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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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gelingen, an ihren Liebsten zu denken. Nicht auf
Geheiß von Lord Fraser!
    Als die Schweigeminute, die ihr wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen
war, vorüber war und Lord Fraser mit übertriebener Rührung »Ich danke Ihnen
allen« geseufzt hatte, stieß Lili Isobel sanft ihren Ellenbogen in die Rippen.
Als diese wie der Blitz herumfuhr, flüsterte sie: »War das abgesprochen? Hast
du ihn gebeten, das zu tun?«
    Â»Nein«, erwiderte Isobel tonlos. »Ich denke, er hat es auf Wunsch
einer einzelnen Dame gemacht«, fügte sie bissig hinzu.
    Lili hob die Schultern. Sie verstand nicht, worauf Isobel anspielte,
doch die deutete nun stumm auf die zum Herzerweichen weinende Rose.
    Lord Fraser blickte noch einmal betroffen in die Runde, bevor er
sich setzte und Roses Hand nahm. Es herrschte Totenstille im Salon der Munroys,
bis Rose noch einmal laut aufschluchzte. Und keinem der Anwesenden konnte entgehen,
wie er ihr nun zum Trost die Wange tätschelte.
    Lili wollte soeben dazwischengehen, da sah sie mit Entsetzen, wie
sich Rose in ihrem Schmerz bereits an Lord Frasers Brust geworfen hatte.
    Lili konnte gar nichts dagegen tun, aber wie ein Gift hatte sich das
alte Misstrauen gegen den Lord bis in alle Fasern ausgebreitet. Was würde sie
darum geben, wenn Liam an ihrer Seite säße und sie über den ganzen Irrsinn
sprechen konnten, der sich da gerade vor ihren Augen abspielte! Ob Rose in
diesem Mann eine Art Ersatzvater gefunden zu haben glaubte? Allein bei dem
Gedanken gruselte es Lili.
    Doch außer Isobel schien sie die Einzige zu sein, deren Herz nicht
von den Worten des Lords berührt worden war. Wo vorher gekichert wurde, zog
jetzt die ein oder andere junge Lady ihr Taschentuch hervor. Lili hätte
schreien mögen. Was für ein Theater!
    Â»Sie müssen doch wahnsinnig stolz sein, dass Isobel doch noch
heiratet, und dann noch dazu so ein Bild von einem Mann. Nicht wahr, Misses
Munroy?«
    Lili nahm diese Worte wie aus einer anderen Welt wahr, bis sie
begriff, wer da zu ihr sprach. Es war Caitronia, Lady Ainsleys jüngere Tochter,
die aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskam.
    Â»Was für ein Mann! Wenn ich das meiner Mom erzähle, wird sie das
nicht glauben. Man könnte richtig neidisch werden. Und ein richtiger Mann. Sie
sind bestimmt wahnsinnig stolz, nicht wahr?«
    Lili nickte schwach. Caitronia saß ihr schräg gegenüber und blickte
verzückt zu Lord Fraser hinüber, der immer noch voller Hingabe damit
beschäftigt war, Rose zu trösten.
    Â»Nun sagen Sie doch, wo hat Isobel dieses Prachtexemplar von einem
Mann aufgetrieben?«
    Lili stand nicht der Sinn danach, Auskunft über Einzelheiten zu
geben.
    Â»Da müssen Sie Isobel schon selber fragen«, erwiderte sie.
    Doch Isobel ging gerade zum Angriff über und versetzte Keith einen
Stoß in die Rippen.
    Â»Ich glaube, nun hast du meine Schwester wirklich genug getröstet«,
fauchte sie.
    Rose löste sich daraufhin zögernd aus der Umarmung des Lords und
warf Isobel einen zornigen Blick zu.
    Â»Ich habe sie nur getröstet«, fuhr Keith Isobel an. »Wie kann man
nur so herzlos sein?«
    Â»Aber ich, ich möchte doch nur, dass wir beide …« Isobel stockte,
weil ihre Augen feucht wurden.
    Â»Sie freuen sich doch sicher darüber, dass Ihre Tochter so ein Glück
hat, nicht wahr?«, flötete Caitronia, der die Spannung zwischen den frisch
Verlobten offenbar völlig entgangen war.
    Â»Natürlich freue ich mich für Isobels Glück«, stieß Lili steif hervor.
Caitronia war die Letzte, der sie anvertrauen würde, wie grausam ihr zumute
war. Lord Fraser war ein Sadist, das war ihre ehrliche Meinung. Aber wenn sie
auch nur ein einziges derartiges Wort von sich geben würde, durfte sie sicher
sein, dass dieses ungeschminkt bei Lady Ainsley landen würde. Und von dort
würde es im Flüsterton über ganz Inverness verbreitet werden. Nein, sie musste
wohl oder übel mitspielen, wie auch immer das Spiel hieß, in das Lord Fraser
sie alle hineingezogen hatte und dessen Regeln sich ihr nicht erschlossen. Aber
dass er etwas im Schilde führte, dessen war sich Lili sicher.
    Â»Keith ist wirklich bezaubernd«, flötetete sie deshalb scheinheilig.
»Ich wundere mich nur, dass Ihre Mom ihn gar nicht kennt, denn er heißt Lord
Fraser wie Ihr Großvater!«
    Das sagte Lili so laut, dass Lord Fraser es hören musste. Und

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