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Die Rose der Highlands

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Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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unfreiwillig Kenntnis davon erlangt habe, dass Sie zurzeit nicht eben
flüssig sind, bitte ich Sie, mein Angebot anzunehmen.«
    Lili hegte gemischte Gefühle. Auf der einen Seite war sie ihm
dankbar, dass er Isobels absurde Bedingung aus der Welt geschafft hatte,
andererseits wurmte es sie, dass er so unverblümt auf ihre finanzielle Lage
anspielte.
    Seine Großzügigkeit anzunehmen, verbot ihr der Stolz. Sie lächelte
Lord Fraser an und sagte freundlich aber bestimmt: »Seien Sie nicht böse, aber
das möchte ich mir nicht nehmen lassen. Isobels Glück liegt mir sehr am Herzen,
müssen Sie wissen. Und in jeder Notlage gibt es einen Silberstreif am Horizont.
Machen Sie sich also keine Sorgen um meine wirtschaftlichen Verhältnisse. Ich
verfüge über ausreichend Mittel, die Verlobung meiner Stieftochter auszurichten
…«
    Â»Lili, das Geschäftshaus ist tabu«, raunte Isobel dazwischen.
    Lili aber fuhr ungerührt fort: »… auch ohne das Geschäftshaus in der
Church Street zu verkaufen, das ja, wie Sie inzwischen wissen, nicht mir
gehört, sondern meinen Töchtern.«
    Â»Ich bewundere Sie, gnädige Frau«, entgegnete Lord Fraser. »Sie
würden für Isobel und Rose alles tun, nicht wahr?«
    Â»Das sehen Sie richtig. Alles! Und ich bin Ihnen sehr dankbar, dass
Sie durch Ihre Toleranz, die Jugend bei Ihrer Verlobung mitfeiern zu lassen,
einem neuerlichen Zwist zwischen den beiden vorgebeugt haben.«
    Â»Gern geschehen«, entgegnete er gestelzt.
    Â»Ich hoffe, Isobel, mein Schatz, dass dir das Fest dadurch nicht
allzu arg verleidet ist«, sagte Lili in versöhnlichem Ton.
    Â»Nein, ich wüsste nicht, was ich lieber täte, als mit den pickeligen
Jungs und den gackernden Backfischen zu feiern!«, stieß Isobel bissig hervor.
    Â»Isobel, jetzt ist es genug! Ich habe volles Verständnis dafür, dass
dir der Tag viel bedeutet, aber wenn dir das alles nicht passt, dann sucht euch
beide einen anderen Verlobungstermin als Hogmanay!« Lilis Stimme war lauter
geworden als beabsichtigt, aber langsam verlor sie die Geduld. So stur und
unversöhnlich hatte sie ihre Stieftochter kaum je erlebt.
    Â»Da haben wir es wieder. Deine kleine Rose soll ein einziges Mal
zurückstecken, aber das kann man ja nicht von dem verwöhnten Gör erwarten«,
erwiderte Isobel in sarkastischem Ton.
    Lili wollte soeben kontern, dass Isobel endlich damit aufhören
solle, da kam ihr Lord Fraser zuvor. »Isobel, das geht zu weit!«, ermahnte er
sie in strengem Ton und fügte versöhnlicher hinzu: »Die paar jungen Leute
werden uns beiden schon nicht die Schau stehlen!« Zur Bekräftigung gab er ihr
einen Kuss auf die Wange.
    Lili wunderte sich, dass ihre Tochter angesichts dieser Zärtlichkeit
nicht ein wenig weicher wurde, doch ihre Miene blieb wie versteinert.
    Es bedrückt sie doch noch etwas anderes, das mit Rose gar nichts zu
tun hat, schoss es Lili durch den Kopf. Wenn sie nur wüsste, was es war. Sie
konnte Isobel ja schlecht in Gegenwart ihres zukünftigen Verlobten fragen, ob
zwischen ihm und ihr alles in Ordnung war. Jedenfalls benahm sich so keine
junge Frau, die eine erfüllte Liebesnacht erlebt hatte. Wenn Lili daran dachte,
wie sie durch das Tal von Strathconon geschwebt war, nachdem sie das erste Mal
mit Dusten … Doch diese schöne Erinnerung wurde in demselben Augenblick vom
Gedanken an ihre erste Nacht mit Niall überschattet. Am nächsten Morgen hatte
sie mit Sicherheit auch nicht vor Glück gestrahlt …
    Lili musterte Isobel durchdringend, doch diese wich ihrem Blick aus.
    Â»Ja, dann werde ich mich mal auf den Rückweg machen.« Lili streckte
Lord Fraser zum Abschied ganz förmlich die Hand entgegen. Isobel wollte sie
eigentlich in den Arm nehmen, aber ihr abweisender Blick ließ sie davon Abstand
nehmen.
    Â»Bis nachher, Isobel.« Ihre Stieftochter blieb stumm.
    Lili stieß einen tiefen Seufzer aus. »Also, noch einmal Entschuldigung,
dass ich hier so hereingeplatzt bin. Und keine Sorge. Wenn ihr erst einmal
verheiratet seid, schützt euch das vor unliebsamen Überfällen der Mu… der
Stiefmutter«, versuchte Lili krampfhaft zu scherzen.
    Als immer noch keinerlei Reaktion seitens Isobel erfolgte, wandte
sich Lili rasch um und ging zur Tür. Nur raus hier, dachte sie. Doch da hörte
sie in ihrem Rücken Isobels vertraute Stimme rufen: »Bis nachher,

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