Die Rose der Highlands
Erregung.
»Rose, was tust du hier?«
Dieser entsetzte Aufschrei ihres Mannes brachte ihr zu Bewusstsein,
dass sie soeben Zeugin geworden war, wie er sich von der Haushälterin hatte
befriedigen lassen.
Auch Miss Brannon hatte sich ihr jetzt entsetzt zugewandt. Sie sah
bedauernswert aus, wie sie da immer noch am Boden hockte, mit ihrem zerzausten
Haar, das in alle Richtungen abstand, und dem verschmierten, roten Mund.
Keith zog hastig seine Hose hoch und trat auf Rose zu. Er wollte sie
umarmen, aber sie trat einen Schritt beiseite, sodass er ins Leere griff.
Er zog ein Gesicht wie ein Schüler, der dem Lehrer einen schlimmen
Streich beichten wollte. »Das ist nicht so, wie du denkst. Miss Brannon hat
meine Hose waschen wollen und â¦Â«
Rose verspürte mit einem Mal einen unwiderstehlichen Lachreiz. Das
kannte sie aus der Schule. Wenn der Lehrer etwas Peinliches gesagt hatte, dann
durfte sie niemals ihre Mitschülerinnen ansehen. Wenn auch nur eine die Miene
verzog, war es um Rose geschehen. Und immer zu den unpassendsten Gelegenheiten.
Ohne Vorwarnung prustete sie laut los und konnte nicht mehr
aufhören, bis sie sich schlieÃlich den Bauch vor Lachen hielt. Und jeder ihrer
Blicke, wenn er die verdatterten Gesichter von Miss Brannon und Keith streifte,
lieà sie erneut ungehemmt kichern.
Keith war einen Schritt zurückgewichen, und Miss Brannon hatte sich
endlich vom FuÃboden aufgerappelt. Mit irrem Blick wankte sie auf Rose zu, holte
aus und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige, die Rose auf der Stelle verstummen
lieÃ.
Rose wollte zurückschlagen. Sie hatte bereits die Hand erhoben, doch
Keith hielt sie fest.
»Miss Brannon, was erlauben Sie sich?«, brüllte er die Frau an, die
ihm eben noch ein so groÃes Vergnügen bereitet hatte. »Sie können meine Frau
doch nicht schlagen!« Er versuchte erneut, Rose in den Arm nehmen, aber sie
lieà es nicht zu.
»Wirf sie raus!«, verlangte sie stattdessen mit eiskalter Stimme.
»Davon träumst du aber, mein Kind!«, erwiderte Miss Brannon nicht
minder kühl.
Rose warf Keith einen vernichtenden Blick zu. »Gut, wie du willst!
Dann packe ich jetzt meine Sachen und gehe«, sagte sie mit eisiger Stimme und
versuchte zu überspielen, dass sie vor Aufregung bibberte. Sie konnte nur
hoffen, dass Keith ihre leere Drohung nicht durchschaute, denn er wusste doch,
dass sie nirgendwo hinkonnte.
»Nein, du bleibst. Sie verlässt unser Haus«, raunte er heiser, bevor
er sich an Miss Brannon wandte. »Das ist doch auf Dauer kein Zustand, Miss â¦Â«
»Du kannst sie ruhig weiter beim Vornamen nennen, denn ich vermute,
ihr beiden seid euch schon länger so nah. Ich glaube, sie heiÃt Marta. Ich
meine, es war schwer zu verstehen, weil du so gestöhnt hast, aber ich glaube, es
herausgehört zu haben.« Rose äffte Keiths Stimme nach, »Oh ja, Marta, oh ja!«,
bevor sie Miss Brannon kämpferisch anfunkelte. »Ich war ziemlich naiv, dass ich
mich nicht über Ihre nächtlichen Spaziergänge gewundert habe, Marta! Ich glaubte
tatsächlich, Sie wollten Glühwürmchen beobachten ⦠dabei hatten Sie es auf ganz
andere Tiere abgesehen!«
»Man sollte nicht glauben, dass du auf einer Schule für höhere
Töchter gewesen bist, Rose Munroy, du führst Reden wie ein Mädchen von der
StraÃe«, konterte Miss Brannon verächtlich.
»Das müssen Sie ja wissen. Dort sind Sie ja zu Hause!«, erwiderte
Rose, woraufhin sich Miss Brannon mit einem Wutschrei auf sie stürzte, doch
Rose konnte den Angriff der Haushälterin abwehren.
»Jetzt tu doch etwas!«, brüllte diese Keith an.
»Soll ich dir beim Packen helfen?«, entgegnete er ungerührt.
Sie blickte ihn fassungslos an.
»Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich meinen Platz für
dieses altkluge Kind räume!«, zischte sie.
»Doch, morgen früh verlässt du unser Haus!«
Miss Brannon griff Keiths Hand und klammerte sich an ihn, aber er
entzog sie ihr grob.
»Aber das kannst du nicht machen. Nicht bei allem, was ich weiâ¦Â« Sie
stockte. Keith hatte ihr einen warnenden Blick zugeworfen, der sogar Rose, die
das beobachtete, zusammenzucken lieÃ. Er versuchte, der Haushälterin damit
etwas zu sagen, aber was?
Rose erwartete eigentlich, dass sich Miss Brannon mit Gebrüll auf
ihren Geliebten, der sie so brüskierte, stürzen
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