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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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hundsgemein. Oder hatte sie sich vorhin doch verhört? Hatte er
das Gegenteil behauptet? Dass er Rose hübsch fand? Nein, ich bin doch nicht
taub, dachte sie, ich muss ihn jetzt sofort zur Rede stellen, und zwar draußen
vor der Tür, bevor er womöglich lustlos unsere Verlobung ankündigt. Nein, so
nicht, ich muss … Sie tippte vorsichtig an seinen Arm, aber er reagierte nicht,
sondern begann mit seiner Rede.
    Â»Liebe Misses Munroy, liebe Rose, liebe Isobel, liebe Gäste, ich
möchte mich zunächst aufrichtig bei der Familie Munroy bedanken, dass man mich
zur Jahreswende 1931 auf 1932 nach Scatwell Castle eingeladen hat.
Dieses Fest war schon länger geplant, weil die reizende Rose heute ihren
sechzehnten Geburtstag feiert. Dazu möchte ich noch einmal meinen
allerherzlichsten Glückwunsch aussprechen. Sie sieht einfach entzückend aus,
wenn ich das als frischgebackener Freund des Hauses einmal so offen sagen
darf.« Keith legte eine Pause ein und bat Rose, sich zu erheben. Alle Gäste
klatschten. Keith deutete einen Handkuss an.
    Isobels Kehle wurde angesichts dieses in ihren Augen schleimigen
Auftritts ihres künftigen Verlobten so trocken, dass sie ihr Weinglas in einem
Zug leerte. Was macht er da, fragte sie sich fassungslos, er soll unsere
Verlobung ankündigen und Rose nicht vor aller Augen abgedroschene Komplimente
machen …
    Für einen winzigen Augenblick vergaß sie ihren dummen Streit mit
Lili und drehte sich zu ihrer Stiefmutter um. Lili aber saß wie versteinert da
und verzog keine Miene. Auch nicht, als sich Isobels und ihr Blick erneut
trafen. Sie schien ihr ernsthaft böse. Isobel hätte heulen mögen. Nun hatte sie
es sich mit allen verscherzt, und dabei wollte sie doch nur … Ja, was wollte
sie eigentlich? Sie spürte einen Kloß im Hals.
    Hastig wandte sie sich dem Geschehen zu und wurde Zeugin, wie Rose
Keith förmlich anhimmelte. Anders konnte sie das nicht nennen, was sich da vor
ihren Augen abspielte. Rose lächelte auf eine Art, die Isobel noch nie zuvor
bei ihr bemerkt hatte. Nicht voller kindlicher Freude, sondern wie eine Frau,
die einen Mann umgarnte. Isobel stockte der Atem. Keine Frage, die beiden
flirteten ungeniert miteinander, denn Keith erwiderte dieses Lächeln nicht wie
ein angehender Schwager, sondern wie ein Mann, der einer Frau den Hof machte.
Es war großes Theater. Und alle guckten zu. Man hätte eine Stecknadel fallen
hören können. So still war es im Salon.
    Isobel ballte die Fäuste und senkte den Kopf. Sie hatte das Gefühl,
die gesamte Gesellschaft würde sie mit mitleidigen Blicken aufspießen, doch als
sie den Kopf wieder hob, starrten immer noch alle auf Rose und Keith.
    Warum sagte keiner etwas? Das verliebte Mienenspiel war schier
unerträglich. In ihrer Phantasie sah Isobel, wie die beiden sich küssten und … Noch
ehe dieses Bild vor ihrem inneren Auge Gestalt annehmen konnte, war sie
aufgestanden, hatte ihre Hand auf Keiths Schulter gelegt und mit einer eigenen
Rede dagegengehalten. Das schien ihr das einzige Mittel, das Turteln der beiden
zu unterbinden, ohne das Gesicht zu verlieren. Vor der gesamten Elternschaft Ansprachen
halten, ja, das konnte sie. Da fühlte sie sich in ihrem Element. Für einen
Augenblick kehrte ihre alte Selbstsicherheit zurück. Selbst als sie Keiths
verdutzen Blick auffing, während sie mit fester Stimme zu reden begann.
    Â»Liebe Gäste, ich befürchte, Lord Fraser ist, wie Sie alle, so
entzückt von dem Kleid meiner Schwester, dass er vergessen hat, Ihnen sein
eigentliches Anliegen mitzuteilen. Ich habe mich inzwischen an den Anblick
gewöhnt und möchte mich in aller Form entschuldigen, dass ich es vorhin als zu
gewagt empfand. Für mich als ältere Schwester ist es eben nicht einfach, wenn
die Kleine plötzlich erwachsen wird, und da schieße ich dann auch mal übers
Ziel hinaus und gebärde mich wie eine strenge Mutter …«
    Isobel legte bewusst eine kleine Pause ein, um sich zu vergewissern,
ob sie auch den richtigen Ton angeschlagen hatte. Und tatsächlich, einige der
jungen Gäste schmunzelten, andere blickten sie wohlwollend an, sogar über Lilis
Gesicht huschte ein kleines Lächeln. Doch als sie zu Keith und Rose blickte,
erstarrte sie. Noch nie zuvor hatte sie aus Roses Augen einen derart
unversöhnlichen Hass funkeln sehen. Jetzt wusste sie, dass ihre Stiefschwester
zu solchen

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