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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

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verfinsterte sich
ihre Miene urplötzlich. »Breite sofort die Tischdecke darüber. Sofort!«
    Isobel tat, was Sibeal ihr befohlen hatte. Sie rutschte beinahe
unter den Tisch, sodass ihr Bauch von der Damastdecke verdeckt wurde.
    Â»Isobel, lange nicht gesehen«, ertönte jetzt hinter ihr eine
durchdringende Stimme, und Isobel warf Sibeal einen dankbaren Blick zu. »Du
hast mich gerettet«, raunte sie und hoffte noch, dass sie keinen ungebetenen
Besuch bekommen würden, doch da hatte sich Lady Ainsley auch schon vor ihrem
Tisch aufgebaut.
    Â»Guten Tag, Lady Sibeal. Schön Sie zu sehen«, flötete sie, wandte sich
aber sofort wieder Isobel zu. Lady Ainsley schien förmlich vor Neugier zu
platzen.
    Â»Du armes Ding«, heuchelte sie. »Nun hattest du endlich einen
Verlobten, und dann hat er so etwas Schreckliches getan. In St. Georges gibt es
ja gar kein anderes Gesprächsthema mehr als diese Untat. Wie geht es dir, meine
Süße?«
    Â»Sehr gut, Lady Ainsley«, erwiderte Isobel, um dann verschwörerisch
hinzuzufügen: »Es war kein allzu großer Schock für mich, denn wissen Sie, er
war gar nicht der Richtige. Etwas ungehobelt, der Bursche …«
    Â»So?«, entfuhr es Lady Ainsley spitz. »Da hat mir Caitronia aber
ganz andere Dinge berichtet. Er soll sehr charmant sein.«
    Â»Ich weiß nicht, was daran charmant ist, sechzehnjährige
Schulmädchen zu entführen«, konterte Isobel bissig.
    Â»Dazu gehören immer zwei«, widersprach sie beleidigt. »Aber er
gehört ja auch nicht zu unseren engsten Verwandten. Das ist ein Zweig meiner
Familie, in dem die schwarzen Schafe zu Hause sind.«
    Â»Ihrer Familie?«, wiederholten Isobel und Sibeal wie aus einem Mund.
    Â»Ja, wussten Sie das noch nicht? Als Caitronia Neujahr aus Scatwell
Castle zurückkehrte, da habe ich sofort angefangen zu forschen. Das hat mir
einfach keine Ruhe gelassen. Wenn einer Lord Fraser wie mein seliger Vater
heißt, habe ich gedacht, dann kann das doch kein Zufall sein. Und ich habe eine
alte Tante in Aberdeen, eine Schwester meines Vaters, die jeden vom Clan Fraser
in ganz Schottland kennt, zumindest weiß sie, ob er zu unserer Familie gehört
oder nicht. Und stellen Sie sich vor, sie kennt einen Fraser mit dem Vornamen
Keith.«
    Isobel und Sibeal starrten Lady Ainsley mit offenen Mündern an.
    Â»Wollen Sie nicht einen Augenblick Platz nehmen?«, fragte Sibeal
zuckersüß und orderte, ohne zu fragen, auch einen Dewar für Lady Ainsley, von
der bekannt war, dass sie sich bei Alkohol stets zierte, den Whisky dann aber
in einem Zug zu leeren pflegte.
    Â»Das muss doch nicht sein«, erwiderte Lady Ainsley und setzte sich
zu den beiden an den Tisch.
    Â»Und Keith ist wirklich ein Verwandter von Ihnen?«, rutschte es
Isobel ungeduldig heraus.
    Â»Ja, erzählen Sie doch, wer er ist und was Sie über ihn wissen«,
ergänzte Sibeal neugierig.
    Â»Das ist eine lange Geschichte«, erklärte Lady Ainsley gewichtig und
trank, wie Sibeal es vermutet hatte, den Whisky in einem Zug aus. Sie selbst
tat es ihr gleich und bestellte noch zwei weitere. Das Essen musste warten.
Isobel und Sibeal waren bei der Aussicht, endlich Näheres über Lord Fraser zu
erfahren, viel zu aufgeregt, als dass sie auch nur einen Bissen
hinuntergebracht hätten.
    Lady Ainsley schien das Interesse, das die beiden Frauen ihr
entgegenbrachten, ganz offensichtlich zu genießen. Sie räusperte sich wichtig,
bevor sie sich vertraulich über den Tisch beugte und flüsterte: »Mein Vater ist
ein Großcousin seines Vaters, William Frasers. Also keine enge Verwandtschaft.
Zum Glück! Onkel Will, wie er in der Familie genannt wurde, war ein Trunkenbold
und heiratete eine französische Tänzerin. Mit ihr zog er nach Paris. Er hatte
von Haus aus viel Geld, aber diese Dame soll ihn um ein kleines Vermögen
erleichtert haben. Eines Tages ließ sie ihn mit ihrem gemeinsamen kleinen Sohn
zurück und verschwand mit einem Zirkusdirektor auf Nimmerwiedersehen. Und jetzt
kommt es …« Sie legte eine kunstvolle Pause ein und leerte das nächste
Whiskyglas in einem Zug.
    Sibeal bestellte rasch einen weiteren Drink für die Lady, damit ihre
Zunge auch wirklich gelockert würde.
    Â»Nun machen Sie es nicht so spannend«, sagte sie etwas unwirsch, als
sie bemerkte, dass Lady Ainsley absichtlich zögerte. »Bitte«, fügte

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