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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stärke zurückgefunden, hätte ihrem Spitznamen
»Miss Ease«, die in jeder schwierigen Lage wusste, was zu tun war, alle Ehre
gemacht, wenn sie geahnt hätte, dass unter Roses entspannter Oberfläche ein
Vulkan tobte, der jeden Augenblick zum Ausbruch kommen konnte.
    Ohne diese Ahnung aber zog sich Isobel, unsicher wie sie sich in
dieser Situation fühlte, immer weiter in ihr Schneckenhaus zurück. Sie fühlte
sich klein und hässlich, kein bisschen begehrenswert und unscheinbar wie ein
Mauerblümchen. All das, was sie als Jugendliche einmal über sich geglaubt
hatte, bestimmte in diesem Augenblick ihr Inneres, als wäre sie niemals die in
der Schule allseits beliebte und respektierte Lehrerin Miss Munroy gewesen … Und
schnell war sie in Gedanken wieder bei jener Nacht, die sie mit Keith in seiner
Suite verbracht hatte, obwohl sie sich geschworen hatte, diese Stunden aus
ihrem Gedächtnis zu streichen.
    Isobel fröstelte bei der Erinnerung an das Erlebte. Sie mochte sich
gar nicht vorstellen, dass es sich nun womöglich Nacht für Nacht wiederholen
würde, wenn sie erst verheiratet waren. Es lag ihr schwer auf der Seele, wie
lieblos er sich ihres Körpers bedient hatte. Sie hatte sich danach wie ein
wundes Stück Fleisch gefühlt. Doch wie immer, wenn sich der Gedanke an jene
Nacht nicht länger verdrängen ließ, versuchte sie sich damit zu trösten, dass
es nur besser werden konnte.
    Â»Was seufzt du denn in einem fort so schwer?«, raunte ihr Keith
plötzlich vorwurfsvoll ins Ohr. »Die Leute gucken schon. Mach doch ein
fröhliches Gesicht. Nimm dir mal ein Beispiel an deiner Schwester! Die weiß,
wie man sich auf Festen benimmt! Schließlich war sie gleichermaßen in den
hässlichen Streit verwickelt, aber sie lässt sich nicht so gehen wie du!«
    Isobel kniff ihre Lippen noch fester zusammen und schluckte die
Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag, rasch hinunter. Dass Rose nämlich allen
Grund hatte, sich zu freuen, weil Keith ihr seine ganze Aufmerksamkeit
schenkte.
    Â»Wann wirst du unsere Verlobung bekanntgeben?«, fragte sie
stattdessen kühl.
    Er blickte sie durchdringend an.
    Â»Was soll der Ton? Ich muss gar nichts. Schon gar nicht, wenn du
derart unfreundlich bist!«
    Isobel blickte vorsichtig nach links und rechts, um sich zu
vergewissern, dass weder Lili noch Rose ihrer Unterhaltung lauschten. Sie
wollte sichergehen, dass keiner mitbekam, was sie ihrem Verlobten in spe jetzt
zu sagen hatte. Erleichtert stellte sie fest, dass die beiden anderweitig in
Gespräche vertieft waren. Auch Caitronia, die ihr schräg gegenüber neben
Padruig saß, kicherte gerade schrill, nachdem ihr Tischherr, ein magerer
Jüngling, einen Scherz gemacht hatte.
    Â»Keith, bitte, lass uns nicht streiten«, flüsterte Isobel so leise,
wie sie konnte. »Aber wir hatten doch abgemacht, dass du das Wort so früh wie
möglich ergreifen wirst. Ich möchte doch nur wissen, wann du es zu tun
gedenkst, damit ich mich darauf einstellen kann …« Das klang flehend und nicht
mehr die Spur forsch.
    Â»Du bist wirklich wie ein Uhrwerk. Alles muss so geschehen, wie es
abgesprochen wurde, ob es nun passt oder nicht. Du besitzt wirklich nicht ein
Quentchen Phantasie.«
    Â»Aber …« Isobel war bei seinen Worten weiß wie eine Wand geworden.
Keith aber schien überhaupt nicht zu merken, dass er sie kränkte. Im Gegenteil,
er funkelte sie wütend an, als ob sie ihn soeben tödlich beleidigt hätte.
    Â»Gut, wenn du so darauf bestehst, dann mache ich das eben jetzt. Das
passt zwar nicht, weil alle beim Essen sind, aber Hauptsache, du bekommst
deinen Willen!« Sein Ton war unversöhnlich und hart.
    Â»Aber, Keith, das wollte ich doch gar nicht sagen. Ich …«
    Weiter kam sie nicht, weil ihr zukünftiger Verlobter sich jetzt
lautstark erhoben und mit der Gabel gegen sein Glas geschlagen hatte. Im Nu war
alles still.
    Isobels Gesichtsfarbe wechselte von Kalkweiß zu Feuerrot. Was habe
ich ihm bloß getan, fragte sie sich verzweifelt. Er hatte sie doch vorhin so
gemein verraten, nicht umgekehrt. Er war es doch gewesen, der sie dazu
aufgefordert hatte, Rose die Meinung wegen des Kleides zu sagen, und jetzt führte
er sich auf, als hätte sie grundlos einen Streit vom Zaun gebrochen. Und dann
hielt er ihr Rose als leuchtendes Beispiel vor. Was sollte das? Das war nicht
fair! Das war

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