Die Rose der Highlands
Zeiten â¦Â« Er lachte bitter
auf. »Ich hätte eben kein Kind heiraten sollen.«
Wortlos drehte er sich auf dem Absatz um und verlieà fluchend Roses
Zimmer.
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R oses Zorn auf Keith
war schnell verraucht. Je intensiver sieÂ
darüber nachdachte, desto gröÃere Zweifel überkamen sie, ob sie richtig
gehandelt hatte. Sie hatte sein Anliegen in der Tat äuÃerst schroff abgelehnt.
Wäre es nicht ein Neuanfang, ein Zeichen, das sie setzen konnte, wenn sie sich
ihr Geld von einer Familie holte, von der sie verstoÃen worden war?
Sie hatte mit einem Mal das dringende Bedürfnis, sich mit Keith
auszusöhnen. Am besten, sie teilte ihm ihren Entschluss, ihr Recht zu
erkämpfen, gleich mit, doch dann entschied sie, es ihm erst am folgenden Tag zu
sagen, nachdem Miss Brannon fort war. Wie sie sich auf den Anblick freute: Die
Haushälterin auf gepackten Koffern! Mitten in diesem Gedanken fiel Rose etwas
Schreckliches ein. Das Tagebuch! Sie hatte Miss Brannons Tagebuch in ihrem
Nachttisch versteckt. Aber nun brauchte sie kein schriftliches Geständnis mehr,
um zu beweisen, dass sie Keiths Geliebte war. Nun hatte sie es mit eigenen
Augen gesehen. Aber was, wenn Miss Brannon das Tagebuch morgen früh beim Packen
vermisste? So wie sie die streitbare Haushälterin kannte, würde sie das Haus
nicht verlassen, bevor es sich wiedergefunden hatte. Und natürlich würde Miss
Brannon, sie, Rose, beschuldigen, es gestohlen zu haben. Wenn man es dann bei
ihr im Nachtschrank fände, wäre das ein Triumph für die Dame, denn das würde
einmal mehr beweisen, dass Rose nichts weiter als ein Kindskopf war.
Nein, sie musste das Tagebuch dringend aus ihrem Zimmer verschwinden
lassen. Selbst wenn sie es nicht schaffen sollte, es in Miss Brannons
Nachttisch zurückzuschmuggeln, dann wenigstens bis in den Salon.
Als Rose in der oberen Etage ankam, war alles still. Weder aus
Keiths noch aus Miss Brannons Zimmer drang ein Laut. Wahrscheinlich schliefen
sie bereits. Das Tagebuch brannte wie Feuer in ihrer Hand. Sie wollte es nur
noch loswerden. Und es blieb ihr wirklich nur ein Versteck im Wohnzimmer.
Auf Zehenspitzen durchquerte sie den groÃen Raum, der eiskalt war.
Nicht wie zu Hause, wo sommers wie winters der Kamin brannte. Es gab zwar auch
in diesem Raum einen Kamin, aber der war selten an. Fieberhaft überlegte sie,
ob sie das Tagebuch nicht einfach in die Schublade der Anrichte stecken sollte.
Doch dann erregte das braune Büchlein ihre Neugier so stark, dass sie dem
Impuls nicht widerstehen konnte, vorher wenigstens einen flüchtigen Blick
hineinzuwerfen.
Mit spitzen Fingern legte sie das Tagebuch auf den Esstisch, setzte
sich auf einen Stuhl und blätterte es ganz hinten auf. Sie wunderte sich
zunächst über die Schrift, die so gar kein bisschen weiblich war, sondern eher
wie eine Männerhandschrift wirkte und schwer lesbar war. Doch nach den ersten
Zeilen begriff sie, dass es gar kein Tagebuch war, sondern eine Erzählung.
Jedenfalls vermutete Rose das, denn das Geschriebene handelte von einer Person
mit dem Namen Manus. Rose überlegte kurz, ob sie es nicht lieber ungelesen ins
Regal stellen sollte, doch schon hatte sich ihr Blick an den krakeligen Zeilen
festgelesen.
Jede Nacht vor dem Einschlafen hatte
Manus das Bild des Grauens vor Augen, das sich dann in mannigfaltiger
Verkleidung in seine Träume schlich. Selten träumte er etwas, bei dem kein Blut
floss. Er hatte seit über zehn Jahren darauf hingearbeitet, seine Pläne endlich
in die Tat umzusetzen. Mittlerweile kannte er sie alle in- und auswendig: die
herrische Alte, den eitlen und unterbelichteten Versager, seine versoffene
Frau, aber viel mehr interessierte ihn die Sippe auf der anderen Seite des
Flusses. Der Rinderbaron, seine ihm treu ergebene Ehefrau und deren Töchter.
Die Ãlteste war nicht wirklich hübsch, aber auch nicht hässlich. Er würde sich
ranhalten müssen, dass er sein Vorhaben schneller vorantrieb, denn sonst kam
noch ein anderer und schnappte sie ihm weg. Aber Besuch von jungen Männern
bekam sie nicht. Doch ohne Geld und Namen konnte er nicht auf den Plan treten.
Er musste dringend nach Monte Carlo reisen, bevor der verrückte Keith sein
letztes Geld verspielt hatte â¦
Rose hielt inne und las den letzten Satz noch einmal. War
das ein Zufall oder war hier von ihrem Keith die Rede? Und überhaupt, wer war
der Verfasser? Etwa
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