Die Rose der Highlands
mache
mir groÃe Sorgen um das Kind. Ich weiÃ, ich habe kein Recht, hier
hereinzuplatzen. Deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag zur Güte: Sie lassen
mich zwei Worte mit ihr wechseln und ich verschwinde ⦠und dann â¦Â« Lili brachte
es kaum über die Lippen. »â¦Â und dann darf ich Sie herzlichst bitten, die
Verlobung wie angekündigt in meinem Haus zu feiern.« Lili suchte seinen Blick.
»Es tut mir leid.«
Lord Frasers Miene erhellte sich. »Ich werde schauen, was ich für
Sie tun kann. Nehmen Sie doch einen Augenblick auf dem Sofa Platz«, sagte er
höflich und verschwand hinter der Flügeltür.
Lili atmete erleichtert auf. Das war knapp gewesen. Hätte sie nicht
eingelenkt, er hätte sie wahrscheinlich auf der Stelle vor die Tür befördert.
Dabei hätte sie alles getan, um Isobel wenigstens kurz zu sehen. Sie
blickte sich um. Was sie sah, war nichts als eine Suite im Highland Hotel. Doch dann erstarrte sie. Es war nicht irgendeine Suite,
sondern jene, die sie damals bei ihrem Kuraufenthalt bewohnt hatte. Sie
erkannte es an dem Gemälde über dem Kamin. Es zeigte das Hotel aus einer
Perspektive, als sei es in die umliegenden Wälder eingebettet. Sie hatte damals
ein Zimmermädchen gefragt, ob man das Bild kaufen könne, doch die hatte ihr
erzählt, es sei ein Einzelstück. In jedem Zimmer hänge ein anderes Gemälde,
hatte sie Lili erzählt. Und dieses hatte in ihrer Suite gehangen. Langsam
erinnerte sie sich wieder. Dass mir das nicht gleich aufgefallen ist, wunderte
sie sich. Sie schob es auf ihre Aufregung.
»Hallo Lili.« Isobels Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Lili sah
zur Tür und erschrak. Isobel wirkte so blass und zerbrechlich, dass Lili sofort
aufsprang und auf sie zustürzte. Sie nahm ihre Stieftochter ungestüm in den
Arm. Isobel wehrte sich nicht.
»Es tut mir so leid«, raunte Lili. »Ich wollte dich nicht schlagen,
und ich hatte für einen Augenblick vergessen, dass ich die Collane der
Makenzies einst dir versprochen hatte. Es ist schon so lange her. Verzeih mir,
ich werde mein Wort halten. Pass gut auf sie auf, und wenn du wieder zu Hause
bist, dann werde ich dir die Geschichte dieser Ordenskette erzählen und warum
sie nicht in die Hände einer Munroy, sondern einer Makenzie gehört.«
Isobel aber machte sich aus der Umarmung los.
»Aber Lili, ich bin eine Munroy. Schon vergessen?«
»Aber nur dem Namen nach und nur von der Seite deines Vaters, deine
Mutter ist eine Makenzie und damit flieÃt auch das Blut â¦Â«
»Lili, was soll das jetzt?«, unterbrach Isobel sie unwirsch. »Was
interessieren mich die alten Geschichten und dieses dämliche Gerede mit dem
Blut?« Sie musterte Lili abschätzig. »Warum bist du hergekommen? Ich bin eine
erwachsene Frau.«
»Weil ich heute Nacht vor Sorge um dich kein Auge zugetan habe. Dir
hätte etwas Schlimmes passiert sein können, Kind.«
»Du siehst, mir geht es wunderbar«, erwiderte Isobel spöttisch. »Und
siehst du hier irgendwo ein Kind?«, fügte sie spitz hinzu.
Lili schluckte ihre Widerworte hinunter. Isobel hat ja recht, dachte
sie reumütig, ich führe mich tatsächlich auf wie eine Glucke, was einer bald
dreiÃigjährigen Frau in Anwesenheit ihres zukünftigen Mannes mehr als peinlich
sein muss.
»Natürlich bist du kein Kind mehr, das ist mir nur so herausgerutscht.
Verzeih mir.«
Lili suchte den Blick von Lord Fraser, aber der tat so, als hätte er
an dem Gespräch nicht das geringste Interesse. Er hatte sich eine Zeitung
genommen und las. Oder er tat nur so, vermutete Lili.
Sie betrachtete Isobel eindringlich in der Hoffnung, sie würde
ebenfalls einlenken, aber sie stand angriffslustig vor ihr, die Arme abwehrend
vor der Brust verschränkt. Lili konnte sich nicht helfen. Isobel sah
schrecklich aus. Ihre Haut war fahl, und unter den Augen zeichneten sich dunkle
Ringe ab. Wie eine junge Frau, die mit dem Mann ihres Herzens die erste
Liebesnacht verbracht hatte, wirkte sie ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, eher
wie eine Frau, die sich mit Liebeskummer quälte, denn ihre Augen waren so
verquollen, als habe sie geweint.
»Gut, dann will ich mich wieder auf dem Nachhauseweg machen. Ich
weià ja jetzt, dass dir nichts zugestoÃen ist«, seufzte Lili, und sie fügte
hoffnungsfroh hinzu: »Oder begleitest du mich?«
Isobel
Weitere Kostenlose Bücher