Die Rose der Highlands
Geld, um zu
verhindern, dass Rose lebenslang hinter den Mauern einer Anstalt verschwindet!«
»Hören Sie doch auf, Sie haben doch das Vermögen von Isoâ¦Â«
»Lili, jetzt ist gut«, unterbrach Liam ihre Widerrede in barschem
Ton. »Wir können froh sein, wenn Lord Fraser und Miss Brannon keine rechtlichen
Schritte gegen dich einleiten. Aber dazu wäre es dringend erforderlich, wenn
wir sein Haus jetzt verlieÃen.«
»Aber â¦Â«
»Nein, du hast genug angerichtet«, fauchte Liam sie an und zog sie
unbarmherzig mit sich in Richtung Ausgang. »Ich denke, du solltest dich
entschuldigen.«
»Aber â¦Â« Lili stockte, als sie Liams warnenden Blick auffing. Das
kann doch alles nicht wahr sein, dachte sie fassungslos. Dass er sich von
diesen Leuten in die Irre führen lässt.
»Sie sind wirklich ein guter Anwalt, Mister Brodie«, lobte nun zu
allem Ãberfluss auch noch Lord Fraser Liams Verhalten in den höchsten Tönen.
In Lilis Innerem brodelte es. Und sie hatte geglaubt, der Anwalt
wäre ihr Freund. Er war nichts als ein hinterhältiger Verräter, aber auch wenn
sie jetzt ganz allein dastand, kampflos würde sie nicht aufgeben.
»Ich verlange das Gutachten eines Arztes. Sie können mir viel
erzählen. Ich möchte es Schwarz auf Weià lesen.«
Lili funkelte Lord Faser herausfordernd an und sah sich fast am
Ziel, als er nicht antwortete. Jetzt ist er in der Falle, frohlockte sie.
»Ich werde das Doktor Scott ausrichten.«
»Doktor Scott?«
»Ja, Roses behandelnder Arzt aus Muray-House, der im letzten
Augenblick verhindert hat, dass Ihre Tochter, Mylady, lebenslang eingesperrt
wurde.«
»Lili, bitte komm jetzt. Es ist wirklich alles gesagt«, bemerkte
Liam ungeduldig.
Lili warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Ich werde mir persönlich ein Bild machen und mit diesem Doktor
Scott reden.«
»Das bezweifle ich«, erwiderte Lord Fraser eiskalt. »Er unterliegt
der ärztlichen Schweigepflicht.«
»Aber ich bin ihre Mutter«, protestierte Lili.
»Und ich bin Ihr Ehemann!«, konterte Lord Fraser ungerührt.
Lili kämpfte mit den Tränen. Sie fühlte sich hilflos und schwach.
Sie hatte all ihr Pulver verschossen und wozu?
»Kann ich noch einmal zu ihr?«, fragte sie leise.
»Nein, das halte ich für sehr gefährlich«, antwortete er. »Wenn ich
mich recht entsinne, hat sie auf Ihr Erscheinen sehr aggressiv reagiert.«
»Das ist doch nicht wahr. Sie â¦Â«
»Auf Wiedersehen und vielen Dank, dass Sie Misses Munroy ungeschoren
davonkommen lassen«, ging Liam lautstark dazwischen. »Und ich werde sehen, was
sich machen lässt wegen des Hauses. Wenn Sie das Geld für Roses Pflege
brauchen.«
Das war zuviel für Lili. Sie riss sich von Liams Arm los und rannte
weg, als wäre der Teufel hinter ihr her. Sie lief aus dem Haus geradewegs nach
unten zu der groÃen StraÃe, die durch Fortrose führte. Wahrscheinlich würde sie
den halben Tag brauchen, um nach Scatwell Castle zu gelangen, aber das war ihr
in diesem Moment völlig gleichgültig. In den Wagen dieses elenden Verräters
würde sie jedenfalls nicht freiwillig steigen.
48
S ibeal hatte Isobel nach getaner Arbeit im Munroy-House,
wie das Armenhaus inzwischen genannt wurde, überreden können, mit ihr ins
Columba Hotel am River Ness essen zu gehen.
Isobel hatte zu ihrem groÃen Erstaunen zugesagt. Nun saÃen sie in
dem gemütlichen Hotelspeisesaal, von dem aus man über den River Ness bis
hinüber zur Burg gucken konnte.
Kaum hatten sie Platz genommen, als der Kellner bereits die Karte
brachte und nach ihren Getränkewünschen fragte, wobei er an Lady Sibeal gewandt
leicht verschmitzt hinzufügte: »Für Sie, wie immer, einen Dewar?«
»Ich bin oft hier, seit Edward in London lebt«, flüsterte Sibeal
Isobel beinahe entschuldigend zu, während sie eifrig nickte. »Für meine
Freundin nur ein Wasser«, sagte sie demonstrativ mit einem Blick auf deren
Bauch.
Kaum war der Kellner auÃer Hörweite, beugte sich Isobel vertraulich
über den Tisch. »Ach, deshalb hast du mich zum Essen eingeladen, Tante Sibeal.
Du möchtest sicher mehr erfahren über das da, nicht wahr?«
»Ich weià gar nicht, wovon du redest«, erwiderte Sibeal so
übertrieben unschuldig, dass es einem Geständnis gleichkam. Dann
Weitere Kostenlose Bücher