Die Rose der Highlands
Fraser gegenüber?
Dieses unbegründete Misstrauen?«
»Einerseits ja, andererseits kann ich Ihre Gefühle diesem Mann
gegenüber irgendwie sogar verstehen. Ich habe auch â¦Â«
Lili hörte ihm jedoch gar nicht mehr zu. Ein leises Lächeln
umspielte ihren Mund.
»Da bin ich aber froh, dass ich ihn heute gar nicht mehr ganz so
skeptisch beäugt habe. Im Gegenteil, er hat sich von einer angenehmen Seite
gezeigt. Nicht gleich am Anfang, als ich in seine Suite geplatzt bin, aber
dann, als Isobel hässlich gegenüber Rose werden wollte. Er hat Rose verteidigt.
Etwas, das ich schon längst hätte tun sollen. Ich habe Isobel viel zu viel
durchgehen lassen!« Sie warf Liam einen bewundernden Blick zu. »Sie haben mir
da eben wirklich die Augen geöffnet, wenngleich es nicht gerade schmeichelhaft
ist, als Glucke bezeichnet zu werdem. Aber ich habe wirklich nie gewusst, warum
ich Isobel mit Samthandschuhen anfasse und sie nicht entschiedener in ihre
Schranken verwiesen habe.«
»Schön, dass ich Ihnen behilflich sein konnte«, erwiderte Liam
verhalten, während er so aussah, als ob er noch etwas auf dem Herzen hatte. Doch
Lili war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, sodass sie es nicht mitbekam.
»Ich glaube, es ist gut für Isobel, dass ein Dritter ihr zu
verstehen gibt, wie blödsinnig diese Eifersucht auf Rose ist. Vielleicht
entpuppt sich dieser Lord doch noch als Segen für unsere kleine Familie«, fügte
Lili hinzu. »Ich sollte aufhören, ihm zu misstrauen. Wahrscheinlich hat er den
Rat mit der englischen Bank auch nur gut gemeint.«
»Was für einer englischen Bank?«, fragte Liam mit schneidender
Stimme zurück.
»Er hat ihr vorgeschlagen, dass sie ihr Geld bei einer englischen
Bank anlegt.«
»Das macht sie doch nicht etwa?«
Lili lachte. »Sie sind ja noch misstrauischer als ich. Nein, wir
haben abgemacht, dass sie mich erst Erkundigungen über dieses Institut
einziehen lässt. Aber vielleicht sollte ich mich auch aus diesen
Angelegenheiten einfach raushalten. Wahrscheinlich bin ich zu misstrauisch und
stets auf der Hut, weil meiner Kleinen womöglich ein Leid geschehen könnte, und
sehe überall Gespenster. Was meinen Sie?«
Liams Miene hatte sich immer mehr verdüstert, seit Lili über ihre
neuerwachte Sympathie für Lord Fraser gesprochen hatte. Er teilte ihr Vertrauen
nicht und bedauerte, dass er ihr mit seiner Analyse ihrer Beziehung zu Isobel
den Argwohn gegen den Herrn genommen hatte. Denn obwohl Liam nicht wie eine
Glucke über Isobel Munroys Wohl wachte, traute er dem Lord nicht über den Weg.
Bislang hätte er nicht sagen können, weshalb. Aber ein Mann, der seiner
zukünftigen Verlobten in diesen Zeiten vorschlug, ihr Vermögen von einer
schottischen auf eine englische Bank zu transferieren, war alles andere als
seriös. Er behielt seine Meinung allerdings für sich. Er wollte Lili nicht
neuerliche Sorgen bereiten, aber er war fest entschlossen, auf eigene Faust zu
recherchieren. Bislang hatte er von Mandanten aus Fortrose nur herausgefunden,
dass ihn keiner im Ort kannte. Man wusste nur, dass er dieses merkwürdige Haus
bauen lieÃ, das den Einheimischen ein Dorn im Auge war. Eine viktorianische
Festung, hatte sein Mandant es genannt. Und er hatte ganz am Rande noch etwas
Interessantes erwähnt. Ein Handwerker habe ihm im Vertrauen gesteckt, der Bau
stocke immer wieder, weil der Lord seine Leute nicht bezahlen könne.
Doch das sind alles nur Gerüchte, dachte Liam, mit denen er Lili,
ohne handfeste Beweise zu haben, nicht unnötig beunruhigen wollte. Dennoch
durfte er ihr nicht verhehlen, wie gefährlich der Vorschlag des Lords war.
»Ich finde, dass man sich in den heutigen Zeiten einen Bankwechsel
gründlich überlegen soll. Ich würde Isobel davon abraten. Das hat gar nichts
mit dem Lord persönlich zu tun, sondern mit der wirtschaftlichen Lage. Das
Pfund Sterling war noch nie so wenig wert wie nach unserem Ausstieg aus dem
Goldstandard. Es wäre Wahnsinn, sich das Geld zu diesem Zeitpunkt auszahlen zu
lassen. Kreditinstitute gehen reihenweise bankrott.«
»An Ihnen ist ja ein Bankfachmann verloren gegangen, lieber Liam«,
erwiderte Lili sichtlich beeindruckt.
»Ach was«, brummte er. »Das weià doch jeder, der in diesen Zeiten
sein Geld zusammenhalten muss.«
»Sie wollen damit sagen, dass das auch Lord Fraser
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