!« Sie sagte das noch nachdrücklicher als sonst. Damit versuchte sie, die
eigene Angst vor einem drohenden Unheil, die sie seit ihrem Besuch in Fortrose
beschlich und die sie einfach nicht mehr loswurde, zu betäuben.
    Lili reckte sich und tastete nach der Nachttischlampe. Im Dunklen
war es ihr plötzlich zu unheimlich.
    Sibeal hatte versprochen, herauszufinden, wer die Bauarbeiten in
Fortrose beaufsichtigt hatte und wann mit dem Bau des Hauses begonnen worden
war. Sie waren sich in einem einig: Diese frappierende Ähnlichkeit der Fassaden
war mit Sicherheit kein Zufall. Es gab zwar in den Highlands vereinzelt ähnlich
gebaute Häuser wie Scatwell Castle, in denen sich die Besitzer bei dem Bau
eines hochherrschaftlichen Farmhauses viktorianischer Stilelemente und später
edwardianischer Zusätze bedient hatten. Aber das war lange her. Heutzutage würde
niemand ein neues Haus auf diese Weise bauen, vor allem nicht mit Türmchen, die
dem Ganzen etwas

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