Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Wangen rot glühten. Sie
wandte sich ab und verließ das kuschelige Plätzchen am Kamin. Doch dann drehte
sie sich noch einmal um und fauchte: »Sie brauchen sich übrigens nicht weiter
um den Verkauf von Little Scatwell zu kümmern. Ich werde die Dienste eines
Ihrer Kollegen in Anspruch nehmen. Eines seriösen Kollegen, der mir nicht das
Angebot macht, mich auszuhalten. Und auch Isobel brauchen Sie nicht zu beraten.
Das schaffe ich schon allein. Und, es tut mir leid, aber die Einladung zum Fest
in Scatwell Castle an Hogmanay muss ich mit dem Ausdruck des Bedauerns
zurücknehmen!«
    Lili konnte wie durch einen Nebel erkennen, dass die Augen des
Anwalts vor Schreck weit aufgerissen waren, aber das war ihr in diesem
Augenblick völlig gleichgültig. Sie fühlte sich durch sein durch die Blume
vorgebrachtes Angebot, sie finanziell zu unterstützen, gedemütigt und in ihrem
Stolz verletzt. Diese Gefühle waren gepaart mit grenzenloser Enttäuschung, dass
dieser Mann, dem sie von Herzen vertraut hatte, ihr so etwas überhaupt
anzubieten wagte. Nein, Liam Brodie war für sie gestorben, und das war sehr
schmerzhaft. Sie hatte wirklich geglaubt, einen guten Freund in ihm gefunden zu
haben. Einen, der ihr »Nein« zu einer Beziehung mit ihm akzeptierte. Einen, der
sie und ihr Wort respektierte. Einen, der nicht hintenherum versuchen würde,
sich in ihrem Leben unverzichtbar und sie abhängig von ihm zu machen.
    Als sie hinter sich seine verzweifelte Stimme rufen hörte: »Lili,
jetzt warten Sie doch. Lassen Sie sich das doch erklären. Sie haben etwas in
den falschen Hals bekommen!«, beschleunigte sie ihren Schritt. Es war wie ein
Spießrutenlaufen, sich zum Ausgang zu schlängeln, denn vor der Bar stand eine
Gruppe feiernder Highlander in ihrer traditionellen Kluft. Sie alle
beobachteten voller Amüsement die attraktive, nicht mehr ganz junge Dame, die
vor einem gut aussehenden, graumelierten Herrn in den besten Jahren flüchtete.
    Â»Slàinte mhath!«, rief einer der Männer und erhob sein Glas.
    Â»Slàinte mhath«, tönte es vielfach zurück, doch da hatte Lili
bereits die Tür der Waschräume erreicht. Mit klopfendem Herzen schlüpfte sie in
den mit prächtigen Spiegeln ausgestatteten Vorraum. Sie ließ sich auf einem der
gepolsterten Schminkhocker fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Wenn es
nötig war, würde sie hier den Rest des Tages verbringen. Immer noch besser als
Liam zu begegnen. Was bildete er sich eigentlich ein? Dass sie als Dank für
seine Großzügigkeit mit ihm ins Bett ging? Schade, dachte sie, und ich habe
wirklich geglaubt, ich könne ihm trauen.

24
    D as Wetter am einunddreißigsten Dezember war genauso, wie Lili
sich fühlte. Es regnete seit Tagen und über Scatwell Castle hingen dicke
schwarze Wolken. Doch nicht einmal die konnte man von drinnen sehen.
    Lili stand am Fenster ihres Zimmers und sah trübsinnig dabei zu, wie
fette Tropfen gegen die Scheiben prasselten. Der Wind ließ sie direkt
daraufklatschen.
    Statt der erhofften Besserung war die Stimmung auf Scatwell Castle
noch viel schlechter geworden. Isobel war zwar noch an jenem Tag nach Hause
zurückgekehrt, aber sie hatte zum Fürchten ausgesehen. Seit Tagen aß sie kaum
etwas und huschte im Haus umher wie ein Nachtgespenst. Zu allem Überfluss trug
sie wieder ihre dunklen Gouvernantenkleider und sah darin schlicht
bedauernswert aus.
    Lord Fraser hatte sich seit Isobels nächtlichem Besuch im Highland
Hotel nicht mehr auf Scatwell Castle blicken lassen. Es fiel Lili wahnsinnig
schwer, Isobel mit neugierigen Fragen zu verschonen. Wie oft lag ihr auf der
Zunge: Was ist geschehen im Hotel? Hat er dich verletzt? War die Nacht mit ihm
eine Enttäuschung? Willst du ihn vielleicht gar nicht heiraten? Doch sie
verkniff sich diese Fragen, weil ihr Liam Brodies Worte ständig im Kopf
herumgespukten.
    Allein bei dem Gedanken an den Anwalt schoss ihr die Schamesröte in
die Wangen. Aber nicht mehr wegen seines Angebots, sondern wegen ihres Abgangs.
Schon am Abend des schicksalhaften Tages waren ihr erhebliche Zweifel gekommen,
ob sie nicht arg übertrieben hatte. Vielleicht hatte Liam es wirklich nur gut
gemeint und hätte niemals Bedingungen daran geknüpft. Sie hatte ihm ja nicht
einmal die Chance gelassen, sich zu erklären. Jetzt, mit Abstand, fragte sie
sich, ob nicht er derjenige war, der sich verletzt

Weitere Kostenlose Bücher