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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

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verstummten die vierschrötigen Farmer.
    Â»Misses Munroy, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie.«
    Lili wurde blass. Hoffentlich nichts mit Rose, dachte sie bang.
    Â»Der Conon ist über die Ufer getreten und hat an beiden Seiten
furchtbare Überschwemmungen angerichtet.«
    Lili atmete unmerklich auf. Sie war zunächst einmal erleichtert,
dass das Erscheinen der Nachbarn nichts mit Rose zu tun hatte.
    Â»Es hat Ihr Vieh erwischt. Über Ihre Weide rauschte ein Sturzbach
von den Bergen herunter und riss alles mit sich. Keiner weiß, wie das geschehen
konnte. Vielleicht hat es einen Erdrutsch gegeben, der den Verlauf umgeleitet
hat. Jedenfalls hat der alte Baird Agnew versucht zu retten, was zu retten ist,
aber dann haben ihn die Fluten …«
    Â»Ihm ist doch nichts passiert, oder?« Lili wurde blass, als sie
Johns betretenes Gesicht sah.
    Â»Misses Munroy, wir haben seine Leiche noch nicht gefunden, denn es
ist zu gefährlich, weiter danach zu suchen.«
    Â»Aber dann besteht doch noch Hoffnung. Vielleicht hat er sich ja
irgendwo festhalten können …«
    John schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, und wenn, Sie können sich
gar nicht vorstellen, was dort alles in den Fluten schwimmt. Die toten Rinder,
Holz vom Stall. Wenn man nicht ertrinkt, dann wird man er…« John hielt inne und
fügte hastig hinzu: »Akira hat ihn noch greifen wollen. Das haben wir von
dieser Seite des Flusses beobachten können, aber wir waren nicht in der Lage,
ihr zu helfen. Die Brücke ist überspült.«
    Â»Aber wir müssen doch Akira retten«, entgegnete Lili mit Nachdruck.
    John Abercombie sah sie betrübt an. »Sie hat sich so an ihn
geklammert, dass der Strom sie mit sich gezogen hat …«
    Lili schlug die Hand vors Gesicht.
    Â»Und Akira haben wir bereits gefunden.«
    Lili ließ entsetzt die Hände sinken. »Oh nein!«
    Â»Wir haben sie mitgebracht und wollten fragen, ob wir sie bei Ihnen
lassen könnten.«
    Lili nickte, obwohl sie das alles noch gar nicht glauben wollte. Das
war wie ein schlechter Traum. Vielleicht würde sie gleich aufwachen und … Ein
lautes Wehklagen von Fiona und Bonnie, die leichenblass zwischen den Nachbarn
standen, zerschlug diese Hoffnung.
    Â»Bringt sie nach oben in Roses Zimmer!«, befahl Lili mit bebender
Stimme. »Ich ziehe mir schnell etwas an, und dann sehe ich mir die Verwüstung
an.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und kam ein wenig ins Schwanken. Ihr
wurde schwindlig, doch schon griffen mehrere kräftige Männerhände nach ihr.
    Lili aber atmete ein paarmal tief durch und verkündete energisch:
»Es geht schon. Es ist der Schock, aber ich bin gleich zurück.«
    Sie hielt sich vorsichtshalber am Geländer fest, als sie langsam die
Treppe hochging. Hinter ihr wurde sofort wieder Gemurmel laut.
    Lili eilte in ihr Schlafzimmer und zog sich ihre Reithosen an, dazu
einen ihrer dicken Pullover von den Shetlandinseln. In ihrem Kopf war alles
leer. Sie fühlte kaum etwas. John hat recht, es ist der Schock, dachte sie,
während sie in ihre Regenstiefel schlüpfte.
    Das Gemurmel der Männer verstummte, als sie fertig angezogen oben an
der Treppe erschien.
    Â»Ich weiß nicht, ob das so gut ist, wenn Sie sich hinaus in den
Sturm wagen. Es ist ein wahres Inferno dort draußen« gab John vorsichtig zu
bedenken, aber Lili machte eine abwehrende Handbewegung.
    Â»Ich muss es mit eigenen Augen …« Sie verstummte, als zwei der
Männer eine Bahre an ihr vorbeitrugen. Über Akiras Gesicht hatten man ihren
Plaid gedeckt.
    Â»Warten Sie«, sagte Lili mit heiserer Stimme, trat auf die Bahre zu
und schob das Umhängetuch beiseite.
    Als sie Akiras vertrautes und doch so fremdes Gesicht erblickte,
brach sie in lautes Schluchzen aus. Während sie ihrer einstigen Perle immer
wieder über die kalten und nassen Wangen strich, schrie sie ihren Schmerz
ungehemmt heraus. In diesem Augenblick kam alles heraus, was sie im vergangenen
Jahr und besonders in den letzten Wochen unterdrückt hatte. Es war ja nicht nur
dieses Unglück, das sie in tiefe Verzweiflung stürzte, sondern alles, was ihr
widerfahren war.
    Waren es nach Dustens Tod leise Tränen der Trauer gewesen, die sie
immer wieder übermannt hatten, war dies der Aufschrei einer Frau, die in diesem
Augenblick nicht mehr wusste, woher sie ihren Lebensmut nehmen sollte.
    Plötzlich erhob

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